Startseite Archiv Nachricht vom 20. Mai 2022

Beratungen im Nachgang der Jugendsynode

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Mitglieder der Landessynode und der Jugendsynode haben sich am Freitag gemeinsam in zahlreichen Arbeitsgruppen ein Bild der Kirche von morgen überlegt. „Die ganzen Gespräche waren dabei total auf Augenhöhe“, so Dr. Bettina Siegmund, die bereits vor sieben Jahren an der ersten Jugendsynode teilnahm. Die Ergebnisse aus den einzelnen Arbeitsgruppen wurden am Nachmittag den anderen Synodalen, dem Bischofsrat und dem Landeskirchenamt in der vollbesetzten Neustädter Hof- und Stadtkirche vorgestellt.

Die Themen reichten von einer besseren On- und Offline-Vernetzung: Nicht jede Gemeinde brauche etwa einen eigenen Beamer. Zur Koordinierung sollten Apps entwickelt, aber auch Sozialraum-Manager eingesetzt werden.

Nicht allein um Ausstattungsfragen oder finanzielle Aspekte ging es den Jugendlichen. Auch über ihren Glauben, Gemeinschaft, Gebet und Spiritualität wollten sie diskutieren: über adressatsbezogene Gottesdienste und auch darum, dass Gemeinden experimentieren und „ihr eigenes Ding machen“ können sollen: „Das Besondere zum Normalen werden zu lassen.“

Zu diesen adressatsbezogenen Formen gehört nach Ansicht der Digitalisierungsgruppe auch das Internet. Zur Lebenswirklichkeit junger Menschen gehöre Digitalisierung. Daher forderte die Arbeitsgruppe auch Mittel für die Entwicklung einer „digitalen Spiritualität“. Gemeinschaft werde zunehmend fluider, auch im realen Leben. Damit einher ginge auch eine andere Form der Bindung.
Über „andere Formen der Kirchenmitgliedschaft“ und ein Zugehen auf Konfessionslose diskutierte eine andere Gruppe. Ein innerchristliches Aufeinanderzugehen thematisierte die Ökumene-Gruppe, insbesondere zum christlichen Religionsunterricht. Hier forderte die Gruppe eine verpflichtende Fort- und Ausbildung von Religionslehrkräften zur „ökumenischen Sprachfähigkeit“.

Auch das Studium insgesamt solle überdacht werden. Hier reichten die Ideen von einem Monitoring, einer Begleitung Studierender in theologischen und sozialen Berufen bis zu einer Beteiligung ähnlich eines dualen Studiums. Und auch die Schaffung eines gemeinsamen Grundstudiums, nach dem sich Studierende für einen weiteren Schwerpunkt (Diakonie, Pfarramt, etc.) entscheiden könnten.

Eine Ermöglichungskultur mit neuen Formen der Beteiligung, eine Umgruppierung hin zu größeren Körperschaften, unter denen mehr Möglichkeiten der Zusammenarbeit entstehen könnten, dachte eine andere Gruppe. 

Eine „Klare Kante gegen Diskriminierung“ forderte die Gruppe „Geschlechtervielfalt“ von der Landeskirche. Kirche müsse ein Ort für alle sein.  (Ein klares Statement gaben Landesbischof, Landesjugendkammer-Vorsitzende und Synoden-Vizepräsidentin kurz nach der Jugendsynode.) Dazu gehöre die sprachlich offene Anpassung von Texten. In den Kirchenkreisen solle es zudem Ansprechpersonen für Ratsuchende (Kolleg*innen, Verwandte, queere Personen selbst) geben.

Aus der Gruppe "Ökumene" kam der Impuls, für alle Lehrkräfte ökumenische Fortbildungen anzubieten und für eine bessere vernetzung von Schule und Kirche zu sorgen. Auch ein ökumenisches Gebäudemanagement sollte gestärkt werden. Auch sollten Maßnahmen erarbeitet werden, wie mehr Menschen mit Migrationshintergrund in Entscheidungsgremien gebracht werden können.

„Viele Ideen sind so oder in Ansätzen bereits vorhanden“, sagte Synodenpräsident Dr. Matthias Kannengießer anschließend. „Aber offenbar wurde das bislang noch nicht gut genug kommuniziert, dass alle davon etwas mitbekommen haben – auch daran werden wir arbeiten müssen.“ Die Jugendsynode indes sei ein Erfolgsmodell und er versprach den Jugendlichen, dass die Themen in den Ausschüssen weiter diskutiert würden. Jugend müsse gehört werden, wenn es um die Zukunft der Kirche gehe, fassten andere Teilnehmende zusammen.
Die Debatte in der Neustädter Hof- und Stadtkirche wurde moderiert von Dr. Kannengießer und Vizepräsidentin Wencke Breyer sowie von der Vorsitzenden der Landesjugendkammer Sophie Kellner und ihrem Stellvertreter Zafer Otamatik Scheel.

Der Jugendausschuss-Vorsitzende der Landessynode, Superintendent Christian Berndt (Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen, Sprengel Lüneburg), stellte noch am Abend auf der Synodentagung den Antrag, die Ergebnisse der Beratungen allen Ausschüssen – federführende dem Jugendausschuss – zur Verfügung zu stellen: „Wir dürfen das Vertrauen der Jugendlichen nicht enttäuschen – auch wenn manches länger dauern wird.“ Dennoch solle die Synode schnell wie möglich in die weiteren Beratungen eintreten.