Startseite Archiv Bericht vom 29. November 2007

3. EÖV in Sibiu: „Einheit der Kirche ist zur Zeit eine Einheit in Spannung“

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Eine Ernüchterung im ökumenischen Prozess konstatierte Landesbischöfin Margot Käßmann im Bericht der Delegierten der hannoverschen Landeskirche über die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV) vom 4. bis 9. September 2007 in Sibiu/Hermannstadt.

„Die Einheit der Kirche ist zur Zeit eine Einheit in Spannung“, so die leitende Theologin in ihrem Resümee. Eine solche Ernüchterung könne nach ihrem Eindruck aber auch hilfreich sein, für die Überlegungen im weiteren ökumenischen Prozess. „Die Politik in Europa und auch die Kirchen in Asien, Amerika und Afrika möchte eine Kirche in Europa als Gegenüber und nicht viele verschiedene, die sich in dogmatischen Auseinandersetzungen
verzetteln.“

Neben der Bischöfin berichteten vier Delegierte der hannoverschen Landeskirche sowie Fritz Baltruweit vom Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik (Hildesheim) von ihren Eindrücken aus Rumänien. Als Jugenddelegierte war Lena Borgers, stellvertretende Vorsitzende der Landesjugendkammer dabei. Klaus Israel, Kirchenkreisamtsleiter aus Lüneburg, wurde vom Arbeitskreis Konziliarer Prozess der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen delegiert. Marina Kortjohann, Pastorin in Achim bei Verden, nahm als Vorsitzende des Ausschusses Weltmission und Ökumene der Landessynode teil. Koordinator der Delegation war Pastor Dirk Stelter, Leiter der Arbeitsstelle für Ökumene im Haus kirchlicher Dienste.

Stelter wies in seinem Bericht darauf hin, dass die Versammlung in Hermannstadt, die unter dem Motto „Das Licht Christi scheint auf alle - Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa“ tagte, sich als eine Fortsetzung der beiden vorangegangenen Europäischen Versammlungen verstanden hat. Diese hatten 1989 in Basel in einem evangelischen, 1997 in Graz in einem katholischen Kontext und nun in Rumänien in einem orthodoxen Umfeld stattgefunden. Insgesamt 2.100 Delegierte waren nach Sibiu/Hermannstadt eingeladen, davon allein 150 junge Christinnen und Christen aus Deutschland.

In ihren Ausführungen machte Marina Kortjohann deutlich, dass stellvertretend für die EU-Politik der anwesende EU-Präsident Manuel Baroso gerade auch die Kirchen eingeladen habe, „sich an der Gestaltung der Bildung von Werten in Europa“ aktiv zu beteiligen. Dies sei eine große Aufgabe für den ökumenischen Prozess.

Für den Konziliaren Prozess zog Klaus Israel eher eine nüchterne Bilanz. „Aus Sicht vieler Einzelpersonen und Gruppen sind die Ergebnisse der 3. EÖV enttäuschend, denn sie sind unzufrieden mit dem, was zu den Themenfeldern Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu sagen gewesen wäre.“ So finde sich das Wort „Konziliarer Prozess“ auch nicht im Abschlussdokument, wohl aber der Begriff „Konsultativer Prozess“ zu Fragen der ökologischen Gerechtigkeit und der gerechten Gestaltung der Globalisierung. Sein Fazit: „An der Basis und im praktischen Tun ist der Konziliare Prozess in Europa lebendiger als es die Schlusserklärung allein zu vermitteln vermag.“

Die Jugenddelegierte Lena Borgers betonte: „Jugendliche sind nicht die Zukunft der Kirche, sondern ihre Gegenwart!“ Mit diesem Selbstbewusstsein hätten sich die Jugenddelegierten in die Versammlung der europäischen Christinnen und Christen eingebracht. Hilfreich sei dafür gerade die gemeinsame Vorbereitung der Jugenddelegierten auf europäischer Ebene gewesen.

Als eine Stärke des ökumenischen Treffens nahm Fritz Baltruweit, einer der verantwortlichen Theologen für die liturgische Gestaltung der Versammlung, das gottesdienstliche Leben während der sechs Tage wahr. Ein Großteil der Vorbereitung sei dabei im Michaeliskloster in Hildesheim, dem landeskirchlichen Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik, geleistet worden.

Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung schloss mit Gottesdiensten, die je nach Konfessionen getrennt gefeiert wurden, bevor mit einem Sternmarsch in der Innenstadt bei Glockengeläut der offizielle Abschluss erfolgte. Landesbischöfin Margot Käßmann kommentierte dies mit den Worten eine „Ökumene der Spiritualität“ sei skeptisch zu sehen, wenn man nicht gemeinsam Gottesdienst feiern könne. Aber: „Eine Alternative zur ökumenischen Bewegung gibt es nicht, denn sie ist ein biblischer Auftrag
an uns.“