Startseite Archiv Nachricht vom 23. November 2022

Bericht des Landesbischofs - Teil 1

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Ausgehend von der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel, hat Landesbischof Ralf Meister in seinem Bericht vor der Landessynode Stellung genommen zur aktuellen Klima-Situation.

„Mit Ernüchterung, Scham und Schuld schaue ich auf das vergangene halbe Jahrhundert einer systematischen Naturzerstörung, an der ich bis heute Anteil habe“, so der leitende Theologe in Hannover. Bei vielen Menschen schwinde die Hoffnung, dass „wir das Überleben der Schöpfung noch bewältigen werden.“

In der Wissenschaft, aber auch in der Literatur werde seit einigen Jahren häufig von „Apokalypse“ gesprochen und damit eine Katastrophe größten Ausmaßes umschrieben. Biblisch betrachtet ist „Apokalypse“ der letzte Teil des Neuen Testaments, das Buch der Offenbarung des Johannes. Und dessen Credo sei: Eine Hoffnung im Hoffnungslosen.

„In der Offenbarung wird im Angesicht der Krise, in der sich die christlichen Gemeinden vor 2000 Jahren befanden und zu denen der Seher Johannes spricht, der Blick nach vorn gerichtet. Die apokalyptische Geschichte vom Ende der Tage kündigt neue Tage an.“

Die biblische Apokalypse, so Meister, sei kein Buch des katastrophalen Endes, sondern eines der Hoffnung. So bedenke die Apokalypse zwar die katastrophische Seite der Geschichte, „aber sie gibt die Hoffnung nicht auf.“ Denn es gehe vielmehr um Wahrnehmungsschärfe und die sei schonungslos und realistisch. „Apokalypse bedeutet Offenbarung, Aufdeckung, Enthüllung.“

Katastrophale Situationen seien immer eine Überforderung, jedoch auch eine Chance. „Der momentane Zeitpunkt wirft uns Menschen heute ja nicht nur in Ratlosigkeit und Verwirrung, sondern produziert auch neue Ideen, Erfindungsreichtum und Verhaltensänderungen.“

Was aktuellen apokalyptischen Motiven fehle, so der Landesbischof, sei das Moment der Hoffnung. „An die Stelle der Neuschöpfung tritt die Selbstvernichtung. Wer heute ‚Apokalypse‘ sagt, verkürzt in säkularer Verwendung die biblische Hoffnung.“

Auch innerhalb der Kirche, konstatiert der Theologe, bleibe der Blick nach vorn „merkwürdig blass“, denn Jesus Christus - so die Offenbarung - komme uns doch entgegen. Die Johannesapokalypse sei ja ein Buch gegen die Resignation. „Auf der Erde ist der Kampf noch in vollem Gang. Aber Johannes erzählt davon, dass dort, wo die Entscheidungen fallen, in göttlicher Dimension, der Sieg schon errungen ist. Das ist die zentrale Botschaft.“

Klimaschützer*innen, die unter dem Namen „Letzte Generation“ Aktionen starteten, drückten unmittelbar und existentiell aus, wie bedrohlich sie die Situation empfingen würden, so Meister.  Die Gespräche mit den Aktivist*innen, die er in den letzten Tagen geführt habe, hätten ihn sehr herausgefordert. „Wie extrem darf Widerstand sein“?“, fragte er die im Saal des Henriettenstiftes versammelten Synodalen. „Was erwarten diese Menschen von uns als Kirche?“ Und gab darauf die Antwort: „Mindestens doch konsequentes Handeln in unseren eigenen Reihen.“