Bibelarbeit: Kirche sein mit Mitgefühl und Empathie
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„Lasst uns eine sensible Kirche sein, um für Recht und Gerechtigkeit einzutreten! Eine Kirche des Herzens, die fühlt und weint, eine Kirche des Mutterleibs, die Mitleid und Barmherzigkeit hat, eine Kirche, die sensibel ist und mit Menschen fühlt und lebt.“ Dazu ermutigte Pastorin Christina Scherer aus Brasilien in ihrer Bibelarbeit die Landessynode. Seit November 2021 arbeitet Scherer als Referentin für Internationale Ökumene am Evangelisch-lutherischen Missionswerk Niedersachsen in Hermannsburg und als Pastorin im Kirchenkreis Walsrode.
Es gehe darum, die Kirche der Barmherzigkeit zurückzugewinnen. Im Hebräischen bedeute das Wort für Barmherzigkeit „rahamim“ auch Uterus. „Wir würden heute vielleicht von Bauchgefühl sprechen.“ Da entstehe ein Gefühl der Barmherzigkeit und Mitgefühl. Das sollte das Handeln der Kirche bestimmen, ist Scherer überzeugt und rief dazu auf für Handlungen und Entscheidungen das Kriterium der Tränen zu nutzen. „Die Zuneigung zueinander wird uns retten“, sagte Scherer. Die Mission der Kirche sei es, Mitgefühl und Empathie zu haben. So wie Christus sagte: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)
„Als Kirche verkündigen wir Gerechtigkeit“, sagte die Pastorin aus Brasilien. Dieses Wort gehöre zu den am häufigsten verwendeten Worten in der Bibel, jeweils 98 Mal in beiden Testamenten.
„Ich bin gekommen, damit alle Gerechtigkeit erfüllt werde“, heißt es von Jesus bei seiner Taufe. Gerechtigkeit, Recht und Frieden seien zentrale Themen für den christlichen Glauben, stellte Scherer fest: „Damit diese Gerechtigkeit unter uns konkreter wird, besteht die Herausforderung für die Kirche darin, dass sie eine Kirche ist, die empfänglicher für Tränen ist, offener für Empathie, prophetischer in ihrem Mut, menschlicher in ihrer Geduld, liebevoller in ihrer Rede, einladender und integrativer in ihrem Handeln.“
Anhand von drei Bibeltexten, in denen Frauen im Mittelpunkt stehen, wies Scherer auf, was notwendig sei, um sich für Gerechtigkeit einzusetzen: Kirche müsse empfänglicher für Tränen sein, offener für Empathie, prophetischer in ihrem Mut, menschlicher in ihrer Geduld, liebevoller in ihrer Rede, einladender und integrativer in ihrem Handeln.
Von der Witwe, die beharrlich um ihr Recht bat (Lukas 18,1-8), könne gerade diese Beharrlichkeit und Geduld lernen, die es bei der Durchsetzung von Gerechtigkeit brauche. Denn wer von Ausdauer und Geduld beseelt sei, lasse sich nicht von Krisen stören, so Scherer. Für Ungeduldige aber werde das Warten lang. Für diese sei die Hoffnung schon vorbei. Der oder die Geduldige betrachte die anderen mit Respekt und verfalle nicht in Apathie und Resignation, sondern bleibe von Hoffnung beseelt.
Die fünf Schwestern, die Mose um den Grundbesitz ihres verstorbenen Vaters baten, weil dieser keinen Sohn hatte (4.Mose 27,1-7), handelten gemeinsam mit einer Strategie, erwiesen Mut und scheuten kein Risiko. „Wir brauchen Mut, um für das Recht einzutreten, wo Ungerechtigkeit herrscht“, sagte die Ökumene-Referentin und wünschte sich eine mutige Kirche.
Der Lobgesang der Maria (Lukas 1,46-55), einer der schönsten biblischen Texte, zeige die schwangere junge Frau als mutige, furchtlose, prophetische, sensible und gnädige Frau. „Als solche hat sie uns auch heute noch so sehr viel zu sagen“, betonte Scherer. Maria zeige, dass Gott wirke, um die Hungrigen zu retten und die Reichen, diejenigen, die nicht teilen können, leer ausgehen lässt. „Wer nicht lebt, um zu dienen, dient nicht dem Leben“, so könne Marias Leben beschrieben werden und das sei von ihr zu lernen.
Diese drei Texte wiesen auf die Dynamik des Lebens hin und auch auf die Trinität. Auch Mission habe mit Bewegung zu tun. Alles sei miteinander verbunden in Dialog und Partnerschaft. So gehöre es zum Wesen von Religion, Menschen mit Gott und untereinander zu verbinden.