Startseite Archiv Bericht vom 24. November 2004

Freier Handel und Landwirtschaft

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Zum Themenschwerpunkt der 23. Landessynode „Der ländliche Raum und seine Kirchengemeinden – eine Gesellschaft im Wandel“ hielt Dr. Rudolf Buntzel-Cano vom kirchlichen Entwicklungsdienst das erste Impulsreferat. Es behandelte den Themenkreis „Der Wandel im Großen - was bedeutet ein freier Handel mit landwirtschaftlichen Produkten für den deutschen Landwirt“.

„Was in der Landwirtschaft passiert, hat viel mit Globalisierung zu tun“, erläuterte Buntzel-Cano den Synodalen und führte aus: „das globale System wird erzwungen durch die WTO (Welthandelsgesellschaft) und die Bauern werden in den Weltmarkt integriert, ob sie wollen oder nicht.“

Nach seinen Ausführungen über die Liberalisierungen der Märkte und die Bemühungen der Weltmarkführer USA und EU, ihre Märkte zu synchronisieren, kam Buntzel-Cano auf die Situation in Deutschland zu sprechen: „Diese Situation führt zum Verlust der Souveränität aller Staaten. Denn so bestimmen die Weltmärkte, wer wann für wen produzieren darf.“ Zu beobachten sei ein Anwachsen der Konzerne und die Durchsetzung eines landwirtschaftlichen Modells, nämlich des kapitalintensiven und industriellen.

Welche Auswirkungen das vor Ort hat, schilderte der Referent so: „In Deutschland gibt es keine staatlich gestützen Preise mehr, sondern direkte Subventionen. Das führt dazu, dass die Landwirte ihre Produkte unter den Selbstkosten anbieten müssen, in der Folge leben sie nur noch von Subventionen.“ Dadurch komme es zu einem internationales Preisdumping durch Überproduktion. Entwicklungsländer würden durch diese Marktsituation gezwungen, auch unter Selbstkosten produzieren. „Die Weltmarktpreise sind in den vergangenen Jahren von Index 100 auf 61 heruntergeschraubt. Diejenigen unterliegen, die nicht subventioniert werden und die, die nicht industrielle Methoden benutzen“, so Buntzel-Cano. 30 Mio. Bauernexistenzen seien Weltweit so verloren gegangen. Die Kosten aber wären Raubbau an Natur und soziale Probleme.

Uns gehe es ja verglichen mit den Entwicklungsländern noch ganz gut. „Wir haben die Weltmärkte erobert, unsere Konzerne planen die Globalisierung mit“, so Buntzel-Cano mit leicht ironischem Unterton. Für die deutschen Bauern ergebe sich folgende Lage: „Entweder mitmachen oder ausscheren, was bedeutet Nischenmärkte aufzutun oder aufgeben. Mehr bleibt für unsere Bauern nicht“.

Doch die Globalisierung schaufelte sich selbst das Grab, prophezeite der Referent. „Wir steuern auf eine ökologische Katastrophe zu. Das Grundwasser wird verschmutzt. Klimaveränderungen erzeugt. Abholzungen geschehen im großen Maße“. Die Landwirtschaft sei dabei Täter und Opfer. Doch: „wir kommen noch glimpflich davon. Hier in unseren Breitengraden sind die Böden relativ stabil. Klimaveränderungen geschehen zu unseren Gunsten. Die Tropen leiden besonders. Dort wird die Landwirtschaft den Bach herunter gehen, in 20 Jahren schlagen Umweltkatastrophen endgültig zu. Dann werden unsere Böden aber wieder gebraucht“, so Buntzel-Cano.

Die Frage sei jetzt, wie unsere Kapazitäten dort herüber zu retten seien. Subventionen wären keine Lösung, sie würden international immer stärker hinterfragt. „Wir müssen uns von den Weltmärkten mit ihren gedumpten Überproduktionen zurückziehen. Wir müssen Bündnisse gegen technologisches Vormachtsstreben schließen. Wir müssen die defensiven Rechte der Entwicklungsländer anerkennen. Das erfordert ein massives Umdenken der Politiker, Landwirte und Agrarwirtschaft. Und wir müssen uns stärker in der globalisierungskritischen Bewegung engagieren“, forderte Rudolf Buntzel-Cano abschließend.