Startseite Archiv Bericht vom 24. November 2004

Der Wandel im Großen - was bedeutet ein freier Handel für den Landwirt?

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Impulsreferat zur ersten Themenstellung: „Der Wandel im Großen - was bedeutet ein freier Handel mit landwirtschaftlichen Produkten für den deutschen Landwirt“ von Dr. Rudolf Buntzel-Cano.

„Was in der Landwirtschaft passiert, hat viel mit Globalisierung zu tun. Mein Arbeitsgebiet ist die kirchliche Entwicklungsarbeit: Wir beobachten die Situation in der Welt. Heute geht es als Thema auch um die Verstrickung der deutschen Landwirte in das System der Globalisierung.
Welche Bedeutung hat der Weltmarkt für Bauern? Das globale System wird erzwungen durch die WTO (Welthandelsgesellschaft). Bauern werden in den Weltmarkt integriert, ob sie wollen oder nicht.
Was verbirgt sich hinter allen Liberalisierungen? Großen Weltmarkführer, USA und EU werden ihre Märkte synchronisieren. Das führt zum Verlust der Souveränität aller Staaten. Denn so bestimmen die Weltmärkte, wer wann für wen produzieren darf. Zu beobachten ist ein Anwachsen der Konzerne und die Durchsetzung eines landwirtschaftlichen Modells, nämlich des kapitalintensiven und industriellen.
In Deutschland gibt es keine staatlich gestützen Preise mehr, sondern direkte Subventionen. Das führt dazu, dass die Landwirte ihre Produkte unter den Selbstkosten anbieten müssen, in der Folge leben sie nur noch von Subventionen. Es kommt zu einem internationales Preisdumping durch Überproduktion. Entwicklungsländer werden durch diese Marktsituation gezwungen, auch unter Selbstkosten produzieren. Die Weltmarktpreise sind in den vergangenen Jahren von Index 100 auf 61 heruntergeschraubt. Diejeniegen unterliegen, die nicht subventioniert werden und die, die nicht industrielle Methoden benutzen. 30 Mio. Bauernexistenzen sind Weltweit so verloren gegangen. Die Kosten aber sind Raubbau an Natur und soziale Probleme. Unsere Landwirtschaft profitiert: Billiges (gentechnisch verändertes) Soja. Und verliert gleichzeitig: Beim Zucker. Die Rübe ist nicht konkurrenzfähig zum Rohr.
Letztlich aber leidet der Hungerkontinent Afrika, der zu 80 % landwirtschaftlich strukturiert ist, am stärksten. Er muss für Weltmarkt nicht für Eigenbedarf produzieren.
Uns geht es dagegen noch ganz gut. Wir haben die Weltmärkte erobert, unsere Konzerne planen die Globalisierung mit.
Für die deutschen Bauern ergibt sich folgende Lage: Entweder mitmachen oder ausscheren, was bedeutet Nischenmärkte aufzutun oder aufgeben. Mehr bleibt für unsere Bauern nicht.
Doch die Globalisierung schaufelt sich selbst das Grab. Wir steuern auf eine ökologische Katastrophe zu. Das Grundwasser wird verschmutzt. Klimaveränderungen erzeugt. Abholzungen geschehen im großen Maße. Die Landwirtschaft ist dabei Täter und Opfer. Wir kommen noch glimpflich davon. Hier in unseren Breitengraden sind die Böden relativ stabil. Klimaveränderungen geschehen zu unseren Gunsten. Die Tropen leiden besonders. Dort wird die Landwirtschaft den Bach herunter gehen, in 20 Jahren schlagen Umweltkatastrophen endgültig zu. Dann werden unsere Böden aber wieder gebraucht.
Wie sind denn unsere Kapazitäten dort herüber zu retten? Subventionen sind keine Lösung, sie werden international immer stärker hinterfragt. Wir müssen uns von den Weltmärkten mit ihren gedumpten Überproduktionen zurückziehen. Wir müssen Bündnisse gegen technologisches Vormachtsstreben schließen. Wir müssen die defensiven Rechte der Entwicklungsländer anerkennen. Das erfordert ein massives Umdenken der Politiker, Landwirte und Agrarwirtschaft. Und wir müssen uns stärker in der globalisierungskritischen Bewegung engagieren.“