Endlich war es so weit: mit neuem Kleid und gebügeltem Hemd standen Max Theodor und Carlotta Marie bis zu den Knien im Wasser, Pastorin Bodil Reller schöpfte mit der Hand Wasser aus dem See und taufte die Zwillinge „…auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes… Amen.“ Die Familie und die eingeladenen Gäste hatte sich seit Wochen auf die Taufe im Springhorstsee bei Burgwedel in der Region Hannover gefreut. „Für uns hat die Seetaufe eine ganz besondere Bedeutung“, sagt Vater Mayk Riekenberg, „denn ursprünglicher geht es eigentlich nicht.“
Mit dieser Ansicht sind sie längst nicht die Einzigen. Taufen in Schwimmbädern, im Fluss oder See oder gar im Meer sind in vielen Gemeinden mittlerweile möglich. Seit letztem Jahr unterstützt die Hannoversche Landeskirche mit der Aktion „Gottesgeschenk“ Tauffeste mit Geld und Materialien, die den Tag für alle Beteiligten schön und besonders machen sollen. Manche Gemeinden organisieren Orchester-Konzerte am See oder feiern mit Dutzenden Menschen am Nordsee-Strand. „Das kommt wirklich gut an - es ist toll, wie viele Gemeinden zu Tauffesten einladen und Menschen gemeinsam feiern“, sagt Richard Gnügge, Tauf-Beauftragter der Hannoverschen Landeskirche. „Gottesgeschenk“ geht damit nach dem Start in 2022 in die nächste Runde. „Letztes Jahr waren es mehr als 300 Anträge für besondere Aktionen und auch in diesem Jahr sind es schon mehr als 200 – das ist richtig gut“, findet Richard Gnügge.
Da die Begegnung der Täuflinge mit dem kühlen Nass natürlich an warmen Tagen am meisten Freude macht, bieten sich Feste im Sommer an. Der Johannistag am 24. Juni hat dabei in diesem Jahr nochmal einen besonderen Schwerpunkt, den die Evangelische Kirche in Deutschland gesetzt hat. Ihr Motto: „Weil Du ein Segen bist.“ Landauf landab werden am Samstag hunderte Tauffeste in ganz Deutschland gefeiert – Kinder wie Erwachsene. „Mit der Taufe explizit den Segen Gottes zugesprochen zu bekommen – das ist ein besonderer Moment, da geschieht nochmal etwas mit den Menschen“, sagt Richard Gnügge. Dabei bedeutet die Taufe neben dem Zuspruch des Segens auch die Mitgliedschaft in der christlichen Gemeinschaft. Viele Eltern verbinden die Taufe zudem mit dem Wunsch des Schutzes und der Begleitung ihres Kindes.
Und damit es nicht bei einem besonderen Tag im Leben bleibt, gibt es ab Herbst von der Landeskirche auch eine Kampagne zur Tauferinnerung: analog wie digital mit Postkarten, Aktionsideen für Patinnen und Paten, Geschichten zum Anschauen – damit das einmalige Erlebnis Taufe bewusst durch das ganze Leben begleitet.
Der Johannistag
Der Johannistag erinnert an die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer. Jesus selbst ließ sich laut dem Neuen Testament im Jordan taufen; im Markusevangelium ist zu lesen, dass sich der Himmel auftat und der Heilige Geist auf ihn herabkam. So trug Jesus seinen Jüngern wiederum später auf: „Geht nun hin zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen: Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!“ (Mt 28,19). Das Datum 24. Juni ist dabei quasi das halbjährliche Gegenüber zu Weihnachten.