Startseite Archiv Bericht vom 20. Juni 2003

Kopftuchstreit und Ökumenischer Kirchentag - Zum Bericht der Landesbischöfin

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Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann hat in der Frage, ob eine Lehrerin aufgrund ihres muslimischen Glaubens während des Unterrichts ein Kopftuch tragen darf, deutlich Stellung bezogen. Käßmanns Erachtens müsse es „nein“ heißen, wobei für sie nicht rechtliche Gesichtspunkte ein Rolle spielen. „Was bedeutet es für ein Mädchen in einer Klasse, die gerade in ihrer muslimischen Familie durchgesetzt hat, dass sie kein Kopftuch tragen muss, wenn ihre Lehrerin dieses trägt“, fragte die Landesbischöfin. Das Menschenbild „unserer Verfassung, das erklärt: Mann und Frau sind gleichberechtigt“, stünde der Forderung entgegen, wie Käßmann betonte.
Käßmann erinnerte an Aussagen des ehemaligen niedersächsischen Justizministers Pfeiffer. Dieser hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass die Errungenschaften von Gleichheit und damit der Gemeinschaft von Frauen und Männern in Deutschland gefährdet werden könnten, wenn einer „Machokultur in manchen Zuwandererfamilien“ Vorschub geleistet würde. Die Landesbischöfin hofft, „dass in der Repräsentanz dieses Staates Lehrerinnen, Richterinnen, Politikerinnen den Gleichheitsgrundsatz eindeutig repräsentieren“. Die Religionsfreiheit und der Schutz derselben sei für sie ein unveräußerliches Gut, das es zu erhalten gelte.

Im Blick auf den ersten Ökumenischen Kirchentag (ÖKT), der vor vier Wochen in Berlin stattfand, zog Käßmann eine positive Bilanz: „Ja, der ÖKT war ein großartiger Erfolg.“ Kritisch äußerte sich die Bischöfin, ehemals Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, über die Dominanz des ordinierten Amtes bzw. der Bischofsämter. Beim Kirchentag handele es sich wie beim Katholikentag um eine Laienbewegung. „Das ist in Berlin etwas in den Hintergrund getreten“. Vermisst habe sie außerdem den Markt der Möglichkeiten und dessen „Streitkultur“. Als Kennzeichen Evangelischer Kirchentage sollte der „Markt“ beibehalten werden. Die Suspendierung des katholischen Pfarrers Kroll wegen seiner Teilnahme an einem evangelischen Abendmahl bezeichnete die Bischöfin erneut als „ökumenisches Trauerspiel“. Pfarrer Kroll habe etwas öffentlich vollzogen, „was an vielen Orten in Deutschland und darüber hinaus geschieht und ganz gewiss dem Wunsch derer entspricht, die in Berlin anwesend waren“. Immerhin hielten auch ökumenische Institute eine zumindest gastweise gegenseitige Einladung zum Abendmahl für theologisch möglich. Bewusst habe sie im Abschlussgottesdienst – für Käßmann einer der schönsten Augenblicke – „alle“ zum Kirchentag 2005 eingeladen. Das Christentreffen in Hannover sollte eine erkennbar ökumenische Dimension haben. Nach dem überwältigenden Erfolg von Berlin setzte sich die Bischöfin im übrigen für weitere Ökumenische Kirchentage „alle zehn Jahre“ ein.