Ob Hund, Katze oder Kaninchen – Tiere werden in Seniorenheimen oder Einrichtungen für psychisch kranke Menschen und von Demenz Betroffene ganz häufig als Co-Therapeuten eingesetzt. Tanja Brunn von der Tabea Tagesbetreuung für Demenzerkrankte hat ihre Gäste im Garten der Einrichtung des Evangelischen Hilfsvereins e.V. mit ungewöhnlich flauschigen Besuchern überrascht – den beiden Alpakas Kevin und Kiowa. Berührungsängste hatten weder die handzahmen Hengste, noch die Seniorinnen und Senioren. Wie selbstverständlich ließen sich die Alpakajungs von Züchter Oliver Menke das dichte Fell kraulen und schnabulierten mitgebrachte Leckereien.
„Die Alpakas sind unheimlich drollig und strahlen so viel Ruhe aus, das tut unseren Besuchern gut“, sagt Tanja Brunn. Die Leiterin der Tagesbetreuung absolviert gerade eine Weiterbildung zur Pflegeexpertin für Menschen mit Demenz und ist begeistert, wie viele positive Erlebnisse aus der Vergangenheit den Besuchern im Umgang mit den Tieren wieder ins Gedächtnis gerufen werden. „Eine Dame hat erzählt, dass sie früher auf einem Hof mit vielen Tieren gelebt hat und das Streicheln der Tiere hat zahlreiche Erinnerungen geweckt“, sagt Tanja Brunn.
Oliver Menke und Dr. Sabine Weinrich züchten die Alpakas auf einem Hof in Langenhagen. 30 Tiere leben auf dem Gestüt mittlerweile mit Familienanschluss. „Das ist auch der Grund, warum der tierische Trupp in dem Trubel zwischen Senioren und Pflegepersonal so entspannt bleibt“, sagt die Tierärztin. Neben Wanderungen, Stallführungen, Geburtstags- oder Junggesellenabschieden bietet sie gemeinsam mit Menke im kleinen Rahmen tiergestützte Therapien an.
Gerda Holz sitzt eigentlich im Rollstuhl. Für die sonst in den südamerikanischen Anden lebenden Tiere kommt die 84-Jährige mit Leichtigkeit auf die Beine. Denn Alpakas schaffen das, was Pfleger, Ärzte und Angehörige bei Menschen mit Demenz nur schwer erreichen können: Dass sie sich lebendig und gebraucht fühlen. Und so huscht ein Lächeln über Gerda Holz‘ Gesicht, als sie Kevin in seine großen, braunen Augen schaut und ihm eine Handvoll Futter reicht. „Von Demenz Betroffene werden aktiver, wenn sie Kontakt zu Tieren haben“, weiß Tanja Brunn. Grund genug, den ungewöhnlichen Besuchsdienst weiter auszubauen.