Berichte von den Synoden der VELKD und der EKD

Eine weiblich lesbare Person mit Brille und einem Rollkragenpulliver steht an einem Pult und spricht.
Bild: Jens Schulze

Als Vertreterin der Landeskirche Hannovers gehört die Synodale Cordula Schmid-Waßmuth (Kirchenkreis Nienburg, Sprengel Hannover) auch den Synoden der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. Sie berichtete über deren jüngste Sitzungen, die im November in Ulm stattfanden.

Die 4. Tagung der Generalsynode der VELKD beschäftigte sich mit dem Thema „Lutherische Identität in weltweiter Vielfalt“. Ein neu gegründeter Themenausschuss soll mit Kirchenleitung, Amtsbereich und Einrichtungen der VELKD-Projekte zum Thema lutherische Identität initiieren. Für diese wurde ein Budget von 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Von der hannoverschen Landeskirche arbeitet Prof. Dr. Dr. Christine Axt-Piscalar in dem Ausschuss mit. Sie ist Professorin für Systematische Theologie und Leiterin des Institutum Lutheranum der Georg-August-Universität Göttingen.

Beschlüsse betrafen unter anderem die Digitalisierung liturgischer Texte und die Klarstellung der Aufgaben von Prädikantinnen und Prädikanten. „Ein entsprechendes Schriftstück hält fest, dass die Berufung ins Amt der Verkündigung grundsätzlich die Predigt und das Spenden der Sakramente beinhaltet“, sagte Schmid-Waßmuth. Landeskirchen könnten dies jedoch auf Abendmahl und Predigt beschränken. Künftig sollten neue gemeinsame Standards in der Ausbildung von Prädikantinnen und Prädikanten erarbeitet werden.

Die Handlungs- und Sprachfähigkeit der Gemeinden im inner-evangelischen Diskurs solle, nicht zuletzt aufgrund rückläufiger Mitgliederzahlen, verstärkt gepflegt werden: „Auch unter uns Protestanten ist allein in Deutschland ein breites Spektrum an evangelischen Kirchen und Frömmigkeitstraditionen vorhanden“, so die Nienburger Pastorin.

EKD-Synode: Sprachfähig werden im Glauben

Die EKD-Synode wurde wegen des Bahnstreiks unterbrochen und werde Anfang Dezember digital fortgesetzt, sagte Schmid-Waßmuth. Themen der Synode waren unter anderem die Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht, Krieg im Nahen Osten, Migration, der Klimawandel und die Stellung der Kirche zum Paragraphen 218 (Abtreibung). Bisher habe hier die evangelische Kirche, wie auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz, die geltende rechtliche Regelung vertreten. „Nun kann sich der Rat vorstellen, Abtreibungen in bestimmten Fristen außerhalb des Strafrechts zu regeln, plädiert aber für eine Beratungspflicht.“

Die Synode diskutierte auch eine Studie zur Kirchenmitgliedschaft, die rückläufige Religiosität und Vertrauensverlust aufzeigte. „Die Zahlen sind nicht überraschend, aber eindrücklich“, betonte Schmid-Waßmuth. Positive Ergebnisse seien der Einfluss von Konfi-Arbeit und Religionsunterricht sowie die gesellschaftliche Wertschätzung des kirchlichen Engagements für Geflüchtete. „Die soziale Reichweite der Kirchen hat nicht abgenommen.“ Auch Caritas und Diakonie würden von den meisten Befragten hoch geschätzt. Die Daten der repräsentativen Studie würden nun sukzessive weiter ausgewertet, im kommenden Jahr sei auch eine Themenlandkarte angedacht.

Ein besonderes Augenmerk habe auf dem Thema „Empowerment – Sprachfähig werden im Glauben“ gelegen. Hierzu habe die EKD-Präses Anna-Nicole Heinrich eine Social-Media-Kampagne initiiert.

Für den 25. Januar werde die „ForuM-Studie“ zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche erwartet. Zugleich wurde die Beteiligungsplattform „BeNo“ vorgestellt, um Betroffene zu vernetzen. „Jede kirchenpolitische Entscheidung zum Umgang mit sexualisierter Gewalt geschieht unter Mitwirkung des Beteiligungsforums“, sagte Schmid-Waßmuth.

Zu Synodenbeginn hatte die Siegener Zeitung über Missbrauchsvorwürfe aus den 1990er-Jahren gegen einen Kirchenmitarbeiter berichtet. Zu dieser Zeit war die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus Superintendentin des Kirchenkreises Siegen. Nach der Synode trat Kurschus von den Ämtern als EKD-Ratsvorsitzende sowie als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen zurück.

Für die frühere EKD-Synodale und Präsidentin des Landeskirchenamts Hannover, Dr. Stephanie Springer, die aus dem Rat ausgeschieden ist, wurde Stefan Werner, Direktor im Evangelischen Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche von Württemberg, nachgewählt.

EMA