Inklusion ist eine Querschnittsaufgabe
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Eigentlich, sagte Dr. Christoph Künkel, der Vorstandssprecher des Diakonisches Werkes evangelischer Kirchen in Niedersachsen und für Diakonie zuständiger Oberlandeskirchenrat, lasse sich das Thema Inklusion auf eine einfache Formel bringen: Hinkommen, reinkommen, klarkommen. Mehr brauche es nicht, um zu verstehen, was Inklusion meine.
Künkel stellte der 25. Landessynode den Zwischenbericht aus dem Projekt „Inklusion für Kirchengemeinden und Kirchenkreise der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers“ vor. Mehr als diesen Zwischenbericht, stellte er klar, könne er derzeit nicht vorlegen. Das erwartete Konzept zur Umsetzung der Inklusion in der Landeskirche brauche noch mehr Zeit. „Damit ist das Projekt nicht gescheitert“, so Künkel. „Wir haben die Komplexität des Themas unterschätzt.“
Die 24. Landessynode hatte 2012 beschlossen, eine Stelle zur Vernetzung von Inklusionsaufgaben in der Landeskirche zu errichten. Zum 1. November 2013 übernahm Sabine Hettinger diese Stelle im Diakonischen Werk. Gemeinden konnten sich bei dem Projekt „Gemeinde inklusiv“ bewerben. Sieben von ihnen wurden für die Teilnahme ausgewählt. Gemeinsam mit Sabine Hettinger erarbeiteten die Kirchengemeinden Ziele und Maßnahmen, wie sie konkret vor Ort Inklusion umsetzen wollen. Das Projekt endet im Herbst 2017. „Das ist für alle ein verheißungsvoller Prozess“, zeigte sich Künkel überzeugt. Durch Personalwechsel sei der Prozess jedoch an mehreren Stellen zurückgeworfen worden.
In der Gesellschaft, führte Künkel aus, hätte das Thema Inklusion an Popularität verloren. Es herrsche ein Klima des Wegdelegierens und Verschweigens. Die Stimme der Kirche, kritisierte Künkel, sei in den öffentlichen Debatten nicht zu hören. Anschaulich schilderte er den Synodalen seinen eigenen Lernprozess: „Zuerst geht es um ein verändertes Denken, eine veränderte Haltung.“ Dieses demonstrierte er mit Hilfe der „Inklusionsbox“, einer Sammlung kritischer Anfragen zum eigenen Handeln, denen sich eine Person oder Einrichtung stellen kann: Spreche ich mit meinen Worten die Gefühle ebenso wie den Verstand an? Kann jeder meine Worte verstehen?
Künkel benannte auch zwei Positiv-Beispiele aus der Landeskirche: Der Kirchenkreis Diepholz hat eine umfangreiche Broschüre zur Inklusion vor Ort veröffentlicht. In Osnabrück wurde eine Stelle mit diesem Schwerpunkt geschaffen.
Als Fazit forderte Künkel, das Thema Inklusion als Querschnittsaufgabe kirchlicher Arbeit flächendeckend und in allen Arbeitsbereichen zu bearbeiten und die Ressourcen dafür dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Seine Überzeugung dazu: „Wir haben keine Alternativen.“
In der Aussprache äußerte Rolf Bade (Hannover) Bedenken, Inklusion als Haltung und Querschnittsaufgabe zu begreifen. Zum Beispiel in Grundschulen sei zu erleben, dass Lehrerinnen und Lehrer überfordert seien und sie Unterstützung durch Sonderpädagogen vermissten. Es sei geboten, argumentierte Bade, die Aufgabe Inklusion bei Experten zu bündeln.
„Wir sind erst am Anfang des Weges, nicht weiter“, folgerte Dr. Jens Rannenberg (Gifhorn). Er beantragte, das Thema an den Diakonieausschuss federführend zu überweisen und weitere Ausschüsse beratend hinzuzuziehen. Diesem Antrag stimmten die Synodalen zu.