Dem Gottesdienst ist nichts vorzuziehen
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Hildesheim. „Dem Gottesdienst ist nichts vorzuziehen“, so schreibt Benedikt von Nursia, der Vater des westeuropäischen Mönchtums. In Regel 43 seiner regula benedicti, dem Werk, das zur monastischen Lebensgrundlage wurde, beschrieb der Abt des italienischen Kosters Monte Cassino bereits um das Jahr 500 n. Chr. die Wichtigkeit eines aktiven gottesdienstlichen Lebens für die Christinnen und Christen innerhalb und außerhalb der Klöster. Schon vor mehr als 1500 Jahren stand für den „Mönchsvater“ Benedikt die Einfachheit und Feierlichkeit des christlichen Gottesdienstes an erster Stelle. Was damals galt, gilt auch heute. Ganz besonders für Rolf Sturm, der am 4. Juli 1952 das Licht der Welt erblickte. Für ihn als Impulsgeber des Projekts „einfach.Gottesdienst.feiern“ gelten die benediktinischen Begriffe als Überschriften des eigenen Lebens. Am 9. Juni wird Sturm als Projektleiter von „einfach.Gottesdienst.feiern“ und als Pastor der hannoverschen Landeskirche in den Ruhestand verabschiedet. Landessuperintendent Eckhard Gorka wird Sturm dazu bei einem Empfang im Gemeindehaus der Sankt Andreaskirche Hildesheim von seinem Dienst entpflichten.
Rolf Sturm, der in Osnabrück aufgewachsen ist, begann das Studium an der Pädagogischen Hochschule Osnabrück. Er wechselte an die kirchliche Hochschule in Bethel, studierte in Tübingen und schloss sein Studium an der Universität Göttingen 1979 mit dem Ersten Theologischen Examen ab. Die zweieinhalbjährige Vikariatszeit absolvierte der angehende Pastor in der Kirchengemeinde Weende bei Göttingen und im Predigerseminar Imbshausen. Im Anschluss an das Zweite Theologische Examen wurde ihm eine Pfarrstelle in Wallensen im Landkreis Hameln-Pyrmont zugewiesen. Dort ordinierte Landessuperintendent Henze ihn am 26.9.1981 und führte ihn in den Dienst als Gemeindepastor ein. Vikariat und erste Amtsjahre bescherten Sturm eine enge Verbindung zum Sprengel Hildesheim-Göttingen, damals noch als Altsprengel Hildesheim. 1994 wechselte der Geistliche aus dem Gemeindedienst nach Celle und übernahm dort die Leitung des Gemeindekollegs der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche (VELKD). 10 Jahre lang verantwortete der vierfache Vater dort die theologische Ausbildung und Qualifizierung. Einer seiner Schwerpunkte lag unter anderem in der Entwicklung und Vermittlung von Projekten zur Glaubensentwicklung, die von Haupt- und Ehrenamtlichen gemeinsam verantwortet werden und eine Brücke zwischen dem sonntäglichen Gottesdienst und dem Alltag schlagen. Nach fünf Jahren als Theologischer Referent im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wo er unter anderem für das Arbeitsfeld „Kirche in der Stadt“ zuständig war, kehrte er 2009 in den Sprengel Hildesheim zurück und wurde Theologischer Referent von Landessuperintendent Eckhard Gorka.
Der südlichste Sprengel der hannoverschen Landeskirche, zwischen Peine im Norden und Hann. Münden im Süden, ist die Landschaft mit den mit Abstand zahlreichsten sakralen Gebäuden in Niedersachsen. Der historisch gewachsene Reichtum an Kirchen, Kapellen und kirchlichen Räumen bringt die Herausforderung mit sich, dass nicht an allen Orten hauptamtlich geleitete Gottesdienste stattfinden können. Dabei bleibt der Anspruch zentral, dass, ganz im Sinne der alten Kirchenväter, der Gottesdienst Dreh- und Angelpunkt des Gemeindelebens sein soll. Auch weil in den davorliegenden Jahren „trotz aller Selbstbefassung mit den Strukturen kirchlicher Arbeit in der hannoverschen Landeskirche eine neue Hochschätzung und eine neue Gestaltungslust am Gottesdienst deutlich geworden war“, so erinnert sich Rolf Sturm, hoben Landessuperintendent Gorka und er das Projekt „einfach.Gottesdienst.feiern“ aus der Taufe. Es gelte, dass „der gesamte Protestantismus dem Gottesdienst stets höchsten Rang beigemessen“ habe, sagt Sturm.
Dem Projekt „einfach.Gottesdienst.feiern“ gehe es um „Aufbau, wo weithin nur von Rückbau oder Abbau die Rede ist“, so beschreibt Sturm das Anliegen. Die Initiative zeichne sich durch einen „volkskirchlich-missionarischen Impuls“ aus: „Lasst uns gemeinsam in Kirchenvorständen, Pfarr- und Mitarbeitendenkonferenzen, Kirchenkreistagen oder Dekanatssynoden nach Möglichkeiten suchen, in jeder Kirche und Kapelle ein regelmäßiges – möglichst wöchentliches – gottesdienstliches Angebot vorzuhalten“, so die Grundidee. Je nach Ort, Tradition, Experimentierfreude sei durch „einfach.Gottesdienst.feiern“ ein großer Formenreichtum entstanden. Einige Kirchengemeinden orientierten sich für ihre „kleinen Gottesdienste“ an den Tagzeitengebeten im Gesangbuch, andere legten ein Formular für eine kleine Andachtsform mit Antiphonen und Responsorien aus, die mitgesprochen und mitgesungen werden könnten. „Kleine Gottesdienste können und sollen keine Kopie des Sonntagsgottesdienstes sein“ stellt Sturm klar, aber „auch ohne eine ausgeführte Predigt ist ein Kleiner Gottesdienst ein vollgültiger Gottesdienst“.
Rolf Sturms Blick auf kirchliche Verkündigung ist durch lange Berufserfahrung geschärft auf Möglichkeiten und Gestaltungsansprüche. Für ihn geht es in Kirche nicht ohne ehrenamtliches Engagement und Verantwortung. Das „Priestertum der Getauften“ sieht er als eine zentrale Aussage der Reformation. Die ganze Gemeinde sei für den Gottesdienst verantwortlich: „Die Gemeinde, die von Gott mit der Vielfalt von Geistesgaben beschenkt wird, soll sich mit all diesen Gaben, Fähigkeiten und Erkenntnissen am Gottesdienst beteiligen“ zitiert er das Evangelisches Gottesdienstbuch.
Mit der Initiative „einfach Gottesdienst feiern“ ist es gelungen, diesen Grundsatz im Sprengel Hildesheim-Göttingen mit Leben zu erfüllen. Rolf Sturm hat dabei tatkräftig mitgeholfen einen Schatz zu heben: den Gottesdienst als Feier der Gemeinde. „Dafür ist ihm der gesamte Sprengel von Herzen dankbar. Ohne das Wirken Rolf Sturms gäbe es nicht die Vielfalt und Lebendigkeit in unserem gottesdienstlichen Leben. Er hat den Kirchengemeinden und der hannoverschen Landeskirche durch seine Arbeit ein großes Geschenk gemacht und seiner Kirche viele gute Wege in die Zukunft gewiesen“, so Landessuperintendent Eckhard Gorka in seinem Dank an Sturm.
Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hildesheim-Göttingen