Evangelische Zeitung vor dem Aus?
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Obwohl die Evangelische Zeitung (EZ) nach Ansicht des Vorsitzenden des Öffentlichkeitsausschusses Hans-Christian Winters „der Mercedes unter der Kirchengebietspresse“ sei, sieht der Ausschuss trotzdem keine Zukunft mehr für dieses publizistische Organ. Mit wöchentlich 27.500 verkauften Exemplaren gehe es der „gut gemachten EZ schlecht“ und eine Umkehr der sinkenden Auflagenzahl sei nicht in Sicht.
Die Empfehlung des Öffentlichkeitsausschusses lautet daher: Nach dem modifizierten Vorbild der Landeskirchen in Baden und im Rheinland ein monatlich erscheinendes Magazin CHRISMON XXL einzuführen. Nach einem Baukastensystem würden bei diesem Modell Elemente des bundesweit erscheinenden CHRISMON-Magazins mit spezifischen landeskirchlichen Seiten zusammengefügt werden.
Nach Ansicht von Winters bietet dieses Modell verschiedene Vorteile: Neben der Erschließung neuer Zielgruppen ohne Vernachlässigung der bisherigen Klientel bliebe die regionalisierte Berichterstattung aus Kirchenkreisen, Sprengeln und Landeskirche wichtig und die Kooperation mit anderen Landeskirchen werde gestärkt. Zudem würde die Landeskirche mit Zuschüssen in Höhe von 370.000 Euro ein nachhaltiges publizistisches Organ schaffen, das mit der Hälfte der Zuschüsse für die EZ auskäme.
Als flankierende Maßnahmen dieses Modells CHRISMON XXL empfiehlt der Ausschuss eine Stärkung des epd-Wochenspiegels, der Gemeindebrief-Seiten auf Landeskirchen und Sprengelebene, den Ausbau der Internet-Präsenz sowie die Sicherung eine Mitarbeitermagazins.
In der anschließenden kontroversen Aussprache stellte der ostfriesische Synodale Hans-Hermann Woltmann den Antrag, die EZ mit einer Anschubfinanzierung in die Selbständigkeit zu entlassen und das Modell CHRISMON XXL nicht weiter zu verfolgen.
Eckhart von Vietinghoff, Präsident des Landeskirchenamtes, wies in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Verbands Evangelischer Publizistik (VEP) darauf hin, dass er angesichts sinkender Abonnentenzahlen diesen Weg der Selbstständigkeit der EZ für wirtschaftlich „völlig irreal“ halte.
Altbischof Horst Hirschler plädierte trotzdem deutlich für eine Selbständigkeit der EZ, da es seiner Meinung nach wichtig sei, weiterhin wöchentlich mit Informationen gerade aus den Sprengeln versorgt zu werden.
Gesine Lickfett, Synodale aus dem Sprengel Lüneburg, machte in ihrem Votum deutlich, dass ihr das Modell CHRISMON XXL zuwenig kirchliches Profil habe, wogegen Jörn Surborg aus Wolfsburg für eine weitere Prüfung eben dieses Modells plädierte.
Frank Niemann, Synodaler des Sprengels Hildesheim, sieht in der Selbständigkeit der EZ dagegen keine Zukunft. In Abgrenzung zu den Vorschlägen des Perspektivausschusses, die eine ersatzlose Streichung der EZ und der Mitarbeiterzeitschrift „Dialog“ zugunsten einer u.a. verstärkten Gemeindebriefarbeit vorsieht, sagte Niemann: „Nur auf Gemeindebriefarbeit zu setzen ist provinziell.“