Startseite Archiv Bericht vom 29. November 2006

„Zwischen Offenheit und evangelischem Profil“ – Bericht des Landeskirchenamtes zur Situation der Jugendarbeit

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In ihrem Bericht mit dem Titel "Zwischen Offenheit und evangelischem Profil" schilderte Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track die aktuelle Situation der Jugendarbeit. Eine besondere Herausforderung sieht sie angesichts des Amoklaufs in Emsdetten im Bereich Gewaltprävention und Gewaltüberwindung und darin, "Kontakt zu der Gruppe von Jungen und jungen Männern aufzunehmen, die in der Schule zu den Verlierern gehören, in der Welt der gewalttätigen Computerspiele leben und zunehmend ihre sozialen Bindungen aufgeben". Eine zweite Herausforderung bestehe darin, "sich gerade der Kinder und Jugendlichen aus armen Familien anzunehmen." Deshalb müsse insbesondere die Jugendarbeit für Haupt- und Berufsschüler verstärkt werden. Für Freizeitmaßnahmen von Kindern und Jugendlichen aus sozialschwachen Verhältnissen wurden daher schon Mittel bereitgestellt.

Signifikant hoch, so der Bericht weiter, ist die Austrittsbereitschaft aus der evangelischen Kirche bei Mitgliedern unter 40 Jahren. Gleichzeitig zeigen Umfragen, dass viele Jugendliche zentrale Glaubensüberzeugungen und Werte nicht teilen. "Hier wird Jugendarbeit in Zukunft sehr viel stärker vor der Herausforderung stehen, den Glauben, seine zentralen Inhalte, die mit ihm verbundenen Tugenden und seine Frömmigkeitspraxis weiterzugeben" sagte Gäfgen-Track. Sie forderte gleichzeitig, das hohe Engagement der ehrenamtlich tätigen Jugendlichen durch weitere Qualifizierungen zu unterstützen. Das "Erfolgsmodell" JuLeiCa (Jugendleiter Card) solle deshalb durch eine "JuLeiCa plus evangelisch" ergänzt werden.

Die Bedeutung der Gemeinschaft und damit die Bedeutung von Freunden und Freundinnen in den Jugendgruppen hat, so Gäfgen-Track, eine zentrale Bedeutung und stellt die Jugendarbeit vor folgende Herausforderung: "Wenn die Selbstorganisation der Inhalte durch die Jugendlichen so hoch und die Offenheit für alle Jugendlichen ein Kennzeichen Evangelischer Jugend ist, dann stellt sich die Frage nach dem evangelischen Profil der Jugendarbeit mit hoher Dringlichkeit. Wie kann es evangelischer Jugendarbeit in unserer Landeskirche zukünftig stärker gelingen, ein inhaltlich klar evangelisches Konzept zu besitzen, um so Jugendliche in die Gemeinschaft der Getauften hineinzunehmen, sie im Glauben sprachfähig zu machen und ihnen Orientierung zu geben, ihr Christsein im Alltag zu leben? Dies ist die zentrale Herausforderung evangelischer Jugendarbeit in unserer Landeskirche."

Die klassischen Felder evangelischer Arbeit mit Jugendlichen, so der Bericht weiter, haben ihre Bedeutung nicht verloren. Nötig seien beispielsweise kostengünstige Freizeiten. Ebenso bleibe die Jugendarbeit auf eine gute Konfirmandenarbeit angewiesen, und die Schüler- und Schülerinnenarbeit die Jugendarbeit gewinne immer mehr an Bedeutung.

Als aktuelle Handlungsfelder werden im Bericht Schnupperkurse des Glaubens für Jugendliche, spezielle Jugendgottesdienste in unterschiedlichen Formen und besondere spirituelle Angebote genannt. "Spiritualität", so Gäfgen-Track, "ist gegenwärtig ein Thema, das Jugendliche brennend interessiert; die Pilgerwege, Fahrten nach Taizé, die Hallen der Stille und die Angebote von Jugendkirchen zeigen dies deutlich."