Herausforderungen für die Zukunftsfähigkeit evangelischer Kindertagesstätten

Eine männlich lesbare Person steht an einem Podium und spricht.
Bild: Jens Schulze

Oberlandeskirchenrat Hans-Joachim Lenke hat bei der Tagung der Landessynode den Mitgliedern der Synode über die Zukunftsfähigkeit evangelischer Kindertagesstätten berichtet: „Kitas sind ein Schatz und ich danke allen, die sich für sie einsetzen“, sagte Lenke, der zugleich Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen ist.

Herausforderungen und Chancen

Viele aktuelle Anforderungen stellten eine Herausforderung dar. Doch zugleich böten sie eine große Chance, Begegnungen, insbesondere mit jungen Familien, zu schaffen. „Kindertagesstätten sind ein Ort frühkindlicher Bildung und kein Betreuungsort.“ Es sei daher wichtig, entsprechende Angebote nicht einzuschränken. Eine Unterstützung der Erzieherinnen und Erzieher durch Ehrenamtliche dürfe nur eine Ergänzung darstellen: „Ein Ersatz wäre eine Deprofessionalisierung.“

Dennoch sei das gesamte System stark gefordert: Die Kommunen stünden aufgrund des Fachkräftemangels unter Druck. Untersuchungen zeigten, dass in Niedersachsen über 41.000 Betreuungsplätze fehlen. Die Leitungen der Kindertagesstätten seien zudem durch Konfliktgespräche und die Aufrechterhaltung des Betriebs stark beansprucht. Insgesamt sei es ein schwieriger Spagat zwischen Aufrechterhaltung des Betriebs und den Konsequenzen des Fachkräftemangels. Aus früheren Zeiten wisse man, der Mangel an (Fach-)Kräften berge das Risiko, dass Kinder nicht in dem Maße geschützt und gefördert werden, wie es nötig sei. Ein Alarmsignal: „Wir sehen einen deutlichen Anstieg meldepflichtiger Vorfälle.“

Zudem würden Kita-Mitarbeitende oftmals Angebote zur Entlastung weniger wahrnehmen, um Kolleginnen und Kollegen durch Abwesenheit nicht zusätzlich zu belasten: „Ein Teufelskreis, der uns Sorge bereitet“, erklärte Lenke.

Anpassungen und Reformvorschläge

Auch die Ausbildung pädagogischer Fachkräfte sei in Niedersachsen komplex, gleichwohl sei zuletzt die Zahl der Ausbildungsabbrüche wieder leicht gesunken. In Gesprächen mit dem Kultusministerium sei auch die Förderung kleinerer Klassen diskutiert worden, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Das Landeskirchenamt fördert evangelische Fachschulen mit Zuschüssen für laufende Kosten und religionspädagogische Profilarbeit.

Das Landeskirchenamt habe zudem einen Vorschlag zur Anpassung der Zwei-Drittel-Regelung des Finanzausgleichsgesetzes (FAG) zu Kindertagesstätten-Pauschalen vorgelegt. Diese Regelung besagt, dass mindestens zwei Drittel der Pauschalen unmittelbar für die Arbeit der Kindertagesstätten verwendet werden sollen. Der neue Vorschlag erlaube auf Antrag Abweichungen, jedoch nicht weniger als 50 Prozent, um die finanzielle Flexibilität und das evangelische Profil der Kindertagesstätten zu stärken.

Der Synodale Norbert Wolf (Sprengel Stade) dankte für die Erarbeitung, aber zugleich auch allen Mitarbeitenden: „Kitas sind Orte, in denen Kinder erste Erfahrungen mit dem christlichen Glauben machen“, sagte Wolf. Zugleich mahnte er, dass die Ausbildung von Sozialassistentinnen und Sozialassistenten zu bürokratisiert sei: „Sie im Diakonischen Werk haben für uns einen Blick darauf, herzlichen Dank.“

Der Synodale Ralph Scheferling (Sprengel Hannover) befürchtete Probleme in der Zukunft: „Wir sind stolz auf die hohe Qualität kirchlicher Kitas, aber wie steht es auf mittlere Sicht, wenn es immer weniger Mitarbeitende gibt?“ Dies dürfe nicht zu Lasten der Qualität geschehen. „Kitas sind eine Bildungseinrichtung, Eltern geben nicht nur ihre Kinder ab“, betonte die Synodale Ute Szameitat (Sprengel Lüneburg). Gerade für Kinder, die noch keine ausreichenden Deutschkenntnisse hätten, sei eine hohe Qualität wichtig.

EMA