Aussprache zum Bischofsbericht
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In der Aussprache warnte Jonas Jakob Drude (Göttingen) vor einer vorschnellen Beurteilung: „Man mus bei der Debatte um die Stellung des Alten Testamentes vorsichtig sein, dies als antijudaistisch abzutun. Schließlich werden die Texte aus dem Alten Testamentes zu hohen christlichen Feiertagen christlich gedeutet."
„Es geht um eine Grundfrage, wenn Christen darüber diskutieren, wie sich die beiden Teile der Bibel zu einander verhalten", so Dr. Florian Wilk (Göttingen). „Auf diese Frage muss man eine Antwort finden. Eine christliche Lesart des Alten Testamentes birgt die Gefahr, dass man nicht wahrnimmt, dass der hebräische Teil der Bibel in einem anderem Verständnis geschrieben wurde, eben nicht in einem christlichen."
Bild: Jens Schulze
Rolf Bade (Hannover) machte darauf aufmerksam, dass an dieser Stelle ein wichtiger Akzent gesetzt sei in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Theologie des Islam. Bereits bei der Lehrstuhlbesetzung für Islamische Theologie in sei es darum gegangen, was „wissenschaftlich“ an dieser Stelle meint. Es sei zentral, dass dieser wissenschaftliche Dialog geführt wird. In Osnabrück, Münster und Frankfurt gebe es mittlerweile Lehrstühle für Islamische Theologie.
Bade stellte heraus, dass die Diskussion um das Tragen eines Kopftuchs als religiöses Bekenntnis nicht wissenschaftlich, sondern praktisch-politisch geführt werde. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Kopftuch beinhalte zwei Elemente, die die Diskussion in Niedersachsen dominieren: Zum einen gehe es um die individuelle Bekundung durch das Kopftuch und zum anderen um christliche Symbole in der Schule.
Es bestehe in dieser Debatte eine große Furcht, dass die Schulen das Urteil unterschiedlich handhaben. Das Bundesverfassungsgericht habe deutlich die individuelle Bekundung in den Vordergrund gestellt. Religionsfreiheit dürfe aber nicht dazu führen, das Individuelle in den Vordergrund zu stellen.
Außerdem werde in dieser Debatte die Frage aufgeworfen, ob es sich um eine bestimmte Privilegierung des Christentums handle. In Paragraf 2 des Niedersächsischen Bildungsgesetzes aber werde im Bildungsauftrag der Schulen das Christentum neben anderen Religionen erwähnt.
Professor Dr. Florian Wilk (Göttingen) forderte, die Kräfte im Islam zu stärken, die sich für eine Integration in unserer Gesellschaft stark machen.
In seiner Entgegnung auf die Redebeiträge warb Landesbischof Meister dafür, aufmerksam dafür zu sein, was Muslime, die ihren Glauben im westlichen Kontext leben möchten, dazu benötigen. Meister betonte, dass die Formen multireligiöser Feiern im wahrsten Sinne des Wortes „multi-religiös“ seien, d.h. Menschen teilten bei dieser Feier einen Raum und beteten nacheinander zu ihrem Gott. Ob dies ein gemeinsamer Gott sei, entscheide Gott selbst.
„Die politischen Straftaten aus dem rechten Lager sind deutlich angestiegen. Obwohl Verängstigung und Unwissenheit nicht als Entschuldigung für diese Taten gelten, so liegt doch genau dort ihr Ursprung. Dem müssen wir als Christen entschieden begegnen“, sagte der Jugenddelegierte Class Goldenstein (Stade) in der Diskussion zu den Ausführungen des Landesbischofs unter der Überschrift "Irritationen in der Demokratie".
„Auch in unserer Kirche ist Demokratie kein Selbstläufer“, mahnte Landessuperintendent Dieter Rathing (Lüneburg). „Es kann einen innerkirchlich irritieren, wenn wir uns die Beteiligung an Kirchenvorstandswahlen anschauen oder wenn die Beteiligungskultur in Kirchenkreisen an ihre Grenzen stößt, weil die Ansprüche zu hoch sind. Es bleibt die Aufgabe, die vielen Glieder in der Kirche in ihrer Organisationsfähigkeit zu halten. Dabei muss die Wahrheit in unseren eigenen Glaubensverständnisses offen gehalten werden und im Diskurs weiterhin nach ihr gesucht werden."
Auf die Frage von Dr. Jörg Zimmermann (Celle), ob die Kirche nicht zu schnell den Begriff der Institution zu schnell zu Gunsten der Organisation verlassen würden antwortete Landesbischof Ralf Meister: „Wir müssen institutionell bleiben um stabil zu bleiben - gegen alle Trends und modischen Veränderungen. Institutionen dürfen aber nicht den Fehler machen, ihre Kraft vorrangig in den reinen Selbsterhalt zu stecken.“