Junge Stimme im Kirchenparlament

„Miteinander unterwegs“: 15-Jährige Madita ist jüngstes Mitglied des Kirchenvorstands der Friedenskirche Unterlüß
Ein junges Mädchen mit langen Haaren sitzt auf einer roten Couch
Bild: Hartmut Günther/Madita Herrmann

Unterlüß liegt in der grünen Südheide. Die ansässige Waffenschmiede Rheinmetall prägt den Alltag des 3.500-Seelen-Örtchens, einkommenschwächere Familien und Flüchtlinge leben neben einer gehobenen Mittelschicht. Dem Kirchenvorstand der Friedenskirche liegt die Vielfalt der Gemeinde und Seelsorge da besonders am Herzen.

Unter dem Motto "Miteinander unterwegs" haben zehn Mitglieder des Kirchenvorstands der Friedensgemeinde Unterlüß ihre Amtszeit begonnen. Nicht nur die dünne Personaldecke sehen sie als Herausforderung.

An Board ist auch Madita Herrmann. Sie ist gerade einmal 15 Jahre alt, als sie zu Pfingsten als berufenes Mitglied in den Kirchenvorstand gehoben wird – um ihre Kirche mitzugestalten.

Die ersten Sitzungen in der Kirchenleitung liegen bereits hinter dem Teenager. Als berufenes Mitglied ist sie im Gremium zwar noch nicht stimmberechtigt, darf aber vor ihrem 16. Geburtstag am 4. August auf jeden Fall schon mal ihre Meinung sagen. „Ich finde es wichtig, dass ältere Generationen durch die Zusammenarbeit mit Jüngeren besser deren Bedürfnisse und Wünsche erkennen“, sagt sie.

Die 15-Jährige wurde von Pastor Hartmut Günther gefragt, ob sie sich neben der Aufgabe als Teamerin in der Jugendarbeit eine Mitarbeit im Kirchenvorstand vorstellen könne. „Auch wenn mich viele Menschen im ersten Augenblick als schüchternes, ruhiges Mädchen wahrnehmen – ich sehe das Amt auch als Möglichkeit, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken, lerne meine Meinung zu vertreten und durchzusetzen“, so das junge Mädchen.

Anfangs sei sie in der Runde, zu der noch zwei weitere junge Frauen zählen, etwas unsicher gewesen. „Aber die Vorstandsmitglieder sind alle sehr nett und akzeptieren mich als gleichwertiges Mitglied, obwohl ich die Jüngste bin.“

„Ich sehe mein Amt im Kirchenvorstand als Möglichkeit, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken.“
Madita Herrmann

Madita Herrmann hat gerade eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik bei Rheinmetall begonnen. Am späten Nachmittag beziehungsweise am frühen Abend geht es dann einmal wöchentlich nahtlos in die Konfirmandenstunde beziehungsweise in die Sitzungen des Kirchenvorstands.

„Wir tagen monatlich, immer abends, für rund eineinhalb Stunden. Da ist nochmal volle Konzentration gefordert, denn oft geht es beispielsweise auch um bauliche Maßnahmen. Und da muss ich mich schließlich erstmal reinfuchsen“, meint Madita Herrmann. Die Kinder- und Jugendarbeit ist der Auszubildenden eine Herzensangelegenheit. „Das ist bei mir ja noch nicht lange her“, sagt sie und lacht.

Erste Ideen der jungen Leute konnten bereits angeschoben oder umgesetzt werden. So findet im eigens für die Konfirmandenarbeit eingerichteten Atelier kreativer Unterricht statt. Einmal im Monat wird gemeinsam gekocht, auch um einsame Menschen aus dem Ort in die Gemeinschaft zu bringen.

Sich dabei selbst nicht als Einzelkämpferin zu sehen, sondern als Teil eines Ganzen, das ist es etwas, das für Madita Herrmann bei ihrer Mitarbeit im Kirchenvorstand am wichtigsten ist. Und wenn die 15-Jährige doch mal allein sein möchte, ist sie mit ihrem Hund draußen in der Natur unterwegs.

Viele Menschen tragen ein lilafarbenes Tuch.
Bild: Hartmut Günther/Madita Herrmann
Die erste Ideen der Jüngeren der zehn Mitglieder wurden bereits angeschoben oder umgesetzt.

Der Kirchenvorstand Unterlüß

Anzahl der Kirchenvorsteher und Kirchenvorsteherinnen: Zehn Mitglieder
Jüngstes Kirchenvorstandsmitglied: 15 Jahre alt
Ältestes Kirchenvorstandsmitglied: 72 Jahre alt
Größte Herausforderung: Seelsorge sowie die Kinder- und Jugendarbeit trotz dünner Personaldecke aufrechterhalten
Größter Wunsch für die Zukunft: die Friedenskirche zu einem Gemeindezentrum machen, in dem die Menschen zusammenkommen und genommen werden, wie sie sind.

 

Tanja Niestroj/EMA