Bericht der Gleichstellungsbeauftragten
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Hella Mahler, landeskirchliche Gleichstellungsbeauftragte, stellte in ihrem Bericht vor der Landessynode die Ergebnisse einer Befragung unter den Gleichstellungsbeauftragten vor.
„Viele von ihnen fühlen sich allein gelassen und arbeiten oft unter sehr schwierigen Bedingungen“, bilanzierte sie. Die strukturelle Einbindung sei eine Aufgabe der Leitung der Kirchenkreise. Und Verbesserung der oftmals schwierigen Bedingungen, unter denen die Beauftragten zu arbeiten hätten, sei unbedingt notwendig. „Der Auftrag von Gleichstellungsbeauftragten bleibt so lange bestehen, wie es eine Unterrepräsentanz von Frauen in vielen Bereichen gibt.“
Mahler stellte darüber hinaus das „Evangelische Gütesiegel Familienorientierung“ vor, mit dem sich kleinere Einrichtungen in Kirche und Diakonie zertifizieren lassen können. „Viele Berufstätige wünschen sich flexible Arbeitszeitmodelle. Familienorientierung ist ein ganz wichtiger Faktor, um neues Personal zu gewinnen und zu halten“. Das Siegel sei in einer Pilotphase im Kirchenkreis Ronnenberg erfolgreich getestet worden. Der gesamte Prozess dauere zwei Jahre.
In der mittleren Leitungsebene stagniere der Anteil von Frauen bei 30 %, so die Theologin. Hier müsse sich die „Kultur in der Kirche“ wandeln. Zum Beispiel müsse das Wahlverfahren für das Amt von Superintendentinnen und Superintendenten geändert werden. „Gleichstellung als Querschnittsthema der Kirche ist das Ziel, das wir uns setzen sollten.“
In Bezug auf sexualisierte Gewalt hob Mahler die Arbeit der Präventionsbeauftragten Cindy Dagott und der Steuerungsgruppe zu diesem Thema hervor. „Wir haben intern gut gearbeitet, haben aber unser Handeln nach außen noch nicht genügend sichtbar gemacht.“ Der Elf-Punkte-Plan der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sei daher ein wichtiger und nötiger Schritt. Damit würden Betroffene mehr beteiligt. Auf EKD-Ebene solle eine zentrale Ansprechperson installiert werden sowie ein zentraler Betroffenenrat gebildet werden.
„Ehren- und Hauptamtliche sollten sich mit dem Thema sexualisierte Gewalt befassen. Noch besser wäre es, wenn sie sich für eine Kultur der Achtsamkeit verpflichteten“. Das zerstörte Vertrauen durch die Missbrauchsfälle innerhalb der evangelischen Kirche wieder herzustellen, sei ein langer Weg und werde viel Zeit brauchen. Dabei gelte: „Jeder Fall von sexualisierter Gewalt in unserer Kirche ist ein Fall zu viel.“
In der sich anschließenden lebhaften Aussprache stellte Jörn Surborg (Wolfsburg) für den Landessynodalausschuss (LSA) den Antrag, den Bericht der Beauftragten zur weiteren Beratung in den LSA zu überweisen.
„Mich hat es getroffen, von den vielen offenen Baustellen im Bereich der Gleichstellung zu hören“, sagte der Jugenddelegierte Jonas Jakob Drude aus Göttingen. Er schlug vor, für Frauen in der mittleren Leitungsebene eine Quote einzuführen, so wie es mit Erfolg bereits in vielen Institutionen der Fall sei.
Stephanie Springer, Präsidentin des Landeskirchenamtes, nahm ausführlich Stellung zum Bericht und betonte, im Vergleich zu anderen Landeskirchen sei sie mit der Arbeit in Hannover „relativ zufrieden“. Sie dankte der Rechtsabteilung dafür, dass sie bereits in der Vergangenheit alle Verdachtsfälle konsequent aufgearbeitet und selbstverständlich mit der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet habe. „Wir haben seit zehn Jahren einen Krisenplan, der in allen wichtigen Bereichen für eine professionelle Arbeit sorgt.“ Es gebe in der Landeskirche eine „Null-Toleranz-Politik“. Die Aufarbeitung von individuellen Fällen laufe in der unabhängigen Kommission ebenfalls gut und für die „emotional schwere Arbeit“ sei zu danken.
Eine wissenschaftliche Untersuchung habe nun zu klären, wo Kirche blinde Flecken habe, sowohl in ihrem System als auch möglicherweise in der Theologie.
Fritz Hasselhorn (Sulingen) benannte als Problem bei der Wahl von Superintendentinnen und Superintendenten, dass während der Befragung im Kirchenkreistag „praktisch alles gefragt werden darf.“ Dies sei in vergleichbaren Verfahren in anderen gesellschaftlichen Feldern deutlich anders und hier müsse auch in der Kirche nachgebessert werden.
„Ich bin erschrocken über die bei uns herrschende Kultur gegenüber Gleichstellungsbeauftragten “, so Florian Wilk, Synodaler und Professor an der Universität in Göttingen. Es könne nicht sein, dass sich Gleichstellungsbeauftragte so allein gelassen fühlten. „Es kann auch nicht sein, dass diese Arbeit immer noch gerechtfertigt werden muss.“
Alwin Pfanne (Aurich) stellte die Frage, was es über die Struktur der Kirche aussage, dass es zuletzt innerhalb von einem Jahr fünf Frauen gegeben habe, die ihr Amt als Superintendentin aufgegeben hätten.
„Warum ist in den Gemeinden und Kirchenkreisen nicht bekannt, wer die jeweilige Gleichstellungsbeauftragte ist?“ Diese Anfrage stellte Ruth Scheffler-Hitzegrad (Cadenberge), während Bettina Siegmund (Leer) wissen wollte, ob es auch für den Berufsstand der Pastorinnen und Pastoren das familienfreundliche Gütesiegel geben solle.
„Gleichstellungsbeauftragte sind zu solitär. Sie müssten mit ihren Aufgaben besser eingebunden sein. Dies ist eine Aufgabe der Leitungsebene des Kirchenkreises“, erläuterte Carsten Wydora, Synodaler des Kirchenkreises Rhauderfehn.
Die Frage des Synodalen Martin Sundermann (Ostrhauderfehn- Langholt), ob es in der ersten Runde für die Bewerbung auf ein Superintendentenamt eine geschlechtsneutrale Bewerbung gebe, wurde von Seite des Landeskirchenamtes verneint.
Die Landessynode stimmte abschließend dem Antrag zu, den Bericht an den Landessynodalausschuss zur weiteren Beratung zu verweisen.