Diakoniedirektor: „Frauen- und Kinderarmut ist eine Schande für unser Land!“
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Der Direktor des Diakonischen Werkes der Landeskirche, Manfred Schwetje, hat Kirche und Diakonie aufgefordert, eine deutlich wahrnehmbare Stimme zu erheben, „wenn es darum geht, die Folgen der Armut für Menschen erträglicher zu machen oder Armut möglichst zu verhindern“. Es sei die Erfahrung aller Mitarbeitenden von diakonischen Beratungsstellen, „dass die Not wächst und viele Menschen sich oft allein gelassen fühlen“. Die Tatsache, dass von der Armut am stärksten Frauen und Kinder, insbesondere allein erziehende Frauen mit ihren Kindern betroffen sind, bezeichnete Schwetje als „Schande für unser Land“. Es sei zynisch, Armut als eigene Schuld und gefordertes solidarisches Verhalten der Gesellschaft als Anspruchsdenken zu qualifizieren.
Der Diakonie-Direktor begrüßte es, dass die Diakonie im EKD-Perspektivpapier „Kirche der Freiheit“ als eines der „Leuchtfeuer“ bezeichnet wird. Schwetje teilte die Sorge, dass die Unternehmensorientierung der Diakonie deren anwaltliches Mandat schwächen könne. Aus dem Wettbewerb der Anbieter entstehe für die Diakonie eine Spannung zur Anwaltschaft für Bedrückte und Bedrängte und zur Orientierung an den Ärmsten der Armen. „Wie kann diakonisches Handeln angesichts ökonomischer Rationalität dem Willen Gottes entsprechen?“ fragte Schwetje. Allerdings seien „diakonische und ökonomische Rationalität… als menschliches Bemühen beide Teil einer nachparadiesischen gefallenen Welt“. Die Diakonie solle sich deshalb nicht auf Kosten anderer vergleichbarer Dienstleister profilieren.
Er sehe es als kirchliche Aufgabe an, in der Gesellschaft für eine angemessene Bezahlung sozialer, erzieherischer und pflegerischer Leistungen einzutreten, warb Schwetje für faire Vergütungen. „Im Schatten des Dritten Weges darf es nicht missbräuchlich zu einer materiellen Verkürzung der Rechte von Mitarbeitenden kommen.“
Bestrebungen, ein einziges Diakonisches Werk in Niedersachsen zu schaffen, sollten unbedingt unterstützt werden, forderte der Direktor des Diakonischen Werkes der Hannoverschen Landeskirche. In der September-Sitzung des Präsidiums habe man sich vorgenommen, „alle gegebenen Möglichkeiten zur Fortentwicklung der Diakonie in Niedersachsen zu nutzen“.