Synode einstimmig für Einführung des Christlichen Religionsunterrichts

Synode 28.11.2024
Bild: Jens Schulze

„Wer hätte das gedacht, vor fünf Jahren, als wir mit ersten Überlegungen anfingen“, sagte Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track (Foto). Die Leiterin der Bildungsabteilung im Landeskirchenamt stellte den Vertragsentwurf über ein gemeinsam von den (Erz-)Bistümern und (Landes-)Kirchen verantwortetes Fach Christliche Religion vor. Der Vertrag zur Einführung des Christlichen Religionsunterrichts (CRU) in Niedersachsen soll am 19. Dezember 2024 in Hannover von leitenden Geistlichen der Kirchen und Bistümer unterzeichnet werden.

Niedersachsen ist das erste Bundesland, das diesen Weg beschreitet. Ab dem Schuljahr 2025/2026 soll der CRU sukzessive flächendeckend an Grundschulen und Schulen des Sekundarbereichs I angeboten werden. Das Modell baut auf dem konfessionell-kooperativen Religionsunterricht auf, der seit 1998 besteht, und berücksichtigt gesellschaftliche, organisatorische und religionspädagogische Entwicklungen. Der CRU bleibt bekenntnisgebunden gemäß Artikel 7 Absatz 3 des Grundgesetzes und steht Schülerinnen und Schülern aller Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen offen. 

Kurz vor Vertragsfassung sei die Frage nach dem Namen aufgekommen, berichtete Dr. Gäfgen-Track. „Christliche Religion“ werde aus Sicht des Landes als zu ausgrenzend beziehungsweise zu vereinnahmend gegenüber anderen Religionen wahrgenommen. Grünes Licht gab es für den offiziellen Namen „Christliche Religion nach evangelischen und katholischen Grundsätzen“. Die offizielle Abkürzung, etwa auf Zeugnissen, ist RC, entsprechend der bislang geltenden Abkürzungen RE und RK. Im Vertragsentwurf verwende das Land den Ausdruck „Christliche Religion“. „Die Vorsicht des Landes im Umgang mit den Religionen, zu denen der sich als säkular verstehende Staat die gleiche Äquidistanz halten möchte, können wir nachvollziehen. Dies werden wir in den Vertragstext entsprechend einpflegen“, so Dr. Gäfgen-Track.

Der Weg zum Fach „Christliche Religion“ habe viel Kommunikation und Partizipation bedurft und sei auf allen Ebenen eine Bereicherung gewesen, sagte Gäfgen-Track. Es brauche einen langen Atem und ein klares, gemeinsam getragenes Ziel. Beim CRU werde Ökumene in der inhaltlichen Zusammenarbeit konkret – das sei neu. Der Religionsunterricht werde von den Gemeinsamkeiten her gestaltet und die Differenzen klar benannt. „Ohne theologische Arbeit kommen wir in der Ökumene nicht voran. Die Erfahrung, dass eine gemeinsame Kommunikation des Evangeliums möglich ist, hat uns in den letzten Jahren getragen und beflügelt“.

In der Aussprache gab es von allen Seiten großen Dank für die geleistete Arbeit. Die Synodale Friederike Einschenk hielt ein starkes Plädoyer für den Religionsunterricht als Ort der Wertschätzung, der im Leistungssystem Schule den Unterschied mache, der Reflexion und Orientierung in Lebensfragen biete. Die Frage nach der religiösen Prägung der Lehrpersonen und ihrer adäquaten Ausbildung für das „neue“ Fach warf Uta Nadira Giesel (Sprengel Hildesheim-Göttingen) auf und fragte nach Absprachen mit den Fakultäten bezüglich der Curricula (Lehrpläne). Das neue Fach CRU sollte als Gewinn und positive Neuerung kommuniziert werden, betonte Roger Cericius, Synodaler des Sprengels Hannover.

In dem Vertrag stecke ihr Herzblut, bekannte Dr. Gäfgen-Track abschließend. Er sei ein Meilenstein und Zeichen dafür, dass man gesellschaftlich nur gemeinsam weiterkomme. Das gelte auch für die für beide Konfessionen entscheidende Frage, wie man wieder mehr Menschen für das Lehrfach Religion beziehungsweise das Theologiestudium motivieren könne. 

Auf Antrag des Synodalen Dr. Jörg Zimmermann (Sprengel Lüneburg) werden Bericht und Vertrag dem Ausschuss für Mission und Ökumene zur Verfügung gestellt. Dem Antrag von Johanna Schröder (Sprengel Stade), dem Vertrag zuzustimmen, folgte die Synode mit einem einstimmigen Votum.