Bibelarbeit: "Gerade jetzt" - Erkundungen auf dem Weg der Ökumene
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Es sei etwas Außergewöhnliches für ihn, hier über einen biblischen Text zu sprechen und nicht einfach nur ein Grußwort vor der Landessynode zu halten, leitete Bischof Franz-Josef Bode (Bistum Osnabrück) seine Bibelarbeit vor der Landessynode ein.
Zielpunkt seiner Ausführungen war das Bibelwort: „Gerade jetzt sollte sich die Kraft des Herrn in ihrer ganzen Größe zeigen“ (Num 14,17). Bischof Bode betonte, das „Gerade jetzt“ müsse wie ein gemeinsamer Schrei der Christen ertönen. Es sei eine Chance, gemeinsam die Welt anzusehen und die Realitäten zu betrachten. Es gelte, gemeinsam Verantwortung wahrzunehmen, die sich auf die heutigen Herausforderungen beziehe.
Zum Wahrnehmen der Lebenswirklichkeit gehöre gerade im Jahr des Reformationsgedenkens die gemeinsame Verantwortung in der Ökumene. Zum ersten Mal sei das Reformationsgedenken eng verbunden mit der katholischen Kirche, sagte Bischof Bode und sprach mit leichtem Schmunzeln von „unserem“ Reformationsgedenken.
Ökumene bedeute, die Zeichen der Zeit gemeinsam im Licht des Evangeliums zu deuten, so der Theologe weiter. Dabei gelte es die Handschrift des gemeinsamen Gottes zu entdecken. Als Beispiel führte Bode die gemeinsame Reise von Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz ins Heilige Land an. Diese Reise sei eine gemeinsame Erkundung gewesen, „wie wir gemeinsam auf das schauen, was uns verbindet“. Dies habe eine hohe Bedeutung für die Ökumene.
Bode forderte die Friedenskraft der Religionen herauszustellen: „Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass der Friedensbeitrag des Christlichen größer ist als das Konfliktpotential untereinander.“ So geschehe es beim Weltfriedenstreffen 2017 in Osnabrück und Münster.
Es sei erschreckend, wie wenig die Einigkeit Europas sich positiv entwickle. „Da dürfen wir als Christen nicht mitmachen!
Das Vertrauen auf Gottes Gnade sei die Grundlage, auf der dieses „Gerade jetzt“ gesagt werden müsse. Die Dreifaltigkeit Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist sei wie eine Signatur der christlichen Gemeinschaft. Es wäre viel gewonnen, wenn alle in dem Sinn evangelischer würden, dass sie gemäß dem Evangelium leben; und auch alle katholischer, wenn das bedeute, einen weltweiten Blick zu haben.
„Im gemeinsamen Vertrauen auf Gottes Gnade können wir uns in einer Leidenschaft für Gott, dessen Gnade immer noch größer ist, gegenseitig stärken. Das ist unsere gemeinsame Aufgabe“, sagte Bode. Der Bischof machte das gemeinsame Gebet stark und sprach damit von einem Aufbruch zum Mystischen in der geistlichen Erfahrung. Als schwierigsten Punkt nannte Bode hier einen möglichen Aufbruch, Kirche und Sakramente neu zu denken.
Mit dem gemeinsamen Gebet gelte es auch, Gott in Bewegung zu halten, wie Mose es getan habe, wenn er Gott an seine Zusagen erinnerte, ihn gewissermaßen damit umgarnte.
Auf dem gemeinsamen ökumenischen Weg gebe es auch Bedenkenträger und Angstmacher. Auch sie gelte es wahrzunehmen und Gerüchten entgegenzutreten, wie etwa dem Gerücht, dass in der katholischen Kirche der Ablass in der Weise wie vor 500 Jahren verstanden würde.
In Anlehnung an das biblische Bild der Kundschafter, die mit Trauben beladen zurückkehrten, führte Bischof Bode zukunftsträchtige Früchte der Ökumene an. Dazu gehöre die Entwicklung der Ökumene in den letzten Jahren; sei es die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre oder bilaterale Erklärungen. Man könne nicht mehr dahinter zurückgehen und müsse nicht mehr von vorne anfangen.
„Wir freuen uns, dass es Euch gibt und ihr den Namen Christi tragt!“ Solch ein Satz, wie er in den Gottesdiensten im März zur „Heilung der Erinnerung“ vorkam, wäre vor 30 Jahren nicht gesagt worden.
Mittlerweile gebe es eine gewachsene Selbstverständlichkeit des Miteinanders, gekennzeichnet durch einen sensiblen Umgang und als Seelsorge der Konfessionen aneinander, aber auch durch die Erkenntnis der Grenzen, dass ein ökumenisches Miteinander nicht nur Menschenwerk sei.
Ein wichtiges zukünftiges Element des Gemeinsamen sei die kirchliche Suche nach dem Ganzen. Bode betonte zudem die gemeinsame ethische Verantwortung. Es gebe ermutigende und enttäuschende Erfahrungen. Dazu gehörten heutzutage unter anderem der Individualismus, die Verfolgung des Christlichen in der weiten Welt, Unverständnis für die Spaltung der Ökumene und die gemeinsame Sorge um den verdunsteten Glauben. Dieser verdunstete Glaube sei ein „Es-Glaube“ und kein „Du-Glaube“. Es gebe etwas, an das geglaubt werde, aber nicht an den persönlichen Gott.
„Es müssen wieder Kondensationspunkte des Glaubens geschaffen werden!“, so Bode. Dazu gehöre das Wahrnehmen der Sehnsucht nach Gesten und Riten; außerdem die Grundfragen des Menschen nach einem gelingenden Leben, nach einem Lebenssinn und nach Gott. Solche Kondensationspunkte schafften eine Entschleunigung und Unterbrechung.
Ein gemeinsames Gebet und ein Lied standen am Ende der Bibelarbeit bevor Bischof Bode von den Synodalen mit herzlichem Applaus verabschiedet wurde.