Startseite Archiv Nachricht vom 19. Mai 2022

Wie eine klimaneutrale Kirche werden?

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Über Klimaschutz-Fragen haben am Donnerstag die Mitglieder der Landessynode, des Kirchenparlaments der Landeskirche Hannovers diskutiert. Dass Vieles bislang nicht umgesetzt werden konnte, berichtete die Präsidentin des Landeskirchenamtes, Dr. Stephanie Springer: „Junge Aktivistinnen der Fridays-for-Future-Bewegung haben in der 25. Landessynode als Gäste gesprochen und uns in beschämender Weise an unseren christlichen Auftrag erinnert und an unsere Verantwortung, Gesellschaft mitzugestalten. Die Hütte brennt und wir holen das Wasser in Gläsern.“ Zuvor war bereits Landesbischof Ralf Meister in seinem Bericht auf das Thema Nachhaltigkeit eingegangen.
 
Die gesetzten Ziele seien bis heute jedoch nicht erreicht, das Maßnahmenpaket nicht umgesetzt, so Dr. Springer. Bis 2030 sollten eigentlich die gebäudebedingten Co2-Emissionen um 30 Prozent im Vergleich zum Jahr 2015 reduziert werden. Dieses Ziel, so die Präsidentin des Landeskirchenamtes, werde nicht erreicht werden. Auch Maßnahmenpakete seien bislang nicht umgesetzt worden. „Unnötige Datenfriedhöfe“ als selbstverschuldete Ahnungslosigkeit hätten zu einer geringen Aussage-, Kontroll- und Steuerungsfähigkeit geführt.
Dennoch seien der sich zuspitzende Klimawandel und seine Auswirkungen überall spürbar. Es habe „berührende Erfolgsgeschichten und wunderbare Vorbildprojekte bei einzelnen Kirchengemeinde gegeben“, so Dr. Springer. Zwar werde weiterhin kein umfassendes Klimaschutzgesetz vorgeschlagen. Zugleich forderte sie pragmatische und einfache Lösungen: „Verbindlichkeit für die relevanten Themenbereiche können wir rechtlich sparsamer und flexibler erreichen.“

In der sich anschließenden Diskussion meldeten sich fast ein Dutzend Synodale zu Wort. „Wir brauchen keine Klimaschutzlyrik“, sagte die Synodale Dr. Bettina Siegmund (Kirchenkreis Leer, Sprengel Ostfriesland-Ems). Als Vorsitzende des Umwelt- und Bauausschusses hob Siegmund hervor, dass zum ersten Mal abteilungsübergreifend ein Papier ausgearbeitet worden sei. Viele Klimaschutzprojekte ließen sich rentierlich umsetzen. Doch dazu müssten Handelnde auch in die Lage versetzt werden, etwa durch eine finanzielle Unterstützung und einen rechtssicheren Rahmen. „Wir haben auch viel Expertise in der Landeskirche“, begründete sie ihre Forderung nach einem Beteiligungsprozess.

Einen „Mut zum Ungehorsam und dazu, Dinge anzugehen“ und nicht erst auf das Beteiligungsverfahren zu warten, forderte die Synodale Gabriele Furche (Kirchenkreis Stade, Sprengel Stade). Nach Ansicht der Leiterin des Kirchenamtes Stade hätten viele Gemeinden bereits jetzt gute Ideen, die nicht durch eine Auswertung des Prozesses ausgebremst werden sollten. Möglichst wenig Bürokratie forderte auch der Synodale Jörn Surborg (Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt, Sprengel Hildesheim-Göttingen).
 
Die Synodale Antonia Potempa (Kirchenkreis Celle, Sprengel Lüneburg) richtete den Blick auch intern in die Synode und forderte, bei den Tagungen konsequent nur vegetarische und vegane Kost anzubieten. „Kirche lebt von den Erträgen der Ackerfläche“, entgegnete ihre Konsynodale Christine Lührs (Kirchenkreis Diepholz, Sprengel Osnabrück). Die Bäuerin gab zu bedenken, dass man für Fleisch nicht verbieten müsse.
 
Marie Kleinhans, Synodale (Kirchenkreis Münden, Sprengel Hildesheim-Göttingen), forderte, aus dem Reden und Nachdenken rasch ins Handeln zu kommen. Dazu stellte sie einen Antrag, möglichst rasch die Nutzung von Solaranlagen und -thermie auf kirchlichen Gebäuden zu prüfen. Auch Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes (Stadtkirchenverband Hannover, Sprengel Hannover) unterstützte diese Forderung, sich nicht „bis 2024 mit einem Datenfriedhof“ aufzuhalten. „Wer spät startet, muss schneller laufen“, sagte auch der Osnabrücker Regionalbischof Friedrich Selter. „Wir müssen auch radikal umdenken, wenn etwa sonntags um zehn Uhr morgens gleichzeitig in fußläufig erreichbaren Kirchen im Winter geheizt wird.“
 
Es brauche eine Ermöglichungskultur, so Antje Niewisch-Lennartz (Stadtkirchenverband Hannover, Sprengel Hannover): „Los! Wir müssen endlich anfangen und können nicht warten!“ Es gäbe viele Gemeinden, die weiter seien und Flachdächer bereits nutzten. Und bei all diesen Projekten müsse künftig auch von Anfang an Fundraising eine Rolle spielen, ergänzte Nina Hollung (Kirchenkreis Celle, Sprengel Lüneburg).
 
In ihrer Antwort dankte Präsidentin Dr. Stephanie Springer den Synodalen. Es bleibe komplex, jedoch wolle das Landeskirchenamt nicht ausbremsen. Viele Anforderungen würden von außen gestellt, etwa der Denkmalschutz. „Wir haben ja keine großen Unterschiede, wir alle haben dasselbe Ziel und wollen, dass es schnell losgeht.“

Eine Mehrheit der Mitglieder der Synode stimmte am Freitagabend einem Antrag der Synodalen Silke Kahmann (Kirchenkreis Aurich, Sprengel Ostfriesland-Ems) für vegetarische Kost bei den nächsten beiden Synoden. Tags zuvor hatte Antonia Potempa (Kirchenkreis Celle, Sprengel Lüneburg) noch unbefristet beantragt, künftig nur noch vegetarische und vegane Kost anzubieten. Dem Änderungsantrag Kahmanns schloss sie sich jedoch an.

Auch dem Antrag Marie Kleinhans (Kirchenkreis Münden, Sprengel Hildesheim-Göttingen) intensiver Solartechnologie auf kirchlichen Gebäuden zu prüfen, finanziell und mit fachlicher Expertise zu unterstützen, stimmten die Synodalen zu.