Startseite Archiv Bericht vom 12. Mai 2011

Bischofsbericht I

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In seinem ersten Bericht vor der in Hannover tagenden Synode machte Bischof Ralf Meister nach sechs Wochen im Amt deutlich, wie er sein neues Amt versteht: „Das bischöflich gesprochene und geschriebene Wort ist die Auslegung des einen Wortes Gottes in Jesus Christus. Hierin finde ich die Überzeugung für dieses Amt. Nicht in der Ausübung weltlicher Gewalt, nicht in der Ausübung von Maßnahmen. Deshalb bleibt die Predigt für mich die glaubwürdigste Form bischöflicher Rede.“
Das bischöfliche Wort sei dabei für ihn nicht letztgültig, sondern fordere die Gemeinden zum Gespräch heraus. „Die Lebendigkeit des Wortes provoziert eine Lebendigkeit der Gemeinschaft und darin eine engagierte und mutige Kirche.“
Er verstehe sein Amt als eines, das nach außen in die Öffentlichkeit wirke, aber auch nach innen in die Gemeinden und Einrichtungen der Kirche, aber ein Bischof müsse „auch in sich gehen, in sein Leben mit Gott.“

Meister sieht die Aufgabe von Bischöfinnen und Bischöfen darin, „Erinnerungsarbeiter“ zu sein, denn Kirche sei ein Ort des Erinnerns und Gedenkens. Dabei würdigte er ausdrücklich seine Amtsvorgänger August Marahrens, Hanns Lilje, Eduard Lohse und Horst Hirschler genauso wie seine unmittelbare Vorgängerin Margot Käßmann, als deren Nachfolger Meister im November 2010 von der Landessynode gewählt worden war.

Anhand ausgewählter Passagen der jeweils ersten Rundschreiben der Genannten machte er deutlich, worin für ihn die jeweilige historische Herausforderung der Kirche gelegen habe und worin sich aktuelle Themen wiederfinden ließen. Für ihn bedeute dies z.B. im Hinblick auf die Amtsführung von August Marahrens, der 1926 zum ersten Bischof der hannoverschen Landeskirche gewählt wurde und 1947 auf Grund seiner umstrittenen Haltung während der NS-Zeit zurücktrat, dass auch Schweigen so politisch sei wie Reden. „In Verantwortung vor Gott kann ein Bischof nicht nicht politisch sein. Seine Stimme wird eine Stimme des Evangeliums sein, und gerade deshalb immer politisch.“ 

An Bischof Hanns Liljes Schreiben von 1947 sei ihm die öffentliche Rolle der Kirche wichtig, wie sie sich beispielhaft im Loccumer Vertrag von 1955 wider spiegele. Für Meister bedeutet dies aktuell: „Die Kirche wird ihren öffentlichen Auftrag auch heute gegenüber dem Staat klar formulieren. Die öffentliche Verantwortung der Kirche muss eine sichtbare Verantwortung für diese Welt sein.“ 

Rund 20 Jahre später reflektierte Eduard Lohse in seinem Rundbrief von 1971 die vielfältigen Beziehungen zwischen Wissenschaft und Kirche. Für Bischof Ralf Meister bedeutet dies: „Die Dynamik wissenschaftlicher Forschungen und die beschleunigte Umsetzung von Erkenntnissen braucht die Kirche, die die Grenzen menschlicher Möglichkeiten im Lichte biblischer Verheißungen beschreibt.“

1988 thematisierte Bischof Horst Hirschler die Herausforderung für die Kirche, die stetig zunehmende Zahl von Aussiedlern in die Gemeinden zu integrieren. „Niedersachsen war damals ein Land mit wachsender Bevölkerungszahl, wir dagegen müssen uns auf sinkende Zahlen einstellen. Wie reagiert die Kirche auf eine schrumpfende Gesellschaft?“ Aktuell sieht Meister eine besondere Verantwortung der Kirche für die Veränderung von Lebenswelten durch die Migration. Ihre Botschaft wende sich im Besonderen an die Menschen, die fremd sind: Kirche „verfügt über Kompetenzen, religiöse Vielfalt gemeinschaftsfördernd zu gestalten.“ 

Im Blick auf seine unmittelbare Vorgängerin Margot Käßmann sei ihm wichtig, dass sie in einer Dynamik und medialen Offensive der Kirche ein besonderes Profil gegeben habe. Da Öffentlichkeit weitgehend eine mediale Öffentlichkeit ist, so Meister, sei es auch weiterhin wichtig, eine eigene, gut aufgestellte Medienarbeit der Kirche zu haben. Es sei weiterhin wichtig, mit den weltlichen Medien in gutem Kontakt zu sein, aber auch deutlich zu machen, dass Kirche gerade im Bereich der Seelsorge stets der Verschwiegenheit und dem Bewahren von Geheimnissen verpflichtet sei.

Käßmann habe als erste Frau an der Spitze der hannoverschen Landeskirche eine „emanzipatorische Bewegung“ in der Kirche ausgelöst. Dies bedeute für ihn, dass es weiterhin eine Herausforderung sei, „in allen Diensten innerhalb der Kirche die Männer- und Frauengerechtigkeit Wirklichkeit werden zu lassen. Es verlangt von Männern und Frauen ein kritisches Nachdenken darüber, was notwendig ist, um die Bereitschaft von Frauen für leitende Ämter zu erhöhen.“