Startseite Archiv Nachricht vom 19. Mai 2022

Bericht des Landesbischofs: Erster Teil

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"Der Mensch trägt beides in sich, das Gute und das Böse". Mit dieser Feststellung hat Landesbischof Ralf Meister seinen Bericht vor der in Hannover tagenden Synode eingeleitet. Der massive Einbruch des Bösen, wie er im Krieg gegen die Ukraine sichtbar werde, stelle Theologie und Kirche vor neue Fragestellungen und Herausforderungen. Und so umriss Meister grundsätzliche biblische Aussagen, nahm aber auch friedensethische kirchliche Positionen und die Rolle des Ökumenischen Rats der Kirche (ÖRK) in den Blick.

Laut den biblischen Schriften, so Landesbischof Meister, müsse der Begriff des Bösen reflexiv sein. "Böse handeln nicht nur andere, sondern immer auch wir selbst." So stehe am Anfang der biblischen Überlieferung die Erzählung der Ermordung Abels durch seinen Bruder Kain. Zwar würde alles mit der Erschaffung der Welt, der Schöpfung, beginnen und damit einer „Symphonie des Guten. Aber bereits der Sündenfall zeige, dass in der Bibel der Mensch als ein denkendes und handelndes Subjekt gesehen werde, das mit guten und bösen Anlagen versehen ist. "Wir selbst erkennen und entscheiden, was für uns Gut und Böse ist und legen fest, was wir für das Beste halten. Kein Gebot kann uns die Entscheidung abnehmen, im Lebensvollzug zu entscheiden, was wir letztlich als gut und schlecht ansehen." Der Mensch habe eben die Auswahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten.

Die Bibel zeige ein realistisches Bild der Welt, sagte Meister. Denn hier werde schonungslos erzählt, wie Gewalt die gute Schöpfung zu zerstören versuche. Aber es gelte: "Gewalt ist nicht durch Gewalt zu überwinden! Das ist einer der großen Lernvorgänge, von dem die Bibel berichtet. Ihre gesamte Geschichte ist eine Gegengeschichte gegen die Gewalt." Denn es würden auch Regeln zum Umgang mit tödlicher Gewalt gegeben. "Die Alternative Gottes zur Gewalt ist der Schutz menschlichen Lebens durch das Recht." Das Tötungsverbot sei universal, der Schutz des menschlichen Lebens werde dem Recht anvertraut. "Das ist biblisch gesehen der entscheidende Weg Gottes, mit menschlicher Gewalt umzugehen und sie zu zähmen. Gott hat und geht keinen anderen Weg." Dabei bleibe Recht auf Gewalt angewiesen, sei aber dennoch der wichtigste Weg, Gewalt zwischen Menschen zu verringern. Und: Die Gewaltbegrenzung sei nicht auf den Menschen begrenzt, sondern "sie bezieht die gesamte Schöpfung mit ein."

Konkret nimmt für den Bischof das Böse aktuell in dreierlei Form Gestalt an: Im Krieg gegen die Ukraine. Damit verbunden sei die friedensethische Diskussion innerhalb der Kirchen.

Zum zweiten sei da die Gewalt gegenüber der Schöpfung, die sichtbar werde in den Auswirkungen des Klimawandels und dem Umgang mit Tieren und Pflanzen. Und zwar vor allem im Blick auf die Schöpfung rein unter dem Blick der Verwertbarkeit.

Und drittens die Entwicklung der evangelischen Kirche in einer sich rasant wandelnden Gesellschaft. "Alle drei Bereiche sind große Themen, die uns beunruhigen und die wir doch lokal managen müssen." Dabei verwiesen die Nachhaltigkeitsdebatte und auch der Krieg gegen die Ukraine auf Zusammenhänge, die nicht in ein oder zwei Generationen zu "erledigen" seien. Daher laute die Frage: Wie bleiben Menschen Handelnde in einer Zukunft, die unabsehbar, unberechenbar und fließend sein werde? Die kirchlichen Bemühungen in all' diesen Feldern seien in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht umsonst gewesen. "Nicht die umfangreiche Arbeit für den Frieden, nicht die vielfältigen Einsätze für eine nachhaltige Kirche. Aber wir stehen in einer Verantwortung, die uns Tag und Nacht in die Nachfolge ruft und viel von uns verlangt."

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