Was können Gemeinden tun?
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Praktische Unterstützung für die Menschen, die aus der Ukraine fliehen müssen, ist jetzt gefragt und wird organisiert. Christinnen und Christen beteiligen sich daran - und können an Erfahrungen aus der Vergangenheit anknüpfen. Diese Hilfe gilt allen Schutzsuchenden, unabhängig von ihrer Religion oder Weltanschauung.
Die meisten Menschen, die aus der Ukraine fliehen müssen, sind Christinnen und Christen. Das heißt, sie sind Geschwister im Glauben. Die Mehrzahl von ihnen sind Orthodoxe. Das heißt, sie gehören einer anderen Konfession an und äußern ihren Glauben teilweise anders, als wir es in der Landeskirche tun. Diese Unterschiede gilt es zu achten.
Als Christinnen und Christen wissen wir, wie wichtig der Glaube ist und dass er Halt geben kann – gerade in schweren Zeiten. Über die praktische Unterstützung hinaus können Kirchengemeinden christlichen Flüchtlingen dabei helfen, dass ihr Glaube zur Quelle von Trost und Kraft wird.
Dies können Kirchengemeinden auf dreifache Weise tun:
- Sie können die Kirche dafür öffnen, dass Geflüchtete in einem sakralen Raum vor Gott treten können: beten, schweigen, eine Kerze oder ein Teelicht anzünden. Vielleicht haben Sie einen Andachtsraum, den geflüchtete Menschen zum stillen Gebet nutzen können. Hilfreich besonders für orthodoxe Menschen wäre eine Marien- oder Christus-Ikone (bitte keine Ausdrucke auf Papier) und eine Sandschale mit bereit liegenden Stabkerzen.
- Sie können auf eine passende orthodoxe Gemeinde in der Nähe verweisen. Eine Liste orthodoxer Gemeinden finden Sie hier. Allerdings gibt es nicht überall in Niedersachsen orthodoxe Gemeinden, in denen die orthodoxen Menschen aus der Ukraine geistliche Gemeinschaft finden können.
Geflüchtete aus der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, die eine katholische Seelsorge suchen, können Sie an folgende Stellen in den römisch-katholischen Bistümern Hildesheim und Osnabrück verweisen.
Einen kurzen Hintergrundtext zur kirchlichen Situation in der Ukraine finden Sie hier. - Sie können Andachten und Gottesdienste so gestalten, dass christliche Geflüchtete aus der Ukraine sich willkommen fühlen können. Hier genügt mitunter schon ein Gruß in ukrainischer und russischer Sprache. Vielleicht beten Sie das Vaterunser gemeinsam in verschiedenen Sprachen. Überlegen Sie, ob es russischsprachige oder ukrainischsprachige Menschen in Ihrer Gemeinde gibt, die hierbei mitwirken können. Hier finden Sie eine Begrüßungskarte und Gebete in vier Sprachen.
Zudem ist es in der in der aufgeheizten Situation eines Krieges auch Aufgabe von Kirchengemeinden, zu differenzieren, Pauschalurteilen entgegenzutreten und Raum für Gespräch zu bieten. Aktuell heißt das zum Beispiel zu widersprechen, wenn Russischsprachigen, russisch Orthodoxen oder Russlanddeutschen pauschal unterstellt wird, das Handeln der aktuellen Regierung der Russischen Föderation zu unterstützen.
Hier sei nur zum einen darauf hingewiesen, dass der russische Bomben- und Raketenhagel in den ersten drei Kriegswochen auf Städte und Dörfer im vorwiegend russischsprachigen Osten und Süden der Ukraine niederging und dass sich die Menschen dort gegen die Aggressoren wehrten und sie keineswegs als „Befreier“ anerkannten. Zum anderen gehört ein Großteil der Orthodoxen in diesen Gebieten der russischen orthodoxen Kirche an. Die Flüchtlinge aus dem Osten und Süden der Ukraine sind also zum großen Teil russischsprachige Mitglieder der russisch-orthodoxen Kirche. Die Sicht der Russlanddeutschen auf den Ukraine-Krieg schließlich ist auf keinen Fall einheitlich.
Schließlich wenden sich an landeskirchliche Gemeinden vermehrt Geflüchtete orthodoxen Glaubens, weil Angehörige in der Ukraine gestorben sind. Wie Sie angemessen darauf eingehen können, erfahren Sie hier.
So spricht der HERR: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will dich gesund machen.
(2.Könige 20,5)