Quereinsteiger Kirchenmusik
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Der Nachwuchsmangel betrifft nicht nur Pfarrämter und Diakon*innen. Auch die Kirchenmusik muss verstärkt um Fachkräfte werben. Neben Fragen zur Anstellung und zum Berufsbeginn von Kirchenmusiker*innen hat sich die Landessynode daher am Donnerstagnachmittag mit den Möglichkeiten des beruflichen Quereinstiegs befasst.
"Der Quereinstieg in die hauptberufliche kirchenmusikalische Tätigkeit berührt das, was unsere Kirche im Innersten zusammenhält, nämlich ihren Verkündigungsauftrag", unterstrich Marianne Gorka (Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt / Sprengel Hildesheim-Göttingen), Vorsitzende des Ausschusses für Kirchenmusik und Kultur, bei der Einbringung des entsprechenden Aktenstückes Nr. 53. Denn es gehe um die Anerkennung derer, die den Dienst der Verkündigung musikalisch wahrnehmen. Vermutlich bleibe der Quereinstieg wohl eher ein Ausnahmefall. Angesichts der zunehmenden Schwierigkeit, qualifizierte Kirchenmusiker*innen zu finden, müsse das Berufsbild aber von allen Seiten beleuchtet werden, forderte Gorka.
Schon jetzt gebe es zu wenige Absolvent*innen der Kirchenmusik-Studiengänge, heißt es im Aktenstück. Laut Gorka müssten mehr Interessenten ins Studium oder über Umwege ins Berufsfeld gelangen, ohne dabei die hochwertige Qualität eines Kirchenmusikstudiums und der kirchenmusikalischen Arbeit zu verwässern. In die Überlegungen müssten ebenso das veränderte Berufsbild und mehr Möglichkeiten zur individuellen Schwerpunktsetzung einbezogen werden. „Vielleicht brauchen wir ein Kirchenmusikgesetz in unserer Landeskirche, das die Bedeutung von Kirchenmusiker*innen sowie die diversen Stilrichtungen und Tätigkeitsfelder präziser abbildet“, schlägt Gorka vor. Qualität finde sich ihrer Ansicht nach nicht nur auf den "herkömmlichen evangelisch-kirchenmusikalischen Ausbildungswegen". Die Kirche könne nicht auf begabte Menschen verzichten, die sich auf anderem Wege musikalisch ausgebildet haben. "Ohne Quereinstiegsmöglichkeiten wird in Zukunft jedenfalls immer weniger Musik zu hören sein – und das kann auch niemandes Wille sein", gibt Gorka zu bedenken.
Beraten wurde ferner über Fragen der Bezahlung von ehrenamtlichen Kirchenmusiker*innen. "Bisher gibt es in unserer Landeskirche kein standardisiertes Verfahren zur Abrechnung nebenamtlicher kirchenmusikalischer Dienste", sagt Gorka und regt an, entsprechende Möglichkeiten zu prüfen.
In der anschließenden Aussprache gab es viel Zustimmung zum Aktenstück. "Ich kann die Anträge in jedem Punkt unterstützen", sagte Superintendent Christian Berndt (Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen / Sprengel Lüneburg). Der Synodale verwies auf die Dringlichkeit eines Kirchenmusikgesetzes: "Bestimmte Gesetzestexte stammen aus Zeiten, in denen es noch keine Kirchenkreiskantoren gab, weil die Musiker direkt bei Gemeinden angestellt waren."
Beim Thema Quereinstieg wünscht sich Anna Kempe (Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg / Sprengel Lüneburg), Ausschussvorsitzende für kirchliche Mitarbeit, eine große Offenheit. Der Quereinstieg sei in anderen kirchlichen Berufsgruppen bereits möglich. "Menschen, die aus anderen Systemen in die Kirche wechseln, bringen viele Erfahrung und Schätze mit, die wir ernst nehmen sollten", betonte Kempe. Dem stimmte Marianne Gorka in ihrem Schlusswort zu: "Es braucht die Neugierde auf gute Leute von außen mit ganz anderer Denke und anderem Blick - das kann nur bereichern."