Startseite Archiv Bericht vom 07. Mai 2015

Herausforderungen für die kirchliche Jugendarbeit

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Durch den Ausbau der Ganztagsschulen sind immer mehr Kinder und Jugendliche bis in den Nachmittag hinein im Schulalltag gebunden. Das spüren Kirchengemeinden in ihrem Angebot für diese Zielgruppe. Eine Kooperation mit außerschulischen Partnern ist ganz klar von den Ganztagsschulen gewünscht. Hier kann sich auch die Evangelische Jugend einbringen. Das machte Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track in ihrem Bericht deutlich.

Projekte schulkooperativer Kirchenarbeit bestehen bereits in vielen Kirchenkreisen. Beispiele sind etwa die erlebnispädagogischen Workshops im Kirchenkreis Wesermünde, die Erinnerungsarbeit etwa im Anne-Frank-Haus Oldau, Ökumenische Glaubenswochen in Osnabrück oder die Zirkusarbeit als Mitmach-Workshopangebot des Kirchenkreisjugenddienstes Hildesheim-Sarstedt.

Dabei kommt der Evangelischen Schülerinnen- und Schülerarbeit im Landesjugendpfarramt eine wichtige Rolle zu, unter anderem mit dem Netzwerk „Jugendarbeit und Schule“. „Die kirchliche Arbeit in der Schule unterscheidet sich von der Verbandsarbeit dadurch, dass wir hier einen nichtkirchlichen Partner auf Augenhöhe mit im Boot haben“, betonte Gäfgen-Track. Dabei behalte der Verband auch in der Schule seine Eigenständigkeit.

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 Bild: Jens Schulze

Eine Herausforderung ergebe sich dadurch, dass man in der Schule immer auch mit Kindern und Jugendlichen arbeite, die nicht evangelisch sozialisiert seien. „Sie einzubinden, ist im Sinne der Ökumene selbstverständlich“, machte die Oberlandeskirchenrätin deutlich. Für die Kirche biete die schulkooperative Arbeit den großen Vorteil, hier als gleichberechtigter Partner wahrgenommen zu werden. Auch die Einbindung von Gemeindehäusern und anderen kirchlichen Einrichtungen sei durchaus möglich und gewollt. „Die Schulen haben ein Interesse an anderen Lernorten und -angeboten“, so ihre Erfahrung.

Die Chance, die Kirche in diesem Bereich habe, müsse sie noch mehr als bisher schon nutzen, bekräftigte auch der Synodale Rolf Bade (Hannover). Natürlich müsse die Arbeit dort, wo sie gut laufe, unterstützt werden, sagte auch der Jugendsynodale Jonas Jakob Drude. „Aber das darf nicht zu Lasten der Verbandsarbeit gehen“, warnte er.

Gäfgen-Track machte deutlich, dass die kirchliche Arbeit in der Schule auch eine Gratwanderung sei. Einerseits gehe es nicht um missionarische Arbeit, andererseits gehöre der Glaube für die Mitarbeitenden untrennbar dazu.

Dieses Problem benannte auch der Synodale Martin Runnebaum (Stade). „Ohne Missionsgedanken erscheint mir diese Arbeit ziemlich blutleer. Die evangelische Jugendarbeit lebt auch von der Begeisterung für den Glauben.“ Dies unterstrich auch die Oberlandeskirchenrätin, verwies aber darauf, man müsse diesen Konflikt „sehr sensibel handhaben“.

Die Kooperation mit Schulen sei eine Win-Win-Situation, so Runnebaum: „Die Schule gewinnt einen starken und verlässlichen Partner, die Kirche wird durch die Arbeit in der Schule mit Themen konfrontiert, mit denen sie sonst oft gar nicht in Berührung käme.“ Er verwies auf den Bericht von Gäfken-Track, in dem es heißt: „Die Evangelische Jugend muss sich selbstkritisch fragen, ob sie in den Strukturen von Schulen zu Hause sein kann und will.“ Dazu gehöre auch, so Runnebaum, sich klarzumachen, dass Schule kein angstfreier Raum sei, sondern dass auch Mobbing, Versagensängste und Stress zum Schulalltag gehöre. Gerade in diesem Punkt sei Kirche auch gefragt.

Der Synodale Bodo von Bodelschwingh (Osnabrück) wies darauf hin, es sei wichtig, nicht nur die Kinder und Jugendlichen im Blick zu haben, sondern auch die jungen Erwachsenen bis 25 Jahren. Ein entsprechender Antrag, der Diakonie- und der Bildungsausschuss mögen beraten, das Projekt „Zukunft gestalten“ auch für diese Altersgruppe zu öffnen, wurde angenommen. Der Bericht wird nun an den Jugend- und den Bildungsausschuss überwiesen.