Startseite Archiv Bericht vom 24. November 2004

"Globalität braucht Lokalität"

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„Heute haben circa ein Drittel der Landwirte aufgegeben. Viele Gebäude stehen leer. Die Lebensmittelgeschäfte sind geschlossen worden. Man muss ein Auto besitzen. Für viele Ältere ist es schwer, zur Kirche und zum Gottesdienst zu kommen“. Das berichtete Pastor Uwe Völker aus dem Dorf Wanna bei Cuxhaven. Sein Vorwurf lautet: Die Kirche trägt dazu bei, Ressourcen aus den Dörfern abzuziehen. Viele Lichter im Pfarrhaus sind schon erloschen“.

Von seiner Pfarrstelle berichtet Völker, dass im Jahr 2006 ein drittes Dorf dazukomme. „Doch die Gemeinde möchte den Pastor für sich haben. Globalität braucht Lokalität. Die Menschen brauchen das Gefühl: Das ist unser Pastor“, so Völker. Es sei wichtig, dass die Kirche präsent ist. Der Pastor müsse sich sehen lassen und müsse sich sehen lassen können. „Gerade auf dem Land ist kirchliche Qualität heute gefragt“. So sei der Pastor oder die Pastorin noch Wertevermittler und Autoritätsperson.

Mit einem Beispiel unterstrich Völker seine Ansicht: Beim Fußballverein seines Dorfes, in dem er mitspiele, hätten die Mitspieler zu Anfang einige Probleme gehabt. „Herr Pastor Völker, geben Sie doch mal ab“ – das sei zu lang für den schnellen Sport, aber anders gehöre es sich nicht, den Pastor anzusprechen.

Gegen Gefahr der Vereinzelung, die auch im ländlichen Raum entsteht, sei Kontaktarbeit zu leisten. Wichtig sei der sichtbare Mittelpunkt: die Kirche als äußerer und innerer Orientierungspunkt. „Die offene Tür im Pfarrhaus signalisiert die Ansprechbarkeit Gottes“, unterstrich Völker. Doch wolle er das Pfarrerbild nicht romantisieren. Auch das Landleben sei nicht mit Himmel verwechseln. Probleme haben die Menschen immer schon mitgebracht. „Gerade in Umbruchszeiten aber, die neue Verabredungen zur Stabilisierung des Dorfes nötig machen, braucht der ländliche Raum die Kirche“, schloss Pastor Völker sein Referat vor der Synode ab.