Pastor Peti Schmidt will alles, nur keine 08/15-Gemeinde sein. Deshalb bietet er an jedem Tag im Jahr die Möglichkeit zur Taufe an. Das kann im Kreis der klassischen Kreis Gottesdienstgemeinde am Taufbecken der Alt-Garbsener Kirche sein oder eben in dem Rahmen, den sich die Menschen für ihre eigene oder die Taufe ihres Kindes wünschen. Sogar im Seelzer Hafen hat der 41-Jährige, mit seinem Talar im Gepäck, schon Halt gemacht. Spontane Anmeldungen sind nicht nur möglich, sondern erwünscht. Welche Resonanz er auf sein Angebot erlebt und warum für ihn das 365-Tage-Taufangebot so wichtig ist, erzählt Pastor Schmidt im Interview.
Warum erklären sie sich freiwillig bereit, an 365 Tagen im Jahr zu taufen? Reicht der Sonntagsgottesdienst nicht aus oder muss man im Internet-Zeitalter einfach zu jeder Tages- und Nachtzeit parat stehen?
Schmidt: Nun, am liebsten taufe ich natürlich im Hauptgottesdienst am Sonntag, weil ich den Täufling dann gleich der Gemeinde vorstellen kann. Aber wir leben in einer globalen Welt. Und viele Familien, die mit Paten und Gästen ein großes Fest feiern wollen, bevorzugen eher den Samstag, an dem deshalb bei uns auch schon mal drei Taufen hintereinander stattfinden.
Der Sonntagvormittag ist als Tauftermin immer noch sehr stark in den Köpfen der Menschen verankert, weshalb sich die Familien eben gelegentlich auch entscheiden, aus organisatorischen Gründen einfach nicht taufen zu lassen. Das zu beobachten, war vor zwei Jahren einer von vielen Gründen, unsere Taufkampagne ins Leben zu rufen.
Ihre Taufkampagne, wie sieht die aus?
Schmidt: Die Taufkampagne ist aus dem Team heraus entstanden, das ich seit Beginn meiner Arbeit als Pastor der Alt-Garbsener Gemeinde vor neun Jahren in alle wichtigen Entscheidungen mit einbeziehe. Wir wollen keine 08/15-Kirchengemeinde sein, sondern serviceorientiert denken und auf die Menschen zu gehen. Dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen.
Jeder redet über Kirchenaustritte. Uns ist es wichtig, die Menschen in unserer Kirche erst einmal anständig zu begrüßen - und zwar mit einer Taufe. Und wir taufen nicht nur in der Kirche, sondern eben dort, wo die Familien feiern möchten - und zwar an jedem Tag im Jahr. Das gilt übrigens ebenso für Hochzeiten.
Wie groß ist denn die Sehnsucht nach Segensmomenten an einem vielleicht außergewöhnlichen Ort?
Schmidt: Der Ursprung der Taufe liegt im Wasser. Deshalb freue ich mich natürlich, wenn sich die Leute wünschen, mit mir oder einem der anderen Pastoren in einen See zu steigen. Aber meinen Hauptauftrag sehe ich darin, Gottes Segen zu geben. Und wenn die Taufe irgendwo draußen in der Natur unter freiem Himmel oder im Gartenpool der Täuflingsfamilie stattfinden soll, dann fahre ich auch gern 50 Kilometer oder weiter. Ich habe auch schon an meinem eigenen Geburtstag getauft, und anschließend haben wir einfach zusammen gefeiert.
Wie spontan sind Sie, wenn der Wunsch nach einem Tauffest an Sie herangetragen wird? Wie lange dauert es, bis alle Formalien erfüllt sind
Schmidt: Theoretisch kann es drei Tage nach Anfrage losgehen. Auf das Taufgespräch lege ich allerdings großen Wert, denn so sehr ich mich über das Feiern und Zelebrieren freue: Menschen sollen die Taufe nicht allein als Event sehen, sondern zu mir kommen, weil das Kind eine Beziehung mit Gott eingehen soll.
Muss man eigentlich Kirchenmitglied sein für eine Taufe?
Schmidt: Nein, Eltern müssen nicht in der Kirche Mitglied sein, die Paten schon. Das Kind wird mit der Taufe Kirchenmitglied und das Schöne ist, viele Eltern sind durch die Taufe ihrer Kinder auch wieder eingetreten. Ich liebe es, Menschen mit Gott zu verknüpfen und als Theologe ermutige ich natürlich jeden dazu, diesen Schritt zu tun. Aber genau genommen ist meine Aufgabe ist natürlich nur, drei Mal Wasser auf den Kopf zu geben und das Kind in unserer Gemeinde willkommen zu heißen.
Teil der Taufkampagne ist übrigens auch, dass jedes Baby eine Quietscheente bekommt und damit lebenslanges Startrecht für das Pfingst-Entenrennen der Alt-Garbsener Kirche hat. Außerdem haben wir im Gemeindehaus einen Willkommenszähler installiert, um jedem vor Augen zu führen, dass es mit dem richtigen Konzept gelingen kann, die Menschen für Kirche zu begeistern.