Startseite Archiv Bericht vom 23. November 2011

Bischofsbericht:
Quellen evangelischer Ethik

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„Kommt Ethik angesichts der komplexen Probleme der heutigen Zeit eigentlich immer zu spät?“ fragte der leitende Theologe der hannoverschen Landeskirche, Ralf Meister, in seinem Bericht vor der aktuell tagenden Landessynode in der Henriettenstiftung Hannover. Es sei zwar unstrittig, dass die Zehn Gebote und die Bergpredigt die „maßgeblichen Quellen evangelischer Ethik“ blieben, aber Antworten auf zentrale Fragen „können nicht allein in einem biblischen Zitat liegen.“

In manchen ethischen Streitfragen würden biblische Bezüge sogar vorschnell gebraucht, wenn es z.B. mit Hinweis auf Psalm 139 „… du hast mich gebildet im Mutterleibe…“ um die Menschenwürde befruchteter Eizellen gehe oder um die Legitimierung der Sonntagsruhe mit dem Sabbatgebot des Alten Testaments. „Die biblischen Schriften sind in bestimmte Situationen hinein geschrieben, sie stellen keine systematische ethische Abhandlung dar. Der tiefe Unterschied zwischen den Lebenswelten der Bibel und unseren hochkomplexen Gesellschaftssystemen darf nicht leichtfertig heruntergespielt werden“, so Meister.

Eine einfache Gebotsethik helfe nicht weiter, sondern es müsse vielmehr um das „Nachahmen der biblischen Erzählungen und Weisungen“ gehen. „Es geht nicht um eine Kopie biblischer Gebote, sondern um eine kritische Aufnahme und Übertragung auf die Situationen unserer Zeit.“

Eine christliche Ethik sei keine bessere Ethik, sondern vor allem eine an der Gotteskindschaft und der unverlierbaren Würde eines jeden Menschen festhaltende Lebenseinstellung, die auch eine Haltung der Demut einschließe. In den gesellschaftlichen Diskurs werde die Kirche sich weiterhin einbringen, „denn die Herausforderung wird bleiben, grundsätzliche ethische Haltungen in unserer Gesellschaft zu debattieren.“