Startseite Archiv Nachricht vom 24. November 2021

Bericht des Landessynodalausschusses

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Ellen und Steffi Radtke können sich freuen: Das queere Pastorinnen-Ehepaar aus Eime bei Hildesheim hat es nicht nur geschafft, mit seinem YouTube-Kanal "Anders Amen" Tausende Menschen zu erreichen. Ab 1. Januar 2022 wird das Online-Gemeindeprojekt auch mit einer 100-Prozent-Pfarrstelle gewürdigt. Das geht aus dem Bericht des Landessynodalausschusses (LSA) hervor, den der Vorsitzende Jörn Surborg einbrachte.

Für zunächst zwei Jahre werden die Radtkes mit dieser Unterstützung in ihrem Dorf und digital zeigen können, wie vielfältig die evangelische Kirche ist. Rechtzeitig vor Ablauf des Projekts soll über eine eventuelle teilweise Dauerfinanzierung in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn) beraten werden. "Willkommen in der Zukunft", nannte Surborg als verbindendes Motto gleich mehrerer Themen seines Berichts.

Die Landeskirche stehe längst in der Mitte von Transformationsprozessen, allenthalben gelte es Veränderungen zur Kenntnis zu nehmen. Mit Blick auf die anhaltende Corona-Krise äußerte der LSA-Vorsitzende seinen Frust – "umso mehr, weil sich schon jetzt abzuzeichnen beginnt, dass diese Pandemie selber wie ein Booster auf die Erosionsprozesse bestehender volkskirchlicher Strukturen wirkt".

In absehbarer Zeit werde Niedersachsen zum ersten Mal nach rund 1300 Jahren wieder ein Land sein, in dem alle christlichen Kirchen zusammen die Minderheit bilden. Ohne die Situation nach der Pandemie zu kennen mahnte Surborg zu proaktivem Handeln, etwa im Verhältnis von Kirche und Staat: "Wir müssen jetzt springen, mitten in den Nebel hinein, sonst wird es zu spät sein".

Die Kommunikation mit weniger verbundenen Kirchenmitgliedern war ein weiteres Thema der Beratungen des LSA mit dem Landeskirchenamt in den letzten Monaten. Aufmerksamkeit, Akzeptanz sowie Aufbau und Stärkung von Beziehungen gehörten zu den Zielen des landeskirchlichen Kommunikationskonzepts, das der LSA befürworte. Für die erste Umsetzung sei zunächst ein Pilotprojekt in drei bis fünf Kirchenkreisen angedacht. In der Steuerungsgruppe werde auch ein Mitglied der Landessynode mitarbeiten, kündigte Surborg an.

Rechts-, Bau- und Finanzfragen waren weitere Themen im turnusmäßigen Bericht des LSA, der die Landessynode zwischen den Plenartagungen vertritt. So stimmte der LSA Zuschüssen zur Durchführung des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2025 in Hannover in Höhe von insgesamt elf Millionen Euro zu. Nach Abschluss der mit 35,8 Millionen Euro besonders kostspieligen Baumaßnahmen im Kloster Loccum sieht der LSA indes grundsätzlichen Beratungsbedarf: Die Landessynode sollte "überlegen, wie sie künftig mit Baumaßnahmen dieser Art und Größe und zu erwartenden Kostensteigerungen umgehen will".

Im Rahmen der Aussprache zum LSA-Bericht legte das Landeskirchenamt die Gründe für die Kostensteigerungen in Loccum dar. Auf Antrag des Synodalen Ulf Thiele (Kirchenkreis Rhauderfehn / Sprengel Ostfriesland-Ems) stimmte die Synode dafür, bei Bauprojekten mit zu erwartenden Kosten ab zwei Millionen Euro ein System zur Finanzfolgenabschätzung einzuführen, etwa nach dem Vorbild des Landes Niedersachsen. Zudem wurde das Landeskirchenamt gebeten, eine Übersicht zu Schul-Bauprojekten der letzten Jahre zu fertigen sowie anstehende Großbauprojekte zu benennen. Dazu gehören laut LSA-Bericht dringende Sanierungsmaßnahmen am Gymnasium Andreanum in Hildesheim. Während die Synodale Karin Köhler (Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt / Sprengel Hildesheim-Göttingen) für Investitionen in diese "besondere Schule" warb, forderte Bettina Siegmund (Kirchenkreis Leer / Sprengel Ostfriesland-Ems) dazu auf, die Kosten "rechtzeitig einzupreisen".

Angesichts der aktuellen Lage an der EU-Außengrenze in Belarus mahnte Jörn Surborg indes eindringlich zum Blick über den Tellerrand: "Ich fordere die evangelischen Kirchen auf, zu diesem Elend ihre Stimme zu erheben und, wo und wie immer möglich, den Menschen konkret zu helfen!"