Kein Dialog auf Augenhöhe
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„Zwischen Europäern und Afrikanern ist ein Dialog auf Augenhöhe nicht möglich“, meinte die Diplom-Informatikerin Veye Tatah in ihrem Vortrag „Das Afrikabild der deutschen Medien“ während einer Veranstaltung im Hannoverschen Hanns-Lilje-Haus. Die Chefredakteurin der Zeitschrift Africa positive war auf Einladung des Büros für internationale kirchliche Zusammenarbeit (BikZ) des Ev.-luth. Missionswerks in Niedersachsen und der Initiative Südliches Afrika (INISA) nach Hannover gekommen, um mit Interessierten von Kirche und Medien über eine angemessene Darstellung Afrikas nachzudenken.
Den Grund dafür sieht Tatah in den vorgefertigten Bildern und Zuschreibungen, die sowohl in afrikanischen wie europäischen Köpfen fest verankert seien und die von allen Medien fast ohne Ausnahme weiter benutzt und verfestigt werden. In dieser Bilderwelt ist Afrika der Kontinent mit den schönen Landschaften und den hilfsbedürftigen unfähigen Menschen, während Europa reich, intelligent und sauber sei. Selbst wenn es Europäern möglich wäre, vorurteilsfrei auf Menschen aus Afrika zuzugehen, so hätten diese doch meist das negative Selbstbild und damit Minderwertigkeitsgefühle im Kopf.
Dass die undifferenzierte Darstellung in den deutschen Medien nicht absichtsvoll geschehe, stellte der zweite Referent des Abends, der Journalist Philipp Lemmerich dar, der im Herbst 2014 in Leipzig mit der Initiative JournAfrica eine Internetplattform aufgebaut hat, die Texte von afrikanischen Journalistinnen und Journalisten für die deutsche Presselandschaft zugänglich machen möchte.
So erfuhren die Zuhörer, dass ein Afrikakorrespondent der deutschen Zeitschriften und öffentlich-rechtlichen Medien durchschnittlich mehr als 30 Länder zu betreuen habe, von denen er etwa elf nie bereist habe. Auch die Infrastruktur und die Ausbildung für Korrespondenten sei durchweg mangelhaft. So spreche kaum jemand afrikanische Sprachen und Reisekosten sowie Recherchezeiten seien angesichts des ökonomischen Drucks der Korrespondentenbüros weit unterhalb des Bedarfs.
Auf den ökonomischen Druck der journalistischen Branche reagieren sowohl Tatah wie Lemmerich ähnlich. Beide arbeiten – ebenso wie ihre Kolleginnen und Kollegen bei Africa positive und JournAfrica – ehrenamtlich. Darum seien sie auch sehr offen für jede Form der Kooperation. Gerade die Kirchen hätten ein Bewusstsein für globale Themen. Das grundsätzliche Interesse an der Zusammenarbeit mit den Kirchen werde aber dadurch beeinträchtigt, dass Kirchen wie alle „Hilfsorganisationen“ Spenden einwerben müssten und darum das überkommene Bild des hilfsbedürftigen Afrika selbst förderten.
„Das wichtigste Instrument, das Afrikabild in den Köpfen dauerhaft zu verändern, ist die Möglichkeit, Menschen für einen längeren Zeitraum nach Afrika reisen zu lassen“, benannte Tatah den nach ihrer Meinung wirkungsvollsten Lösungsansatz. Dann ändere sich die Wahrnehmung und die Art des Denkens und Redens über Afrika. Darum lege sie große Hoffnung in die Freiwilligenprogramme, die junge Männer und Frauen für ein Jahr in eine afrikanische Alltagssituation bringen.
ELM Hermannsburg