Nach den Angriffen auf Israel haben am Montag in Hannover mehrere Hundert Menschen für Solidarität mit Israel und gegen den Terror der palästinensischen Hamas demonstriert. Die Polizei sprach von rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. „Das Gesicht des Hasses ist erbärmlich und würdelos“, sagte Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) mit Blick auf den Überfall mit bislang rund 800 israelischen Todesopfern. Die Hamas kenne kein Erbarmen und keine Menschlichkeit.
Zugleich mahnte die Ministerin, der Terror dürfe sich nicht nach Deutschland ausdehnen. „Wir werden das jüdische Leben in unserem Land schützen und uns gegen jede Form von Antisemitismus und Israelhass stellen“, sagte Behrens unter Applaus. Bei Demonstrationen werde die niedersächsische Polizei in Zukunft darauf achten, dass die Hamas und ihr Terrorismus nicht unterstützt werden, sagte sie: „Wer Terror bejubelt, tritt die Menschenwürde und die deutsche Verfassung mit Füßen.“
Unter den Teilnehmenden war auch der Bischofsrat der Landeskirche Hannovers mit Landesbischof Ralf Meister, Dr. Petra Bahr, Dr. Hans Christian Brandy, Friedrich Selter und Dr. Adelheid Ruck-Schröder. Aus der Kirchenleitung nahmen zudem der Präsident der Landessynode Dr. Matthias Kannengießer, der theologische Vizepräsident des Landeskirchenamtes Dr. Ralph Charbonnier und Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track teil, ebenso der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer.
Der jüdische Verbandspräsident Michael Fürst sagte, der von Gaza aus gestartete Überfall der Hamas habe zum größten Massensterben von Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust geführt. Zugleich mahnte er: „Nicht jeder Palästinenser ist ein Terrorist.“ Er sei froh, dass es in Niedersachsen ein hervorragendes Verhältnis zur palästinensischen Gemeinde gebe. Dies dürfe nicht durch einige „Verrückte“ zerstört werden.
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) betonte: „Jüdisches Leben ist auch unser Leben.“ Jüdische Menschen hätten ein Recht zu leben, wo auch immer: „Egal ob in Israel, in Berlin oder in Hannover.“ Die Hamas müsse die Waffen niederlegen, diesen „verdammten Terror“ beenden und die entführten Geiseln freilassen. Weitere Demonstrationen zu den Angriffen auf Israel gab es am Montag unter anderem in Hamburg, Stuttgart und München.
Weitere Solidaritätsbekundungen geplant
In Göttingen rufen Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) und der Rat der Stadt zu einer öffentlichen „Solidaritätsbekundung für die Menschen im Nahen Osten“ auf. Die Kundgebung findet statt am Mittwoch, den 11. Oktober um 18 Uhr am Hiroshimaplatz vor dem Neuen Rathaus, wie die Stadt am Montag mitteilte.
„Die Nachrichten vom barbarischen und grausamen Töten unschuldiger Menschen erschüttern mich zutiefst“, sagte Broisted. Der seit Jahrzehnten anhaltende Konflikt zwischen Israel und Palästina sei vielschichtig. Eines sei jedoch sicher: „Gewalt ist niemals eine Lösung.“ Wer möchte, kann den Angaben zufolge eine Kerze mitbringen und sie im Anschluss an die Kundgebung auf den Rathausstufen abstellen.
Die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft hat die Angriffe der Hamas auf Israel und zugleich die Gegenangriffe Israels auf den Gazastreifen „auf das Schärfste“ verurteilt. Das Mitgefühl gelte „den Angehörigen der vielen Toten und den Verletzten auf beiden Seiten“, sagte der Präsident der in Hilter bei Osnabrück ansässigen Gesellschaft, Nazih Musharbash.
Die Gesellschaft begrüße die Stellungnahme des UN-Generalsekretariats, die nur in der Gründung eines eigenen palästinensischen Staates neben Israel eine effektive Beruhigung der Lage sieht. „Beide Seiten haben es längst verdient, nebeneinander in Frieden zu leben“, sagte Musharbash.
Der ehemalige niedersächsische SPD-Landtagsabgeordnete machte die Weltgemeinschaft für die Gewalteskalation verantwortlich. Diese habe Israel stets unterstützt und die völkerrechtswidrige Besetzung und Annektierung palästinensischer Gebiete geduldet, sagte Musharbash, der in Jordanien geboren wurde und seit 1965 in Deutschland lebt.
Unter der „rechtsradikalen und streng religiös geführten“ Regierung von Ministerpräsident Netanjahu habe sich die Situation der Palästinenser dramatisch verschlechtert, sagte Musharbash, der sich derzeit in Jordanien aufhält. „Gezielte Tötungen und Verhaftungen, militärische Razzien und von Kabinettsmitgliedern angeführte Angriffe von militanten jüdischen Siedlern auf Palästinenser und ihr Eigentum haben zugenommen.“ In diesem Jahr seien mehr als 700 Palästinenser getötet worden. Die palästinensische Führung sei geschwächt, die Hamas sei im Laufe der Jahre immer stärker geworden, erläuterte Musharbash.