Bericht des Landesbischofs: Dritter Teil
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Erste und wichtigste Pflicht der Kirchen in der aktuellen Situation sei eine Haltung der Solidarität gegenüber den Opfern und der damit einhergehenden Hilfe. Hier spielten die Kirchen mit ihren Netzwerken eine wichtige Rolle. "Ich erlebe ein großes Engagement der Kirchengemeinden und Kirchenkreise", sagte Ralf Meister. "Die Zurverfügungstellung von 2,5 Millionen Euro durch die Landeskirche für die Arbeit in der Aufnahme und Begleitung ukrainischer Flüchtlinge will das unterstützen."
In den Kitas seien laut Portal des niedersächsischen Kultusministeriums 800 Kinder aufgenommen worden. Es sei zwar laut Landesregierung möglich, den Kita-Trägern die Gruppengröße um einen Betreuungsplatz aufzustocken, aber "dieser Spielraum wird nicht genügen, wenn die geflüchteten Frauen mit ihren Kindern für viele Monate nicht in die Ukraine zurückkehren können und hier arbeiten wollen". Zusätzliche Gruppen einzurichten sei nur in wenigen Fällen realisierbar und eine zeitnahe Einbeziehung der Träger in eine perspektivische Planung zum neuen Kita-Jahr daher absolut notwendig.
In diesem Zusammenhang dankte der Landesbischof allen Mitarbeitenden in den kirchlichen Kitas. "Sie haben die Kinder durch zwei Jahre Pandemie begleitet und damit für Familien einen lebensrelevanten Dienst geleistet. Beifall hilft Ihnen nicht aus den Anstrengungen, das weiß ich. Aber neben politischen Forderungen soll der Dank an Sie alle nicht zu kurz kommen."
Das System Schule sei, so der Bischof, schon vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges an seine Grenzen gestoßen. Nun werde noch deutlicher: "Es fehlen Schulpsycholog*innen, Sozialarbeiter*innen, Fachlehrer*innen für Deutsch als Zweitsprache ebenso wie IT-Fachkräfte." In Niedersachsen seien (mit Stand vom 11. Mai) 11.900 geflüchtete Schülerinnen und Schüler angekommen, in den sechs evangelischen Schulen insgesamt 74 Schülerinnen und Schüler. Bislang hätten die kirchlichen Schulen im Gegensatz zu den öffentlichen keine finanziellen Mittel für zusätzlich eingestellte Kräfte erhalten. Es gebe aber erste Signale aus dem Kultusministerium dies zu ändern.
Die ökumenischen Stimmen skizzierte Ralf Meister mit einem Blick auf Äußerungen aus jüdischer, katholischer und orthodoxer Sicht. "Recht eindeutig stellt sich die Thematik im Wortlaut des Rabbiners Raphael Evers dar. Waffen seien notwendig zur Abschreckung gegen Menschen und Völker, die die Unabhängigkeit anderer nicht anerkennen." Demnach sei Selbstverteidigung eine religiöse Pflicht, woraus sie nachfolgend ableite, einem angegriffenen Volk Waffen zur eigenen Verteidigung zu liefern.
Die katholischen deutschen Bischöfe zollten, so der Landesbischof, in ihrer Erklärung den Ukrainerinnen und Ukrainern "Respekt und Hochachtung" und bejahten ihr Recht auf Selbstverteidigung. Aber auch in der "Stunde der Bedrängnis" müsse die Kirche "der Versuchung einer schrankenlosen Gewaltanwendung entschlossen widersprechen", zitierte er. Gewalt und Gegengewalt, "auch wenn sie legitim ist", trieben eine Spirale der Gewalt an, die diese regelmäßig außer Kontrolle geraten lasse.
Irritieren würde zutiefst die Haltung des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill. In seinen Äußerungen zum Angriffskrieg Russlands vermischten sich ein völkischer und ein religiöser Ansatz. "Die Universalität und Unbedingtheit des christlichen Glaubens, für die der Ökumenische Rat der Kirchen mit seinen Mitgliedskirchen aus verschiedenen Konfessionen in 120 Ländern steht, geht damit verloren." Tragisch sei dabei, dass der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) keinen Einfluss auf Patriarch Kyrill habe. "Entsprechende Briefe des geschäftsführenden ÖRK-Generalsekretärs Ioan Sauca blieben ohne Wirkung."