Startseite Archiv Bericht vom 28. November 2012

Bischofsbericht I

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

In seinem Bericht vor der aktuell in Hannover tagenden Synode nahm Landesbischof Ralf Meiser ausführlich Stellung zur Kirchen- und Gemeindeleitung. „Die Verhältnisbestimmung zwischen unseren eigenen Bemühungen und dem Handeln Gottes im Wirken des Heiligen Geistes ist die zentrale Frage in der Steuerung einer Kirche.“ Daraus leite sich unmittelbar die Frage ab, wie Organisation und die Freiheit im Glauben in der Gestaltung von Kirche zu einem fruchtbaren Verhältnis finden könnten.

Laut Meister ist der Anspruch an Steuerung und Organisation der Kirche in den letzten 100 Jahren stetig gestiegen, „in den vergangenen 20 Jahren fast exponentiell.“ Darin spiegele sich der Versuch, in einer immer komplexeren Wirklichkeit eine Organisationsform zu schaffen, die Gestaltungsräume für das Evangelium schaffe. Denn: „Ohne eine Organisationsform wird eine Gemeinschaft ihrem Auftrag nicht gerecht.“
Kritisch bemerkte der leitende Theologe an, dass der„enorme Aufwand an Selbstorganisation“ innerhalb der Kirche zunehmend innerkirchlich Frage gestellt würde, andererseits auch von außen immer häufiger gefragt werde, womit sich Kirche – außer mit sich selbst – eigentlich noch beschäftige.
„Der durchgehende Reformeifer und die verkürzten Planungszeitraume provozieren Erschöpfung.“ Es gebe innerhalb der Kirche eine Tendenz zur Übersteuerung. „Abläufe und Verfahren werden so ausgeweitet, dass sich der geistliche Freiraum nicht mehr beschreiben lässt.“

Die Organisation der Kirche müsse stets zweierlei abbilden: „Die Gemeinschaft des Glaubens geschieht immer zugleich als göttliches und menschliches Werk.“ Meister räumte ein, selbst an manchen Stellen in kirchenleitender Position geistliche Freiräume nicht genug gefördert zu haben. „In der Notwendigkeit, die Kirche an soziale, religiöse und kulturelle Veränderungen anzupassen, verlor ich manchmal den Blick für die Zielrichtung der Kirche selbst und habe mitgewirkt, dass Freiräume nicht entstanden.“

Nach seinem Eindruck hafte Kirche an einem Selbstbild, das 100 Jahre alt ist. „Wir haben seit zwei Jahrzehnten vorrangig mit der Ausweitung größerer Verantwortungsbezirke auf die geringere Mitgliedschaft reagiert.“ Dahinter stehe die Vision als Volkskirche an allen Orten gegenwärtig sein und bleiben zu müssen. Er erlebe dagegen seit seiner Amtseinführung im April 2011 vermehrt, „diese Vergrößerungen – so notwendig sie manchmal sind – oft als eine Überforderung. Eine Überforderung für die hauptamtlich Beschäftigten, eine Überforderung für das Engagement der Ehrenamtlichen und für die Leidenschaft und Freude, Gemeinschaft zu bilden.“ Daher müsse die Vergrößerungsstrategie als einzige territoriale Leitlinie ergänzt werden durch das Konzept der geistlichen Gestaltungsräume und -freiheiten. „Man kann Leidenschaft nicht alleine von außen entzünden, sie muss im Inneren wachsen.“ Dieser Strategiewechsel werde weit reichende Änderungen in der Landeskirche mit sich bringen. „Die Leidenschaft innerhalb unserer Kirche braucht geistliche Gestaltungsräume.“