Startseite Archiv Bericht vom 29. November 2006

Landesbischöfin: „Ökumenischer Rat der Kirchen im Moment eher Raum der Beziehungspflege als eigener Impulsgeber“

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Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann hat das Thema Ökumene in den Mittelpunkt ihres Berichts vor der Synode gestellt. So berichtete sie von der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im Februar in Porto Alegre (Brasilien), an der sie als einzige Delegierte der hannoverschen Landeskirche teilnahm. Die Atmosphäre unter den rund 4.000 Teilnehmenden aus 348 Mitgliedskirchen sei zwar wie auf einem „Weltkirchentag“ gewesen, vom Verfahren des Konsensmethode zeigte sich die leitende Theologin allerdings enttäuscht, da sie offenes Diskutieren nicht zulasse. „Vielfalt, Differenziertheit, Diskurskultur haben hier gefehlt“, lautete ihre Kritik. Ihrer Meinung nach müsse im ÖRK darüber hinaus dringend das Verhältnis zum Judentum thematisiert werden.

Den Ökumenischen Rat verstehe sie im Moment „eher als Raum der Beziehungspflege und nicht als eigener Impulsgeber, geschweige denn als privilegiertes Instrument der ökumenischen Bewegung“. Dabei wäre gerade in einer globalisierten Welt eine gemeinsame Stimme der Kirche dringend gefordert. Aber solange die Kirchen sich nicht einmal gegenseitig als Kirchen anerkennen würden, wäre ein glaubhaftes Eintreten gegenüber der Welt für mehr Gemeinschaft nicht einzufordern, so ihr kritisches Resümee. Trotzdem plädierte sie vor der Synode für eine Stützung des ÖRK durch die Arbeit des Lutherischen Weltbundes und die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), die aus ihrer Sicht eine „wesentlich zentralere Rolle“ spielen könnte.

Für den Zorn mancher Delegierter aus den Ländern des Südens gegen die reichen Industriestaaten zeigte die Bischöfe Verständnis. „Es ist zum Gotterbarmen, mit Kindern zu sprechen, die auf der Straße leben, die nichts haben, keinen Menschen und keine Perspektive. Acht Milliarden Dollar werden pro Monat für den Irakkrieg ausgegeben! Was könnte mit solchem Geld an Hilfe zur Selbsthilfe, an Ernährungs- und Bildungschancen geleistet werden“.