Landessynodalausschuss rückt Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt und finanzielle Herausforderungen in den Fokus

Eine männlich gelesene Person steht vor einem Redepult.
Bild: Jens Schulze

Der Vorsitzende des Landessynodalausschusses (LSA), Jörn Surborg (Sprengel Hildesheim-Göttingen), ist auf der Tagung der Landessynode in Loccum auf eine gemeinsame Erklärung kirchenleitender Gremien zu Rücktrittsforderungen gegenüber Landesbischof Ralf Meister eingegangen: „Es ist unser Fehler, dass wir die Unterbesetzung der Fachstelle und ihre Folgen insbesondere in den Jahren bis 2021 nicht früh genug gesehen und entsprechend reagiert haben. Dies bedauern wir sehr. Deshalb gehört die personelle Aufstockung der Fachstelle zu unseren zentralen Entscheidungen. Der LSA spricht sich daher dafür aus, den Stellenanteil in der Fachstelle 'Sexualisierte Gewalt' für Prävention, Begleitung und Aufarbeitung deutlich auszubauen und befristete Stellen zu entfristen."

Gleich an mehreren Stellen gehe es im LSA-Bericht um die Folgen sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche, sagte Surborg. „Das und die Stellungnahme heißt nichts anderes, als dass wir alle gemeinsam für die Fehler verantwortlich sind, die in der Vergangenheit passiert sind. Wenn jetzt viele Anforderungen und Anfragen kommen, die die Fachstelle an den Rand der Leistungsfähigkeit bringen, dann ist das nicht die Schuld der Fachstelle, die eine wirklich herausragende Arbeit und ein Engagement bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit zeigt, sondern auch unsere Verantwortung als Kirchenleitung, und der werden wir nachgehen, weil dieses Thema zentral für die Zukunftsfähigkeit kirchlicher Arbeit ist.“

Gemeinsam mit dem Landesbischof stehe die Kirchenleitung dafür ein, „dass es in unserer Landeskirche einen grundlegenden Kulturwandel und strukturelle Veränderungen geben wird. Unser aller Anliegen ist es, dass Kirche ein sicherer Raum ist.“ Unmittelbar vor der Synodentagung hatten mehr als 500 Teilnehmende an Zoomkonferenzen teilgenommen, in denen sich Haupt- und Ehrenamtliche mit Kirchenleitenden zum Thema Sexualisierte Gewalt ausgetauscht hatten.

Zugleich verwies Surborg auf den weiteren Verlauf der Tagung, in der das Thema sexualisierte Gewalt einen herausgehobenen Stellenwert habe und wiederholt aufgegriffen werde.

Der Rückgang personeller und finanzieller Ressourcen sei deutlich spürbar, so Surborg: „Es mag sein, dass man in der Nachbetrachtung das Jahr 2024 als das Jahr sehen wird, in dem sich der entscheidende Übergang von der Rolle der Kirchen als selbstverständliche Organisation und als starker Akteur im Sozialraum hin zu etwas entwickelt, was wir jetzt noch nicht kennen, was wir nicht fassen können.“

Die Bilanz der Landeskirche wies Ende 2022 als zweites Haushaltsjahr in Folge einen negativen Ergebnisvortrag in Höhe von 266 Millionen Euro aus, mit weitreichenden Folgen auch für die Mitarbeitenden der Landeskirche. Die Ende vergangenen Jahres vereinbarte Tarifsteigerung im öffentlichen Dienst der Länder sei ein finanzieller Kraftakt. Das Gesamtvolumen belaste die Finanzsituation erheblich: „Die Zeit der selbstverständlichen landeskirchlichen Gegenfinanzierung von Tarifsteigerungen kommt an ihr Ende. Anders als manche vermuten, war dies auch in der Vergangenheit kein Automatismus, sondern ein Entgegenkommen der Landeskirche in Zeiten größerer Spielräume“, so Surborg.

Es sei auch richtig gewesen, den „Verwaltungsprozess 2030“ anzuhalten, um so den neuen Präsidenten des Landeskirchenamtes einzubinden und zudem einzelne Bestandteile kritisch zu hinterfragen: „Eine Verwaltungsreform ist nur dann zukunftsfähig, wenn sie zu überproportional sinkendem Verwaltungsaufwand führt. Und das gelingt nur durch Prozesse der Verwaltungsvereinfachung.“

Ein weiterer Punkt Surborgs war die Schaffung einer Pastorinnen- oder Pastoren-Stelle der Landeskirche im Haus der Religionen in Hannover. Das Haus leiste eine außerordentlich gute Arbeit mit einer guten Außendarstellung, lobte die Synodale Dr. Karin Köhler (Sprengel Hildesheim-Göttingen). Alternativ wurde jedoch angemerkt, dass diese Stelle auch für Diakoninnen oder Religionspädagogen geeignet sei. Bisher, so Hannovers Stadtsuperintendent und Synodaler Rainer Müller-Brandes, finanziere der Kirchenkreis eine feste Stelle eines Diakons.

EMA