Startseite Archiv Bericht vom 27. November 2003

Kommt ein "Aktivenmagazin"?

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Die Diskussion um den Weiterbestand der Evangelischen Zeitung (EZ) oder der Einführung eines neuen „Aktivenmagazins“ eröffnete der Vorsitzende des Öffentlichkeitsauschusses, Hans-Christian Winters. „Es ist eine Tatsache: Die EZ ist der Mercedes unter den mir bekannten Kirchenregionalpressen. Doch wir sind der Ansicht, dass strukturell diese Presse am Ende ist. Die Sache ist aber so schwer, weil die EZ so engagiert und gut gemacht wird“, so Winters. Der Öffentlichkeitsausschuss hat deswegen eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die die sogenannte „Leser-Blatt-Bindung“ und das Image der EZ bei ihren Leserinnen und Lesern erforschen soll.

Professor Dr. Helmut Scherer, von der Universität Hannover, Institut für Kommunikationsforschung und Medien, stellte daraufhin die Ergebnisse seiner Untersuchung vor.

Er habe eine repräsentative Stichprobe aus 400 Personen erhoben und sei zu folgenden Zahlen gekommen: Bei 78 % ist die EZ bekannt, bei 47 % Dialog, Chrismon kennen nur 18 %. Dies sehe auf den ersten Blick gut aus. Jedoch werden nur 23% der Leser vom Dialog auch tatsächlich erreicht, bei der EZ seien es nur 25%. Dies seien sehr schlechte Werte.
Hauptamtlichen nutzten diese Zeitungen stärker als Ehrenamtliche. Auf die Frage, ob sie die EZ bei einem Wegfall vermissen würden, antworten zwei Drittel, dass sie sie gar nicht vermissen würden. Auch die Schulnoten 2,5 für die EZ und 2,6 für Dialog sei enttäuschend! Die Hauptamtlichen bewerteten die Zeitungen eher noch schwächer. „Diese Werte sind typisch für Zeitungen, die man auf den Tisch bekommt, aber nur aus Pflichtgefühl durchblättert“, so Scherer. Junge Leute würden gar nicht erreicht. Außerdem gebe es noch einen wichtigen Widerspruch: „Die, die EZ gut bewerten, lesen sie oft nicht.“ Das EZ-Lesen ist also eine Arbeitsbeziehung. Es besteht nur eine schwache Leser-Blatt-Bindung. Scherer Fazit lautet so: „Jetzt eingreifen.“

Was muss geändert werden, fragt die Untersuchung weiter, hätte ein Aktivenmagazin eine Chance?
29% seien sehr interessiert, 52 eventuell, so die Untersuchung. Im Vergleich zur EZ sei das ein positiver Wert. 54 % würden sich außerdem für das Aktivenmagazin entscheiden, wenn sie die Wahl hätten. Nur 19 % würden es ganz ablehnen. Wie soll es konkret aussehen?

Es gebe drei Grundbedürfnisse: Transparenz (bezüglich der Finanzen und Entscheidungen auf kirchenleitender Ebene), Vernetzung (Kontakte zu anderen Gemeinden, Wissen, was in der Landeskirche vorgeht) und schließlich eine Orientierung (Theologische Antworten auf Fragen derv Zeit und des Glaubens). Es könne die kirchliche Arbeit erleichtern, soll die Rolle der Kirche in der Gesellschaft klären und Berichte aus Gemeinden liefern. Gewünscht wird, dass es gründlich informiere, seine Beiträge sollen länger sein als in der EZ. Anbiederung an junge Leser wird abgelehnt, Ironie wird wenig geschätzt. Es gebe aber eine besondere Problematik: Als Kostenloses Medium biete es nicht die Rückmeldung über einen Abverkauf. Dies kann leichtsinnig machen, und am Leser vorbei gehen. Zum Schluss seines Berichtes bedankte sich Prof. Scherer: Ich habe die Zusammenarbeit sehr positiv empfunden: Es bestand eine große Ernsthaftigkeit und Offenheit des Verfahrens. Und wir hatten immer das Gefühl, dass unsere Ergebnisse entscheidungsrelevant sind.“

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Weitere Berichte zur Zukunft der kirchlichen Publizistik folgen.