„Kirchen machen einfach was mit Menschen“

Im Urlaub ein Gotteshaus kennenlernen - Cornelia Kenklies macht es möglich
Eine Gruppe Menschen steht um eine Frau in einer Kirche. Im Hintergrund ist ein Kreuz und eine Orgel.
Bild: Alexander Nortrup

Wenn Menschen Städteurlaub machen, ist meist eine Kirche nicht weit. Und durch viele bedeutende Kirchen Deutschlands und Europas hat Cornelia Kenklies schon einmal Gruppen geführt.

Die in Hannover geborene Kirchenführerin kennt die Faszination von sakralen Bauten und deren Wirkung auf ihre Besucher: „Kirchen machen einfach was mit den Menschen. Ganz gleich, ob sie darin eine Kerze anzünden, den Sternenhimmel im Gewölbe entdecken oder die Schnitzereien auf den Kirchenbänken.“

Klar: Im Sommer ziehe es Touristen bisweilen auch schlicht deshalb in Kirchengebäude, weil sie angenehm kühl sind - oder Schutz vor Regen bieten. Aber der Reiz der riesigen Gemäuer ist unvergleichlich, sagt die 68-jährige Kunsthistorikerin, die 40 Jahre als Reiseleiterin durch Kirchen geführt hat.

„Die Kathedralen in Frankreich und England kenne ich fast alle“, sagt Kenklies. Und von eher zarten Barockorgeln bis hin zu monumentalen Exemplaren, die Wände wackeln lassen, gehört natürlich auch Kirchenmusik zu ihren Themenfeldern.

Eine Frau mit einer weißen, bedruckten Bluse steht vor einem Altar und Heiligenbild.
Bild: Alexander Nortrup
„Der Reiz der riesigen Gemäuer ist unvergleichlich", sagt die 68-jährige Kunsthistorikerin.

Seit vielen Jahren hat die Weitgereiste ihren festen Standort im Alten Land und in Stade. Von den Kirchen dort könnte Kenklies stundenlang schwärmen und Aufregendes erzählen über Fresken, Kanzeln, Altäre - ohne Anstrengung, mit ganz viel Vergnügen. „Eine Führung ist wie eine Oper“, sagt die 68-Jährige: „Sie muss eine Ouvertüre und ein Finale haben.“

Eine Kerze zum Beginn eines Rundgangs zu entzünden, das hatte sie schon länger im Repertoire. Als Begrüßungsritual, um zur Ruhe zu kommen und den Raum zu erkunden. Spätestens seit 2015, als sie ihre Ausbildung zur kirchenpädagogischen Führerin abgeschlossen hat, gehört für sie auch ein Gebet zum Abschluss dazu.

Und selbst ganze Andachten und Reisesegen baut sie auf Wunsch in das Besuchsprogramm ein. Anstelle von Baustilen erklärt die Reiseexpertin aber auch gern einmal biblische Geschichten und ihre Hintergründe. Wer erkennt Jakobus oder Petrus? Was ist in den Kirchenfenstern eigentlich zu sehen?

„Eine Kirchenführung ist wie eine Oper. Sie muss eine Ouvertüre und ein Finale haben.“
Cornelia Kenklies

Dass Kirchen ihr grundsätzlich alle irgendwie gleich erscheinen, wäre massiv geflunkert. Eine aber gibt es, die ihr Herz immer wieder besonders erwärmt: St. Cosmae et Damiani, eine der Hauptkirchen der Hansestadt Stade. Zweimal im Monat hält Cornelia Kenklies dort ehrenamtlich Kirchenwache, jeden 1. Dienstag im Monat bietet sie kostenlose öffentliche Kirchenführungen an.

Und wenn dann gerade mal ein Moment der Ruhe ist, kann es die Frau, die sonst große Gruppen durch das Gebäude begleitet, auch ziemlich gut allein aushalten mit ihrer Kirche.

EMA/Alexander Nortrup