„Kirche ist nicht nur für ältere Menschen“

Viele Menschen sitzen im Freien, rechts steht eine Person im Talar, weiter links ein Altar.

In Hardegsen wird nicht nur der Altar ins Rollen gebracht: Der Kirchenvorstand (KV) in Hardegsen mit Ertinghausen, Trögen und Üssinghausen um die junge Pastorin Anne Dill hat sich ein neues Gottesdienst-Format überlegt. Let’s go! Kirche! heißt es – und ist „etwas anders“ und „frischer“ als der herkömmliche Sonntagsgottesdienst um 11 Uhr, nämlich mit einem mobilen Altar auf Rollen. Im Freien. Per Du. Murmelnd, flüsternd über ein Thema miteinander ins Gespräch kommend. Und das kam so: „Zur 600-Jahrfeier der Kirche haben wir eine 600 Euro-Spende erhalten. Wir wollten damit etwas Besonderes gestalten und mal raus aus der Kirche, aktiv auf die Menschen zugehen – so kam die Idee des rollenden Altars auf. Da ein KV-Mitglied Architekt und ein anderes Grafiker ist, war unser Vorhaben ruckzuck umgesetzt“, blickt Anne Dill lächelnd zurück. Gebaut hat ihn dann die „Neue Arbeit“ Brockensammlung der Diakonie Göttingen.

Ein hölzerner Altar auf Rollen steht vor einer Grünfläche, auf der Leute auf Stühlen sitzen. Im Hintergrund Fachwerkhäuser.
Bild: Mareike Spillner
Let’s go! Kirche! heißt das etwas andere Gottesdienst-Format.

Denn Anne Dill und ihr Team sind der Meinung, dass sich Kirche verändern darf – und auch muss. So wie sich ja auch die Gesellschaft fortwährend weiterentwickelt. Madleene Knoke-Wünsch, 26 Jahre jung, aus Göttingen und seit 2018 im KV, beschreibt: „Wir möchten zeigen, dass Kirche viel mehr sein kann, als man auf den ersten Blick glaubt! Man hört oft genug Sätze wie: ‚Das ist doch völlig überholt und an der Realität vorbei‘. Ich denke auch, dass es Veränderung braucht und sich die Kirche dem Wandel der Zeit anpassen muss. Ich möchte aber gemeinsam mit dem KV zeigen, dass Kirche mehr kann als das, was die gesellschaftliche Meinung gerade prägt – und dass sie nicht nur etwas für ältere Menschen ist!“ Kirche werde künftig anders aussehen, andere Gottesdienstformen haben, andere Strukturen. Und daran gelte es, mitzuwirken. Aktiv mitzugestalten. Barbara Sasse, 61 Jahre, aus Hardegsen ergänzt: „Jeder von uns bringt sich im Kirchenvorstand mit seinen individuellen Stärken und Ideen ein. So macht die Arbeit im Team – bei allen Herausforderungen – richtig Spaß!“

Mehrere Menschen stehen im Altarraum einer Kirche, sie halten Blumen in den Händen. Links und rechts stehen zwei Personen in Talaren.
Vordere Reihe v.l.n.r.: Pn. i. R. Käthe von Gierke (hat als Assistentin mitgewirkt), Christian Weber (Trögen), Barbara Sasse (Hardegsen), Dr. Ute Scheiber (Hardegsen), Birgit Schlemme (Trögen), Heidrun Hühne-Müller (Hardegsen), Fabienne Heise (Hardegsen), Madleene Knoke (Göttingen), Pn. Anne Dill (ich). Hintere Reihe v.l.n.r.: Erhard Knoke (Hardegsen), Frank Wagner (Hardegsen), Hartmut Schütte (Üssinghausen).

Der bunt gemischte, sehr engagierte Kirchenvorstand – zwischen 25 und 70 Jahren jung – freut sich sehr, dass der „rollende Segen“ schon mehrfach zum Einsatz kam: In der Winterkirche, beim Tauffest im Burgbad und zur ersten „Let’s go! Kirche!“ im grünen Kirchgarten. Und das Team hat noch viele weitere Ideen, die nach und nach umgesetzt werden sollen. Mit dem rollenden Altar wollen sie durch die Gemeinde touren und Gottesdienste im Feuerwehrhaus oder in der Scheune feiern zum Beispiel. Dann wäre da noch das neue Projekt „Let’s Sing!“ von Kirchenvorsteherin Madleene Knoke-Wünsch, an dem generationsübergreifend alle mitmachen können, die Lust darauf haben, gemeinsam neue (Kirchen)Lieder zu singen. Und der nächste Einsatz des rollenden Altars steht ja auch schon in den Startlöchern: An Erntedank, dem 6. Oktober, um 10 Uhr auf dem Erdbeerhof Hartmann! So ist das mit neuen Ideen und Formaten, an denen alle mit Freude und Begeisterung dabei sind: Einmal ins Rollen gekommen, gibt es kein Halten mehr… Darüber freut sich auch Pastorin Anne Dill und betont: „Nicht alles, was passieren wird, wissen wir schon. Ich freue mich auf das, was sich ergibt. Eine lebendige Gemeinde macht meines Erachtens auch aus, offen zu sein, für das was kommt – und für das Wirken des Heiligen Geistes.“ 

Mehrere Menschen stehen am Einstiegsbereich eines Schwimmbeckens im Freien. Drei Personen stehen im Wasser.
Die Gemeinde probiert gern neue Ideen aus.
Mareike Spillner