Bericht des Bischofsvikars, Landessuperintendent Hans-Hermann Jantzen
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Bischofsvikar Hans-Hermann Jantzen (Lüneburg) plädierte in seinem Bericht am Freitag, 4. Juni 2010, vor der Landessynode für ein neues Nachdenken über das Bischofsamt und eine „Besinnung auf das lutherische Maß“ dieses Amtes in der Übergangszeit bis zur Neuwahl Ende November.
In seinem kurzen Bericht wandte sich Jantzen gegen Atomenergie, beklagte Rückschläge in der Ökumene mit der katholischen Kirche und begrüßte, dass die Muslima und neue niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan bei ihrer Vereidigung die religiöse Formel benutzte.
Bischofsvikar Jantzen, nach eigenen Worten der „älteste Vikar der Landeskirche“ trug der ersten Bericht eines Bischofsvikars („BiVi“) in der Geschichte der Landeskirche vor. Er dankte zum Auftakt der zurückgetretenen Landebischöfin a.D. Dr. Margot Käßmann: „Wie keine andere hat sie Kirche in den Medien glaubwürdig vertreten“. Er selbst verstehe sich als Statthalter, der „den Platz frei hält für eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger “.
Er plädierte dafür, über das Bischofsamt theologisch nachzudenken, ohne dies als Kritik zu verstehen. Luther verstehe das Amt so, dass man nicht in es durch eine Priester“weihe“, sondern eine Beauftragung durch die Kirche komme. Zugleich werde aber das Evangelium im göttlichen Auftrag verkündigt. „Alle Amtsinhaber haben durch die Taufe den gleichen geistlichen Rang“, „jeder Bischof, jede Bischöfin bleibt Pastor/Pastorin mit besonderer Aufgabe“. Im Bischofsamt könne es mehr Pluralität geben; die Bezeichnung der Landessuperintendenten als Regionalbischöfe würde zeigen, dass „das bischöfliche Amt eine Gemeinschaftsaufgabe ist“. Das Amt müsse entschleunigt werden und nicht in jeder Hinsicht den Gesetzen des Medienmarktes folgen.
Zur Person eines neuen Landesbischofs oder einer neuen Landesbischöfin berichtete Jantzen, dass zur Zeit Persönlichkeiten besucht und gefragt werden, ob sie sich einer Wahl mit mehreren Kandidaten stellen würden. Weiterführende, intensivere Gespräche seien nachfolgend geplant. Namen würden dann mit dem Wahlaufsatz im September öffentlich.
Der Lüneburger Landessuperintendent bedauerte, dass die Bundesregierung das Muratorium in Gorleben aufgehoben habe und der Salzstock dort alternativlos weiter erkundet werden soll. Man habe bislang – aus Termingründen - erfolglos um ein Gespräch mit Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen dazu gebeten.
Die Bewahrung der Schöpfung bleibe „ureigene Aufgabe“ der Kirche, sagte Jantzen unter Beifall.
Der geistliche Repräsentant der Landeskirche bedauerte, das seitens der katholische Amtskirche ökumenische Errungenschaften der letzten Jahrzehnte in Frage gestellt würden. So wurde in diesem Jahr nicht mehr erlaubt, im ökumenischen Zentrum St. Stephanus in Lüneburg in der Osternacht gleichzeitig Abendmahl bzw. Eucharistie verschiedenen Tischen zu feiern, was vor allem katholische Mitchristen empörte.
Jantzen sprach von einer „weltweiten Wohngemeinschaft“. Niemand sei Bauherr oder auch nur Hausmeister in diesem „göttlichen Mehrfamilienhaus“. „Keiner kann die Hausordnung diktieren. Wir alle wohnen als Gäste darin – in versöhnter Verschiedenheit.“
In der Missbrauchsdebatte stehe man solidarisch an der Seite der katholischen Schwesterkirche. Dies im Bewusstsein, dass es auch im evangelischen Bereich Missbrauchsfälle gegeben hat. Eine Hotline für Opfer sei ab 18. Mai eingerichtet.
Die neue Sozialministerin Aygül Özkan bekräftigte ihren Amtseid mit „so wahr mir Gott helfe“. Der Bischofsvikar begrüßte, dass eine Ministerin ihre politische Arbeit „in einem weiten Verantwortungshorizont stellt und eben nicht vorgibt, alles selbst im Griff zu haben“.
Jantzen versicherte zum Abschluss, dass er einen möglichst reibungslosen Übergang im Bischofsamt mit verantworten möchte. Die Synode quittierte seinen Bericht mit langem Beifall.
Bischofsvikar Landessuperintendent Hans-Hermann Jantzen