Startseite Archiv Bericht vom 24. November 2011

Bildungsauftrag der Kirche

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„Im kirchlichen Bildungshandeln ist es besser, etwas zu unternehmen als zu unterlassen“ sagte der Vorsitzende des Bildungsausschusses des Landessynode Rolf Bade (Hannover) am Donnerstag vor der Landessynode am Ende seines Zwischenberichtes (Aktenstück 41 C). So beschloss die Synode, evangelische Bildungsarbeit in vielen Bereichen weiter auszubauen. Bade skizzierte für evangelische Schulen, Religionsunterricht und Inklusion eine Reihe von Herausforderungen.

Das Christentum sei eine Bildungsbewegung, die sich für alle einsetze und damit auch für Bildungsgerechtigkeit. Schon Jesus habe universale Zuwendung zu allen Menschen vorgelebt, so Bade.
Der Gebrauchs- und Nutzwert von Religion zähle. Werde das Anliegen des christlichen Glaubens im Alltag von immer mehr Menschen ausgeblendet, dann verlören religiöse Einsichten an Überzeugungskraft.

Bade rechnete vor, dass zu den 4,1 Millionen Euro für das evangelische Schulwerk seitens der Landeskirche weitere 12,4 Millionen durch Landes- und kommunale Mittel und Elternbeiträge dazukämen. „Ich kenne keine Stelle im Bildungsbereich, wo durch kirchliche Haushaltsmittel so viel andere Mittel generiert werden“.
Im ausgebauten Zustand werden 4.500 Schülerinnen und Schüler evangelische Schulen in der Landeskirche besuchen.

In der Debatte unterstrich Superintendent Ulrich Wöhler (Holzminden), dass evangelische Schulen „eine Art volksmissionarische Chance“ seien. Aber: „Das Schielen auf Fördermittel verstellt oft den Blick auf Eigenmittel“. Der landeskirchliche Beitrag zum Schulwerk, mit dem circa 10.000 Menschen erreicht würden, sei größer als der Gesamtetat seines Kirchenkreises Holzminden-Bodenwerder, mit dem die Arbeit für 40.000 Menschen finanziert werden müsse. „Mit unseren Schulen können wir nicht Versäumnisse der öffentlichen Hand ausgleichen“. So gelte es, über Prioritäten zu entscheiden.

Dieses Votum löste am nächsten Tag eine lebhafte Debatte aus: Die Synodale Karin Aulike (Reppenstedt) berichtete aus eigener Erfahrung, dass an normalen staatlichen Schulen der Religionsunterricht von Schulleitung und Planung abhängig sei, dagegen in evangelischen Schulen klar gesetzt sei. Es würden in evangelischen Schulen mehr Kinder angemeldet als man aufnehme könne, obwohl Schulgeld zu zahlen ist.

Superintendent a.D. Christian Sundermann aus Hannover meinte: „Wir müssen vordringen in Bereiche, wo wir keine Stimme mehr haben.“

Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track berichtete von bewegenden Erlebnissen bei der Einsegnung von Lehrkräften oder Einweihungen evangelischer Schulen.

Die Synode beschloss, dass mit dem Land Niedersachsen weiter über evangelische Schulen verhandelt werden solle. Insbesondere über die Optionen und Bedingungen für zwei weitere evangelische Schulen. Konkrete Standorte seien noch nicht im Blick. Hierüber wurde zuvor ebenfalls engagiert debattiert.
Bade betonte, dass sich diese „zwei Optionen“ in frühere Beschlussfassungen der Landesynode einreihen. Es gehe nicht „um ein Kontra zur Gemeinde“. Der Vertrag mit dem Land, der jetzt gilt, soll von den jetzt vier vorhandenen Schulen auf sechs erhöht werden. Dabei soll zunächst bei den anderen niedersächsischen Landeskirche gefragt werden, ob sie Optionen haben.

Sowohl Auf- als auch Gegenwind gäbe es beim Religionsunterricht, so Bade in seinem Bericht. Einerseits sei das Antragsverfahren erleichtert worden. Andererseits gebe es politische Vorstöße bei den niedersächsischen Grünen, Berliner Verhältnisse hierzulande einzuführen, also evangelischen Religionsunterricht nur noch als ein Angebot zu sehen und dafür ein neues Pflichtfach mit dem möglichen Namen „Ethik“ einzuführen. „Wir sind an dieser Stelle gefordert“, sagte Bade. Die Synode stellte im Nachgang zum Bischofsbericht ausdrücklich fest, dass am Religionsunterricht „unverrücklich“ festgehalten werden soll.

Bei der Inklusion „sind wir Wollende und Getriebene“, denn: „alle Schulen sollen potenziell inklusive Schulen werden“, sagte Bade - so auch die evangelischen Schulen. Eltern sollen entscheiden können, wohin sie ihr Kind schicken wollen, Förderschule oder inklusiv ausgestattete Schule.
Superintendent Michael Thiel (Gifhorn) ergänzte, auch Kindertagesstätten müssten einbezogen werden und der Begriff „Inklusion“ definiert werden.
Auf Antrag von Christa Elsner-Solar (Hannover) soll der Bildungsausschuss vertiefend über die Ausstattungs-Konsequenzen von Inklusion an Bildungsreinrichtungen beraten. Alle evangelischen Bildungseinrichtungen sollten per se für Inklusion eingerichtet sein, so Elsner-Solar.
Der Vorsitzende des Landessynodalausschusses Jörg Surborg aus Wolfsburg meinte: „Als Kirche sind wir hier besonders gefordert“. Hier geschehe schon konkret vieles an Schulen.

Die Landessynode beschloss, ein Konzept für „evangelische Bildungslandschaften“ zu entwickeln. Evangelische Bildungs-, Familien- und Nachbarschaftszentren sollen aufgebaut und untereinander inhaltlich und mit anderen Einrichtungen vernetzt werden und Menschen ein Leben lang begleiten. Beispielgebend seien hier drei Gemeinden in Wolfsburg, so Bade.

Erfolgreich wechseln – seit Jahren bewährt – jeweils Schüler- und Lehrerangebote im Forum „Bildung braucht Religion“ - „ein Markenzeichen in Niedersachsen“, so der Bildungsausschuss-Vorsitzende. Dieses Forum könnte auch für Studierende und Auszubildende erweitert werden. Dies wird geprüft.
Theologie könne sich so verstärkt austauschen mit anderen Wissenschaftsfeldern: „Ein solches Forum würde für unseren eigenen Nachwuchs ertragreich sein“, so Bade.

Der Bildungsausschuss regt an, einen Leitfaden im Rahmen der Lutherdekade zu erstellen, der zentralen Inhalte und Texte Luthers zum Thema Bildung vereint. Auch müsse nun erarbeitet werden, welchen speziellen Beitrag die Hannoversche Landeskirche für das Lutherjahr 2017 leisten könne.

Pastor Martin Runnebaum (Gyhum) begrüßte für den Jugendausschuss, dass eine Projektstelle mit einem Diakon, einer Diakonin für die Arbeit mit Schüler/innen an Grundschulen eingerichtet werden soll. Diese und die vorhandene Stelle für Schülerarbeit an weiterführenden Schulen sollten als dauerhafte Stellen gesichert werden.