Anfänge des Glaubens als Schwerpunkt

Synode 27.11.2024
Bild: Jens Schulze

Die Mitgliederzahlen gehen runter, die Kirchensteuer-Einnahmen sinken – die hannoversche Landeskirche nimmt deshalb eine Priorisierung ihrer kirchlichen Arbeit vor. „Anfänge des Glaubens“ als Sinnbild für die Begegnungspunkte zwischen Institution Kirche und den Menschen sollen künftig einen Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit darstellen. Die Landessynode stimmte diesem Vorschlag des Grundsätzeausschusses zu. In den kommenden zehn Jahren soll die kirchliche Arbeit in den Kirchenkreisen, Kirchengemeinden und Einrichtungen auf dieses Konzept hin überprüft und entsprechend fokussiert werden.

"Anfänge des Glaubens" verschränkt sich dabei mit weiteren identifizierten Schwerpunkt-Themen, die die kirchliche Arbeit weiterhin prägen werden. Dazu zählen die Stärkung der Seele, die Vernetzung im Sozialraum sowie  Gebäudemanagement und Klimaschutz. Als Querschnittthema durch alle Bereiche komme die Prävention, Intervention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt dazu.

Der Synodale Bernd Rossi (Sprengel Hildesheim-Göttingen, Foto) betonte, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen werde auch deshalb immer wichtiger, weil in vielen Familien kaum noch Bezug zu christlichen Traditionen bestehe. „Wie viele Kinder wissen heute noch, warum wir Weihnachten feiern und was es mit dem Christkind auf sich hat?“

Dennoch bedeute dies nicht, dass Kirche sich nicht auch älteren Menschen zuwendet. „Es geht um eine Art Agenda mit Prüfauftrag, was bedeutet der Schwerpunkt ‚Anfänge des Glaubens ermöglichen‘ für die verschiedenen Arbeitsbereiche und Einrichtungen“, sagte Rossi. Eine solche Fokussierung müsse auf allen Ebenen, also auch in der Arbeit von Kirchenkreisen und Gemeinden, wirken. „Wir müssen breit kommunizieren, erklären, uns hinterfragen lassen, Veränderungsideen aufnehmen oder verwerfen“, so Rossi. Dafür sollen im kommenden Jahr präsentische sowie digitale Beteiligungsformate zur Verfügung gestellt werden. Die Arbeit der zurückliegenden Monate, die die Fäden des ersten sogenannten Zukunftsprozesses aufgenommen und angesichts der gesamtgesellschaftlichen Fragestellungen neu aufgebaut hatte, sei nur der Beginn, sagte Rossi. Die Konkretisierung für die Umsetzung in der Fläche bedürfe jetzt weiterer gemeinschaftlicher Ausarbeitung.

Angeregte und konstruktive Debatte

Die Hildesheimer Regionalbischöfin Adelheid Ruck-Schröder betonte während der Aussprache, eine Schärfung des kirchlichen Profils sei nicht nur mit Blick auf Mitgliederbindung notwendig, sondern auch, um die Anschlussfähigkeit der Kirche an eine nicht-christliche Gesellschaftsmehrheit zu halten.

Birgit Thiemann (Sprengel Lüneburg) wies darauf hin, dass die Generation der Älteren nicht aus dem Blick geraten dürfe, denn auch Neuanfänge in unterbrochenen Glaubensbiografien gehörten zu den zukünftigen Herausforderungen kirchlicher Arbeit, die im besten Fall mehrere Generationen miteinander verschränke.

Der Einbringung des Aktenstücks durch Bernd Rossi folgte eine angeregte und konstruktive Debatte. Rossi hatte das Thema mit mehreren Anträgen versehen, die bis auf einen durch die Versammlung mehrheitlich angenommen hat. Ausnahme bildete der Antrag zu den finanziellen Auswirkungen. Dr. Fritz Hasselhorn (Sprengel Osnabrück) fragte währen der Tagung an, ob es sich bei dieser schwerpunktbezogenen Form der Finanzplanung um eine Vorgabe für die Kirchenkreise handele, und gab zu bedenken, dass sich vage Aussagen diesbezüglich nicht für ein Beteiligungsverfahren eigneten. Auf seine Anregung wurde der Antrag geändert: Der Ausschuss für strategische Finanzplanung (federführend) und der Finanzausschuss werden gebeten, die notwendigen Veränderungen in der Systematik der landeskirchlichen Haushaltsplanung zu beschreiben, um eine bessere Kosten- bzw. Leistungsrechnung zu ermöglichen. Die geänderte Fassung erhielt eine knappe Mehrheit der Synodalen.

Folgende Anträge fanden eine deutliche Mehrheit

Die Landessynode nimmt den Bericht des Grundsätzeausschuss betr. Anfänge des Glaubens ermöglichen (Aktenstück Nr. 104 A) zustimmend zur Kenntnis und unterstützt die Schwerpunktsetzung.

Der Schwerpunkteausschuss wird gebeten, bis zum 31. März 2025 die Weiterarbeit an der inhaltlichen Konkretion des Schwerpunkts „Anfänge des Glaubens ermöglichen“ im Zusammenhang mit den anderen Schwerpunkten unter Berücksichtigung laufender und abgeschlossener Veränderungsprozesse sowie der Fokusprojekte zu vollziehen.

Die Arbeitsgruppen „Aus-, Fort- und Weiterbildung“, „Seelsorge und Beratung“ sowie „Tagungshäuser“ des Ausschusses für strategische Finanzplanung werden gebeten, unter Beteiligung der Einrichtungen und Berücksichtigung der Schwerpunktsetzung und der prognostizierten Finanzentwicklung bis zum 31. März 2025 Eckpunkte für die zukünftige Ausrichtung der Arbeit der Einrichtungen in diesen Themenfeldern zu erarbeiten.

Das „Team Zukunft“ wird gebeten, digitale und präsentische Beteiligungsformate für alle Ebenen der Landeskirche zu erarbeiten. Die Formate sollen im ersten Halbjahr 2025 durchgeführt werden.

Der Grundsätzeausschuss wird gebeten, die Ergebnisse der Zukunftsausschüsse, der Fokusprojekte und der sogenannten mittelgroßen Prozesse zu sammeln und zu bündeln. Er macht einen Vorschlag für die Tagung der Landessynode.

Der Grundsätzeausschuss wird gebeten, der 26. Landessynode erneut während ihrer XII. Tagung über den Stand des Zukunftsprozesses zu berichten.

Ein zusätzlicher Antrag aus den Reihen der Synode zur Einrichtung einer eigenen digitalen spirituellen Plattform fand dagegen keine Mehrheit.