Startseite Archiv Bericht vom 24. November 2016

"Konsequent für gerechten Frieden einsetzen"

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Osnabrück. Der Friedensethiker Fernando Enns hat die Kirchen aufgefordert, sich konsequent für Gewaltfreiheit und gegen jegliche militärischen Aktionen einzusetzen. Solange die Kirchen Gewalt immer noch als Option in der Diskussion hielten, hätten sie ein Glaubwürdigkeitsproblem, sagte er am Donnerstagabend in Osnabrück. Enns diskutierte mit dem Friedensbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, und dem Militärdekan Hartwig von Schubert über kirchliche Friedensethik.

Der Hamburger Professor kritisierte damit in Teilen das Wort der hannoverschen Landeskirche "Kirche des gerechten Friedens", das die Synode am gleichen Tag ebenfalls in Osnabrück beschlossen hatte. Dort werde militärische Gewalt als letzte Möglichkeit zur Eindämmung akuter Gegengewalt eingeräumt, sagte Enns. Die Kirche dürfe aber der Politik keine Legitimation für irgendeine Form der Gewalt liefern.

Stattdessen müsse sie sich dafür einsetzen, dass viel intensiver nach den Ursachen von Konflikten wie in Syrien gesucht werde. Der Professor rief dazu auf, dafür sogar mit den IS-Terroristen zu reden. "Auch das sind Menschen." Es sei nicht gut, sich von Ängsten leiten zu lassen und nicht länger nach Alternativen zum militärischen Handeln zu suchen.

Er ermutigte die Synodalen dennoch, auf ihrem "Pilgerweg des Friedens" weiterzugehen. "Wenn Sie es als größte Landeskirche in Deutschland schaffen, Ihr Wort im nächsten Jahr in konkrete Beschlüsse umzusetzen, dann haben wir hier die größte Friedensbewegung, die man sich vorstellen kann."

Der leitende Bremer Theologe Brahms betonte, der Gewaltfreiheit müsse in jedem Fall Vorrang gegeben werden. Die Kirchen müssten in ihren Reihen aber unterschiedliche Schwerpunktsetzungen in dieser Frage zulassen. Im Übrigen habe in den kriegerischen Konflikten in Afghanistan, Syrien oder im Irak aber die internationale Politik versagt und nicht die kirchliche Friedensethik. Die Politik beantworte "Konflikte militärisch, die schon längst vorher anders hätten gelöst werden müssen und können".

Der evangelische Militärdekan an der Führungsakademie der Bundeswehr Hamburg von Schubert betonte, auch in der Politik und ihren Institutionen wie den Vereinten Nationen oder der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hätten Verhandlungen um Frieden und zivile Initiativen immer Priorität vor militärischer Intervention: "Die Kirchen sollen nicht immer so tun, als müssten sie erst die Christen losschicken, die dann allein in der Lage seien, für Frieden zu sorgen."

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Bild: Jens Schulze