Reformationsbotschafterin äußert sich zu verfälschenden Darstellungen ihrer AfD-Kritik
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Berlin/Hannover. Die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017 Margot Käßmann erwägt nach der falschen Darstellung ihrer Aussagen über die AfD in sozialen Netzwerken rechtliche Schritte. Es gebe Inhalte, die einfach gelöscht werden sollten, sagte die ehemalige hannoversche Landesbischöfin dem Evangelischen Pressedienst (epd) und berief sich auf einen kürzlich gehörten Experten. "Manche Inhalte sollte man demnach aber auch rechtlich verfolgen", sagte die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ergänzte: "Das überlege ich mir in diesem Fall."
Käßmann hatte am Donnerstag in einer Bibelarbeit beim Kirchentag in Berlin die Forderung der AfD nach einer höheren Geburtenrate kritisiert. Sie sagte, diese entspreche dem "kleinen Arierparagrafen der Nationalsozialisten": "Zwei deutsche Eltern, vier deutsche Großeltern" - und setzte mit Blick auf die AfD nach: "Da weiß man, woher der braune Wind wirklich weht." Im Kurznachrichtendienst Twitter wurden vielfach nur die beiden letzten Sätze ohne den Zusammenhang zum Arierparagrafen zitiert und dadurch der Eindruck erweckt, Käßmann habe quasi alle Bürger mit deutschen Ahnen zu Neonazis erklärt. Unter anderem stieg die kürzlich aus der CDU ausgetretene Politikerin Erika Steinbach in die Empörungswelle ein und postete ein Bild, auf dem von "linksfaschistischen Ergüssen" die Rede war.
Käßmann selbst nannte diese durch Falschdarstellung erweckte Unterstellung "lächerlich und absurd": "Dann gehörte ich ja selbst auch dazu." Sie habe zwar schon erlebt, dass Äußerungen von ihr entstellt oder aus dem Zusammenhang gerissen wiedergegeben worden seien. "Die Erfahrung, dass etwas bewusst falsch dargestellt wird, mache ich aber zum ersten Mal", sagte Käßmann. Es mache zornig, und "du fühlst dich auch hilflos, weil du es nicht geraderücken kannst".
Die Zitate stammen aus einer Bibelarbeit Käßmanns beim Kirchentag, die sie in den folgenden Tagen auch noch bei "Kirchentagen auf dem Weg" in mitteldeutschen Städten gehalten hatte. Die Empörungswelle bei Twitter folgte aber erst am Samstag - an dem Tag, an dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei dem Protestantentreffen vor den Folgen von Fake News im Netz warnte und von einer "Zersetzung der Demokratie" sprach.
"In einer Demokratie ist es wichtig, dass jeder sich eine Meinung bildet", sagte Käßmann. Das könne anstrengend sein, "weil du dafür alle Fakten recherchieren musst". Wenn die Bereitschaft zu dieser Information nicht da sei, sei das eine Gefahr für die Gesellschaft. "Da hat Bundespräsident Steinmeier mit seiner Aussage auf dem Kirchentag Recht", sagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Käßmann selbst hat keinen Twitter-Account und will sich auch keinen zulegen. Sie wolle nicht nur in 140 Zeichen kommunizieren, sagte sie.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen