Startseite Archiv Bericht vom 02. Juni 2010

Prof. Wernstedt und Dr. Krause im Gespräch: Bildung und Mission - ein Gegensatz?

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Lässt sich kirchliche Bildungsarbeit als Mission verstehen? So lautete die Eingangsfrage der Moderatoren bei einer Gesprächsrunde zum Thema „Bildung und Mission – ein Gegensatz?“

Das Gespräch zwischen Dr. Burghard Krause, Landessuperintendent des Sprengels Osnabrück, und Professor Rolf Wernstedt, 1998 bis 2003 niedersächsischer Landtagspräsident, hinterließ die offene Frage, ob der Missionsbegriff mit dem Anliegen einer kirchlichen Bildungsarbeit vereinbar ist – und umgekehrt.

Krause zitierte eine Definition des Hamburger Religionspädagogen Fulbert Steffensky: Mission sei die gewaltfreie Werbung für die Schönheit eines Lebenskonzeptes. Sie verfolge die Absicht, dass auch der Fremde schön findet, was wir glauben. Allerdings sei der Glaube nicht verfügbar, sondern verdanke sich dem Wirken des göttlichen Geistes.

Rolf Wernstedt, der eine Honorarprofessur an der Universität Hannover innehat, äußerte demgegenüber „schwerste Bedenken“. Er könne nicht beides in einem Zusammenhang denken und nach außen kommunizieren, dies könne nur zu Missverständnissen führen. Martin Luther und Philipp Melanchthon hätten als erstes Ziel ihrer Bildungsarbeit die Frömmigkeit genannt. „Das ist uns nicht mehr möglich“, sagte Wernstedt. Zur Bildung gehörten auch Offenheit und Kritikfähigkeit.
Er habe über 40 Jahre lang gute Erfahrungen mit der Arbeit der Evangelischen Akademie in Loccum gemacht, sagte der SPD-Politiker, der 1990 bis 1998 das niedersächsische Kultusministerium leitete. „Wenn ich da das Gefühl gehabt hätte, die wollen mich missionieren, wäre ich nicht wiedergekommen“, sagte Wernstedt. Indes habe er sich in aller Offenheit gern an den Andachten der Akademie beteiligt.

„Wir können auf Mission nicht verzichten“, hielt Krause dagegen. Der Begriff sei zwar „krank“ geworden, „wir müssen ihn heilen“. Mission werde für die Kirche zunehmend zu einer Überlebensfrage, die gesellschaftliche Pluralität zwinge zu missionarischer Profilierung. Ein Missionsverständnis im Sinne von Indoktrination lehnte er allerdings ebenso ab wie Wernstedt. Auch ein Menschenbild, das Nichtchristen von ihrem vermeintlichen Defizit her beschreibt, sei verfehlt. Mission sei kein Kampfsport, sondern „eine zärtliche Geschichte“, es gehe um eine gottgegebene Verheißung.

Moderiert wurde das Gespräch von Ralf Tyra (Direktor Haus kirchlicher Dienste, HkD) und Dr. Friedhelm Kraft (Rektor Religionspädagogisches Institut Loccum, RPI).