Startseite Archiv Bericht vom 23. November 2015

Neues Kommunikationskonzept für die Landeskirche

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Die Landessynode hat den Anträgen des Öffentlichkeitsausschusses zugestimmt und damit die Umsetzung eines umfassenden Kommunikationskonzeptes auf den Weg gebracht. Das Landeskirchenamt wurde beauftragt, eine Umsetzungsplanung zu erarbeiten, im Mai 2016 einen Zwischenbericht zu geben und zur Novembersynode 2016 die benötigten Haushaltsmittel zu benennen. Gleichzeitig wurde eine Weiterfinanzierung der Evangelischen Zeitung über den 31. Dezember 2016 hinaus abgelehnt.

Aus den Untersuchungsergebnissen des Kommunikationskonzeptes geht hervor, dass die Inhalte der Evangelischen Zeitung sehr nachgefragt sind, aber 9.700 Abonnenten kein Aufrechterhalten einer eigenen Zeitung rechtfertige. Die Inhalte könnten aber in andere Kommunikationsbereiche übernommen werden, empfahl Professor Dr. Lars Harden, der das von seiner Agentur „aserto“ entworfene Konzept vorstellte.

Die Synode hat beschlossen, zeitnah eine Stelle für die Gesamtleitung der landeskirchlichen Kommunikation einzurichten, um eine Neustrukturierung vornehmen zu können. Diese Stelle sollte im Landeskirchenamt angesiedelt sein und möglichst unabhängig von allen Bereichen arbeiten können, so Harden.

Der Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Arend de Vries, führte in das Kommunikationskonzept ein und dankte der Steuerungsgruppe, die dessen Entstehung begleitet hat.

Vor sieben Jahren hatte die Landessynode Leitlinien zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit angestoßen und unter dem Stichwort „Medienhaus“ die Einrichtung des EvangelischenMedienServiceZentrums (EMSZ) befürwortet. Der Evaluationsbericht zum EMSZ (November 2012) zeige eine deutliche Qualitätssteigerung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und weise jedoch darauf hin, dass eine deutliche Optimierung der Arbeit durch eine Steuerung der Gesamtarbeit möglich sei, so de Vries. Daraus erwuchs der Auftrag, für die Landeskirche ein Gesamtkonzept zu erarbeiten. Im Oktober 2014 wurde schließlich die Agentur aserto beauftragt.

„Es geschieht viel gute Arbeit! Was fehlt, ist eine strukturelle Vernetzung, eine klarere und verbindlichere Ausrichtung, benennbare und überprüfbare Ziele der kommunikativen Arbeit. Und dazu kommen die Herausforderungen, die uns durch die sich rasant schnell verändernde Medienlandschaft gestellt werden“, fasste der Geistliche Vizepräsident die Motivation zur Erstellung dieses Konzeptes zusammen. Dabei betonte er, dass es ein Kommunikationskonzept der Landeskirche und nicht der Kirchengemeinden und Kirchenkreise sei: Daher sei die Neustrukturierung der landeskirchlichen Kommunikationsebenen in den Blick genommen worden.

Die landeskirchliche Kommunikationsarbeit solle die anderen Ebenen unterstützen, entsprechendes „know how“ und die „Werkzeuge“ dafür und auch entsprechende Inhalte zur Verfügung stellen. „So deutlich wie noch nie bislang spielt „Gemeindekommunikation“ eine wesentliche Rolle in einem Konzept der Landeskirche. Damit nehmen wir auf, dass Kirche und Gemeinde vor allen Dingen vor Ort erlebbar und erfahrbar wird“, sagte de Vries. Es gehe darum, dass die landeskirchliche Kommunikationsarbeit die Kommunikationsarbeit in den Gemeinden stärke. Das sei heutzutage umso wichtiger, da die Rolle der Kirche in der Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich sei. „Evangelische Identität bilden und stärken – das ist für uns als Kirche lebensnotwendig – und das schafft gute Voraussetzungen für den Verkündigungsauftrag, der uns aufgegeben ist“, so de Vries.

In der Bestandsaufnahme der Kommunikationsarbeit auf allen kirchlichen Ebenen habe er hoch professionelle Arbeit mit hohem Engagement erlebt, sagte Prof. Lars Harden bei der Vorstellung des Konzeptes. Kritisch anzumerken sei aber, dass die Kommunikationsarbeit nicht anhand klar formulierter Ziele stattfinde, nicht proaktiv, sondern reaktiv sei und eine leitende Funktion fehle. Die hohe Selbstorganisation des Systems sei positiv, aber gleichzeitig auch eine Schwäche. Der formelle Austausch mit der Fläche könne noch ausgebaut werden. Die Zusammenarbeit bei Projekten geschehe vor allem durch persönliche Kontakte.

Aus dem Vorschlag für die Neuorganisation der Kommunikation gehen drei Säulen hervor: die Gemeindekommunikation, die Mitarbeitendenkommunikation und die Gesellschaftskommunikation. Es gehe darum, die Gemeindekommunikation stärker in den Blick zu nehmen, um sie zu verbessern, die Mitarbeitendenkommunikation durch ein Informationsmedium und Adressmanagement zu optimieren und durch die Gesellschaftskommunikation im öffentlichen Diskurs der Gesellschaft sichtbar zu sein. Ein Redaktioneller Themendienst und eine Service-Einheit könnten allen drei Bereichen inhaltlich zuarbeiten.
Fundraising sollte als selbständiger Bereich aus der neu zu bildenden Abteilung herausgenommen werden und wie die Diakonie, das HkD, die Akademie Loccum u.a. als eigenständige Einrichtung arbeiten.

Für die Landessynode brachte der Vorsitzende des Öffentlichkeitsausschusses Hans-Christian Winters (Cuxhaven) eine Stellungnahme und eine Reihe von Beschlussvorlagen ein. Winters betonte, das Konzept sei kein Steinbruch, sondern ein integriertes Kommunikationskonzept, in dem eins auf das andere aufbaut. Wichtig sei, dass die Person in der Gesamtleitung die Umsetzung des Konzeptes von Anfang an begleite. Er empfahl der Synode, das Kommunikationskonzept zu befürworten und das Landeskirchenamt mit der Umsetzung zu beauftragen, und dem Vorschlag von von aserto zuzustimmen, die Evangelische Zeitung nicht über Dezember 2016 hinaus zu bezuschussen. Dabei betonte er, dass niemand bei der Umsetzung des Konzeptes um seinen Arbeitsplatz fürchten müsse. Das Kommunikationskonzept sei eine Chance, die in den Sprengeln und Kirchenkreisen genutzt werden könne, und Angebote für die Gemeinden bereithalte.

In der Aussprache darüber sagte Jörn Surborg, dass der Landessynodalausschuss (LSA) das Konzept mittrage. Er wies darauf hin, dass eine gute Besetzung der Stelle in der Gesamtleitung Kommunikation eine entscheidende Bedeutung für die Umsetzung habe. In der Umsetzung gehe es um die konsequente Weiterentwicklung des Konzeptes, das mit der Einrichtung des EMSZ begonnen habe.

Dr. Jörg Zimmermann (Sprengel Lüneburg) wies darauf hin, dass der anstehende Prozess mit seinen erheblichen Veränderungen begleitet werden müsse. Auch solle berücksichtigt werden, wo die informelle Information in der Landeskirche anzusiedeln sei und ob die im Konzept formulierten Ziele erreicht werden könnten. Auch solle nicht nur das „Wie“ der Kommunikation, sondern auch das „WAS“ betrachtet werden. Dazu sollten die Synodalen eingebunden werden. Auch müsse beachtet werden, wo der Pressesprecher der Landeskirche künftig seinen Platz haben solle.

Rolf Bade (Hannover) meinte, das Kommunikationskonzept sei ein Weg, „den wir wagen sollten“. Die Frage der Finanzen inklusive der Dotierung der neuen Stelle sei im Moment noch offen und er wies darauf hin, dass die benötigten Haushaltsmittel rechtzeitig eingestellt werden müssten. „Wir brauchen eine finanzielle Entscheidung im Mai 2016!“, so Bade.

Auf die Frage von Friedo Hansen (Sprengel Lüneburg), wie die Resonanz von Kirchenmitgliedern sei, wenn sie einen Brief vom Landesbischof bekämen, stellte auf Bitten des Geistlichen Vizepräsidenten Dr. Johannes Neukirch das Ergebnis einer entsprechenden Marktforschung vor. Dazu seien Hochreligiöse und weniger Religiöse im Alter von 20 bis 65 Jahren aus der Stadt und Region Hannover durch ein Meinungsforschungsinstitut in einer qualitativen Studie  befragt worden. Das Kernanliegen eines solchen Briefes von Information und Imagebildung sei von der ganz überwiegenden Mehrheit der befragten Kirchenmitglieder verstanden und befürwortet worden. Professor Lars Harden berichtete zu diesem Punkt in seinem Schlusswort, dass es in Hessen-Nassau bis auf wenige Ausnahmen keine ablehnende Haltung Hochverbundener zu einer Direktkommunikation der Landeskirche mit allen Kirchenmitgliedern gegeben habe.

In seinem Schlusswort sprach Arend de Vries das Medienhaus an, um die landeskirchliche Kommunikation an einem Ort zu bündeln. Eine externe Begleitung bei diesem „change-Prozess“ sei notwendig und die Landessynode könne mit zwei Vertreterinnen oder Vertretern in einer Steuerungsgruppe den Prozess begleiten.

Auch Winters unterstützte die Idee von einem Medienhaus und sagte abschließend: „Wir müssen als Kirche lauter werden im gesamtgesellschaftlichen Diskurs.“