Startseite Archiv Bericht vom 28. November 2012

Bischofsbericht VII

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Landesbischof Meister beschrieb seine Wahrnehmung von Kritik an der gesellschaftlichen Stellung der Kirche, die es so in der Vergangenheit nicht gegeben habe. Diese Kritik finde in den Medien eine „gewisse Resonanz“, so Meister, und nannte aktuelle Berichterstattung über das kirchliche Arbeitsrecht sowohl in öffentlich-rechtlichen Fernsehbeiträgen wie in einem Wirtschaftsmagazin. Meister kritisierte die journalistische Qualität der Beiträge im Blick auf ihre Recherche und Tendenz.

Inhaltlich sei für ihn entscheidend, dass in der Kritikwelle auch ein grundlegendes Koordinationsverhältnis von politischer und gesellschaftlicher Ordnung in Deutschland in Frage gestellt würde, so der Landesbischof. Das Prinzip der Subsidiarität, das in der Bürgergesellschaft der Bundesrepublik insbesondere im Bereich sozialer Dienstleistungen gelte. Die Idee der Subsidiarität ziele darauf, so Meister, dass der Staat zwar die Finanzierung sozialer Dienstleistungen bereit stelle, dass die Leistung selbst aber aus der Mitte der Gesellschaft heraus erbracht werde. Dafür stünden verschiedene Träger mit sehr unterschiedlichen ideellen Ausrichtungen. Meister betonte, dass die Kirchen nicht stärker finanziell unterstützt würden in ihrem caritativen und diakonischen Engagement als andere Träger.

Dass sich die Kirchen gesellschaftlich und sozial engagieren könnte, entspräche dem Grundrecht auf Religionsfreiheit. Zugleich liege es im Interesse der Gesellschaft, dass unterschiedliche Anbieter und darunter auch die Kirchen soziale Leistungen erbrächten, so Meister, da es das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen im Land widerspiegele. Der Freiwilligen-Survey der Bundesregierung zeige, dass das ehrenamtliche Engagement von Menschen für die Kirchen im Unterschied zu anderen Bereichen nach wie vor ansteige.

Meister bezog Stellung zu den Finanzierungsanteilen aus öffentlichen Mitteln, die einem Fernsehbeitrag zufolge bei 90% lägen. Dies entspräche oft der Wirklichkeit, zugleich verschiebe sich dieser Anteil aufgrund der Sorge für die Gebäudeerhaltung nicht selten zu Lasten der Kirche. Ein Beispiel für den Finanzierungsanteil der Landeskirche sei der Beitrag für die kirchlichen Kindertagesstätten, insbesondere für deren religionspädagogische Arbeit, mit rund 20 Mio. Euro Kirchensteuermitteln jährlich.

Meister nannte als Ursache für die kritischen Anfragen an das kirchliche Engagement das Anwachsen einer Grundskepsis gegenüber den Religionen. Dazu gehöre die Frage nach deren Kontrolle und nach Transparenz. Die Kirchen müssten über ihren Auftrag und ihre Arbeit stärker offensiv Auskunft geben: informativ, erklärend und auch selbstkritisch.