Orgelentdeckertage begeistern Groß und Klein
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Mal so fein und leise wie eine Mücke, mal so kraftvoll wie eine vorüberziehende Lokomotive – die Orgel übt eine ganz besondere Faszination aus. Zum einen wegen ihrer imposanten Größe, aber auch ob der Klangfülle. Gespielt von nur einem einzigen Menschen, kann sie mehr Töne gleichzeitig erzeugen als ein ganzes Sinfonieorchester und bringt das menschliche Gehör mitunter an seine Grenzen. Gespielt wird sie auf ungewöhnliche Art, nämlich mit Händen und Füßen.
Bei den jährlich stattfindenden Orgelentdeckertagen haben viele Menschen in ganz Niedersachsen Orgeln von ganz Nahem kennengelernt - unter anderem probierten zwölf Schüler und Schülerinnen der Janusz-Korczak-Schule in Springe dieses beeindruckende Instrument aus.
„Jede Orgel ist ein Unikat – und keine Orgel klingt wie die andere“, erzählt Robin Hlinka den jungen Orgelentdeckern, die im Altarraum der Springer St. Andreas-Kirche stehen und sich ehrfürchtig umschauen. Die Leidenschaft für sein Instrument steht dem Kantor ins Gesicht geschrieben und als die Förderschüler mit Orgelpfeifen zwischen den Lippen ihre Premiere anstimmen, ist der Bann gebrochen - und der Auftakt zum Orgelentdeckertag gelungen.
„Wenn Sprache nicht gut funktioniert, zeigt Musik ihre Wirkung“, sagt Maria Albers. Die Pädagogin unterrichtet in der Janusz-Korczak-Schule Kinder und Jugendliche mit geistigen Beeinträchtigungen und ist selbst begeistert, wie offen sich die sonst so verschlossenen jungen Leute auf Organist Robin Hlinka einlassen. Die meisten der 15- bis 17-jährigen Schülerinnen und Schüler haben in der Vergangenheit wohl schon eine Kirche von innen gesehen, nehmen das überdimensionale Instrument am Orgelentdeckertag aber erstmals richtig wahr. Genau darum geht es. Sie sollen die Orgel mit allen Sinnen begreifen. Mit dem Verstand, mit dem Gehör und natürlich mit Händen und Füßen.
Robin Hlinka gelingt es auf einfühlsame Art und Weise, aber auch mit beeindruckenden Klängen, die Neugier seiner Besucher zu wecken. Nach und nach nehmen die Jungen und Mädchen vor dem gewaltigen Instrument Platz und entlocken ihm vorsichtig erste Töne. Dass sich mit der Orgel nicht nur Kirchenlieder begleiten lassen, beweist der 17-jährige Lukas mutig mit einem großartigen Impro-Konzert. Mit voller Kraft haut er in die Tastenreihen und tritt energisch die hölzernen Pedaltasten, bis die Vibrationen bei seinem Publikum vom Zeh bis in die Haarspitzen spürbar werden.
„Ich find‘s toll, wie sich die Jungen und Mädchen auf dieses Experiment einlassen und mit jedem Ton ein Stück weit auftauen“, sagt Oliver Tillmann. Der Schulleiter und Musiklehrer der Janusz-Korczak-Schule hat die Teilnahme an den Orgelentdeckertagen initiiert – und in diesem Jahr erstmals eine Zusage bekommen.
Robin Hlinka hat schon viele Schulklassen mit der Königin der Instrumente bekannt gemacht. Die Zusammenarbeit mit der Förderschule ist für ihn dennoch eine besondere Begegnung. „Bei anderen Neuntklässlern dreht sich alles um Technik, heute geht es um Emotionen – und das ist auch für mich eine sehr schöne Erfahrung“, so der 28-Jährige.