Ständegesellschaft Schule
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Eltern mit wenig Geld bekommen einer kirchlichen Studie zufolge vom Staat zu wenig Unterstützung, um die Schulsachen ihrer Kinder zu bezahlen. Die 100 Euro im Schuljahr, die Beziehern von Sozialleistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket zustehen, reichten bei weitem nicht aus. Pro Schuljahr fielen Kosten von mindestens 150 Euro an, heißt es in der Studie des Sozialwissenschaftlichen Institutes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die in Hannover vorgestellt wurde. Wenigstens diese Summe müsse auch gezahlt werden, forderte der Vorstand der Diakonie in Niedersachsen, Cornelius Hahn.
Besonders teuer ist der Studie zufolge das Einschulungsjahr, in dem Ranzen, Hefte und Schreibzeug erstmals angeschafft werden müssen. Dafür sind im Schnitt 300 Euro nötig. Wechselt das Kind an eine weiterführende Schule, wird es mit rund 350 Euro sogar noch etwas teurer. In diesen Jahren müsse es mehr Unterstützung geben fordert die Studie, die von der niedersächsischen Diakonie und der hannoverschen Landeskirche in Auftrag gegeben wurde.
Kinder aus ärmeren Familien hätten in Deutschland noch immer geringere Chancen, kritisierte der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Institutes, Professor Gerhard Wegner. "Da haben wir eine Ständegesellschaft." Der Bildungserfolg sei nach wie vor an die soziale Herkunft geknüpft. Die Bildungsdezernentin der hannoverschen Landeskirche, Kerstin Gäfgen-Track, ergänzte, auch mit Blick auf die vielen Flüchtlingskinder, müsse in die Bildung investiert werden.
Die Studie soll an alle niedersächsischen Schulen geschickt werden, sagte die Oberlandeskirchenrätin. Denn die Schulen könnten Eltern helfen, unnötige Kosten zu vermeiden. Nicht immer müsse zwingend ein Markenprodukt empfohlen werden, und nicht jedes Heft werde wirklich benötigt. "Wenn eine Arbeitshilfe wegfällt, die 18 Euro kostet, ist das viel." Hilfreich wäre zudem, das Geld für das nächste Schuljahr schon vor den Sommerferien auszuzahlen, damit Eltern nach günstigen Angeboten Ausschau halten könnten, hieß es.
Die Forscher befragten 321 niedersächsische Schulen. Dabei werteten sie Bedarfslisten aus und recherchierten die Preise in Discountern und Fachgeschäften. Eine Online-Befragung von Lehrern gab Auskunft über zusätzliche Kosten. Bei den Berechnungen bezogen die Wissenschaftler auch das Geld ein, das die Familien über die Regelsätze der Sozialleistungen etwa für Bücher oder Sportbekleidung ohnehin bekommen. Dennoch reichten die 100 Euro aus dem Bildungs- und Teilhabepaket nicht aus, betonte Andreas Mayert, der zu den Autoren der Studie gehört. Der Bund komme damit seinen Verpflichtungen nicht nach.